MIT Technology Review 9/2017
S. 26
Am Markt

KaFFEE

Die Revolution wird vertagt

Die Kaffeemaschine von Bonaverde röstet, mahlt und brüht in einem Arbeitsgang. Frischer kann Kaffee nicht sein, aber ist er auch lecker?

Nicht weniger als eine Revolution des Kaffeetrinkens verspricht das Berliner Start-up Bonaverde mit seiner Maschine. Denn das Gerät röstet, mahlt und brüht in einem Arbeitsgang – und der Rohkaffee kommt direkt vom Erzeuger.

Geraume Zeit hatte Bonaverde mit technischen Problemen zu kämpfen. Ende Juli traf nun endlich ein Testexemplar der Maschine bei uns in der Redaktion ein. Sie ist ähnlich hübsch wie ein Gaming-Tower-PC aus den frühen 1990er-Jahren. Da, wo sich beim PC das CD-Laufwerk befand, sitzt eine Schublade, die auf leichten Druck herausspringt und die Röstkammer freigibt. Darunter liegt ein Bedienfeld mit der Aufschrift „Scan“ und einem von bunten LEDs erleuchteten Kreis.

Der Scanner liest die Informationen aus RFID-Tags, die auf jedem Kaffeetütchen von Bonaverde kleben. Sie enthalten das Temperaturprofil für die Röstung der grünen Bohnen und Steuerbefehle für die Maschine. Hinter dem Scanner liegt das Mahlwerk, aus dem der frische Kaffee direkt in einen Filter rieselt. Richtig gelesen: Der Kaffee wird aufgebrüht wie früher bei Mutti. Das gilt unter hippen Kaffeetrinkern derzeit als das Nonplusultra der Zubereitung.

Jedes Tütchen, das sich auch gleich als Filtertüte nutzen lässt, enthält 45 Gramm Rohkaffe. Genug für bis zu einen Liter Kaffee. Jedes RFID-Tag lässt sich allerdings genau einmal auslesen – nach Angaben des Herstellers aus „Sicherheitsgründen“. Individuelle Rezepte sind damit unmöglich. Schon bald, sagt Frederic Simon von Bonaverde, soll es aber möglich sein, die Maschine über das Internet anzusprechen und so Röstprofile anzupassen. Oder zu erlauben, worauf echte Kenner schwören: Für sie muss der frisch geröstete Kaffee bis zu 24 Stunden ruhen, denn erst dann könne er sein Aroma voll entfalten.

Unser Testexemplar arbeitet noch stur ihr Standardprogramm ab. Sie riecht dabei nach einer Mischung aus angekokelter Plastikisolierung und angebranntem Brot. Der Geruch wird leider erst mit der Zeit vom Aroma von Röstkaffee überlagert. Der Geruchsfilter, an dem Bonaverde lange gearbeitet hat, scheint zwar zu wirken, aber nicht so gründlich wie erhofft. Exakt zwölf Minuten später heult das Mahlwerk auf, die Maschine röchelt leise und verkündet nach 20 Minuten mit einem dezenten Ping, dass der Kaffee fertig ist.

Leider ist das Ergebnis nach so viel Aufwand ein bisschen enttäuschend. Der Kaffee schmeckt nicht schlecht, ist aber auch nicht besonders aufregend. Er ist nicht zu bitter, mir persönlich ein bisschen zu sauer, aber es gibt so gut wie keine Röstnoten im Abgang, und mit Milch wird das Getränk vollends charakterlos. Die Revolution des Kaffeetrinkens habe ich mir anders vorgestellt.

Produkt: Bonaverde Berlin Hersteller: Bonaverde Preis: 799 Dollar (Vorbestellung, wird ab Herbst 2017 ausgeliefert) Link: https://bonaverde.com/en/berlin/