MIT Technology Review 1/2018
S. 97
Fundamente
Rückschau

Wunschkonzert

An dieser Stelle blicken wir zurück aufArtikel, die vor fünf Jahren in Technology Review erschienen sind. Diesmal: Technik, auf die wir warten

TECHNOLOGY REVIEW 1/2013 In manchen Fällen hat sich das Warten gelohnt.

Man wird ja wohl noch träumen dürfen – unter diesem Motto schrieb die TR-Redaktion vor fünf Jahren auf, welche neuen Produkte sie sich wünschte. Einiges davon ist Utopie geblieben: So kann man sich zum Beispiel immer noch keine Urlaubsfotos als Hologramm ausdrucken lassen. Und eine „Soßenorgel“, die aus wenigen Zutaten automatisch leckere Soßen mischt, ist ebenso wenig in Sicht wie wirklich flexible Stromtarife.

Auch die drahtlose Übertragung von Strom kommt nicht wie erhofft voran: Zwar gibt es mittlerweile viele Induktionsladesysteme für Handys und Elektroautos, doch noch immer müssen Sender- und Empfängerspulen dazu dicht beieinander liegen. Von einem System, das beliebig im Raum platzierte Gadgets über die Luft mit Strom versorgt, ist bis auf ein paar Ankündigungen nichts zu hören. Immerhin hat Apple 2015 ein Patent dafür eingereicht, Geräte per Funkwellen zu laden.

Etwas weiter gediehen sind Brillengläser mit einstellbarer Stärke. Forscher der University of Utah stellten 2017 Linsen aus Glycerin vor, deren Brechkraft elektronisch geregelt werden kann. Für ein marktreifes Produkt sind sie aber noch viel zu klobig.

Schneller ging die Realisierung eines anderen Wunsches in Erfüllung: ein gemeinsames Navi für Verkehrsmittel wie Bahn, Auto, Taxi, Flugzeug oder Fahrrad. Noch im Jahr 2013, wenige Monate nach Erscheinen unserer Wunschliste, startete die Deutsche Bahn den Betatest ihres Routenplaners Qixxit. Daimler hat mit Moovel eine ähnliche App entwickelt.

Auch beim Thema „interaktive Bücher“ gibt es zumindest einen Teilerfolg zu melden. Wir träumten damals von einem Lehrbuch, das sich automatisch an den Lernfortschritt des Lesers anpasst. Dieses Gebiet der „EdTech“ (Educational Technologies) ist im Silicon Valley derzeit schwer angesagt. Adaptive Lernsoftware-Plattformen wie Carnegie Learning bieten hauptsächlich Unterstützung für Mathematik. Der Konkurrent Knewton Learning hat auch Kurse für andere Fächer wie Chemie und Wirtschaft im Angebot.

Automatische Dolmetscher, die wir uns damals wünschten, sind mittlerweile ebenfalls auf dem Markt. Mit den Pixel Buds bietet Google für 179 Euro Bluetooth-Ohrhörer an, die gesprochene Sätze in 40 Sprachen hin und her übersetzen sollen. Wünschen hilft eben manchmal. GREGOR HONSEL