MIT Technology Review 9/2017
S. 16
Aktuell

LEBENSMITTEL

Fleisch aus Tierzellen

Foto: Memphis Meats

Fleisch essen, ohne dafür Tiere zu töten? Geht es nach Memphis Meat, ist das bald möglich. Das kalifornische Start-up erzeugte jetzt Enten- sowie Hühnerfleisch aus tierischen Zellen und 2016 bereits ein Hackbällchen. Das Fleisch wuchs in der Petrischale heran. Die Ursprungszellen stammten aus Biopsien von Tieren.

Bei der Herstellung sind allerdings viele Hürden zu nehmen: Eine Herausforderung ist die Suche nach qualitativ hochwertigen Zellen, um den optimalen Nahrungs-, Protein- und Fettgehalt zu erreichen. Auch Geschmack und Textur müssen überzeugen. Außerdem ist es schwierig, eine tierschonende Nährlösung herzustellen. Laut Geschäftsführer Uma Valeti will Memphis Meats in fünf Jahren auf dem Markt sein. Noch liegen die Produktionskosten für 450 Gramm Fleisch bei 2400 Dollar, 2022 soll es dann nicht mehr teurer sein als ein Premiumsteak. Die niederländische Firma Mosa Meat hat die Kosten inzwischen von 250000 Euro auf rund 10 Euro pro Hamburger gesenkt. INGE WÜNNENBERG

BIOTECH

Smarte Sonnencreme aus DNA-Kristallen

Die Bilder des Rasterelektronenmikroskops zeigen die Wirkung von normalem Licht (a/b), von UV-A-Licht (c/d) sowie von UV-B-Licht (e/f) auf die mit DNA beschichteten Glasträger. Foto: Gasperini et al./ Scientific Report

Sonnenbäder lassen die Haut altern, schädigen das Erbgut und können zu Hautkrebs führen. Obwohl die ultraviolette Strahlung im Sonnenlicht DNA-Moleküle in den Zellen zerstören kann, eignet sich ein dünner Film aus DNA-Kristallen als effizienter Sonnenschutz. Die Gruppe um Guy German von der Binghamton University im Bundesstaat New York analysierte diesen Effekt in einer Studie (DOI: 10.1038/s41598-017-06884-8) und entdeckte, dass der UV-Schutz bei stetiger Bestrahlung sogar noch zunahm.

Trocknete eine wässrige DNA-Lösung, entstand auf einem Glasträger eine dünne Schicht aus kristallisierten DNA-Molekülen. Nur etwa drei Milligramm pro Quadratzentimeter genügten, um mehr als 90 Prozent der gefährlichen UV-B- und UV-C-Strahlung einer Testlampe zu absorbieren. Der UV-A-Anteil des Lichts wurde immerhin um etwa ein Fünftel reduziert. Dünnere DNA-Filme boten zuerst weniger Schutz, doch stieg die UV-Absorptionsrate mit der Zeit aufgrund der partiellen Zersetzung der DNA-Kristalle und einer zunehmenden Lichtstreuung sogar an. JAN OLIVER LÖFKEN

BAUtechnik

Erdbebensicher durch Nachgeben

Die neuen Verbindungen stabilisieren ein Gebäude bei einem Erdbeben. Foto: Fraunhofer WKI

Verbindungselemente, die Häuser erdbebensicher machen, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung – Wilhelm-Klauditz-Institut WKI entwickelt. Im Hochbau werden sehr häufig senkrechte Pfosten mit waagerechten Balken verbunden. Steht ein Gebäude ruhig da, müssen diese Verbindungen fast ausschließlich senkrechte Lasten aufnehmen. Während eines Erdbebens allerdings fangen Gebäude an zu schwingen. Dabei werden die Verbindungen von Balken und Pfosten so stark auf Biegung beansprucht, dass die meisten herkömmlichen Konstruktionen nachgeben.

Die Ingenieure des Fraunhofer WKI haben nun sogenannte „ultra-hochleistungsfähige Momentenverbindungen“ hergestellt. Sie können die bei Erdbeben auftretenden Biegemomente aufnehmen, indem sie elastisch nachgeben. Damit werden selbst hohe Bauten erdbebensicher. Das haben die Forscher in Simulationen überprüft. Die Momentenverbinder lassen sich bei beliebigen Baustoffen und Konstruktionen einsetzen. In ein bis zwei Jahren sollen sie serienreif sein. KARSTEN SCHÄFER