Was macht ein Elektrochemiker?
Elektrochemiker sind Spezialisten für Energiespeicher und Korrosionsschutz. Die zunehmende Elektromobilität hat die Nachfrage nach Batterieexperten stark erhöht.
Vor etwa 15 Jahren war die Elektrochemie auf einem Tiefpunkt. „Das Fach erschien vielen als etwas altbacken, und man sah nur wenig interessante Jobs“, sagt Andreas Bund, Fachgebietsleiter des einzigartigen Masterstudiengangs Elektrochemie und Galvanotechnik an der Technischen Universität Ilmenau.
Für Elektrochemiker gibt es zwei Betätigungsfelder: den Korrosionsschutz und die Batterieentwicklung. Insbesondere Letzteres hat zu dem jüngsten Aufschwung des Fachs beigetragen. Die Berufsaussichten seien mittlerweile sehr gut, betont Bund.
Klaus Leitner, 39, ist einer, der davon profitiert. Er hat an der Technischen Universität Graz technische Chemie studiert mit den Schwerpunkten Elektrochemie und Batterietechnologie und anschließend promoviert. Leitner hatte interessante Stellenangebote aus aller Welt. Er entschied sich für BASF und forscht seitdem am Standort Ludwigshafen am Kathodenmaterial von Lithium-Ionen-Akkus.
Das derzeit am häufigsten eingesetzte Kathodenpulver ist ein Lithium-Mischmetall-Oxid. „Wir ändern die chemische Zusammensetzung des Pulvers und dessen Partikel- sowie Oberflächenbeschaffenheit, um mehr Speicherkapazität zu erreichen, die Herstellungskosten zu senken und die Zyklusfestigkeit zu verbessern“, sagt Leitner.
Um diese drei Ziele zu erreichen, verändert Leitner die einzelnen Stoffmengen und variiert im Reaktor die Rührgeschwindigkeit, den pH-Wert und die Temperatur des Gemischs. Anschließend wird das Pulver im Ofen auf fast 1000 Grad erhitzt. „Um Kapazität und Stabilität zu messen, stellen wir Testbatterien her.“ Oft sind das nur wenige Milligramm. Die Batterien werden permanent geladen und entladen und die Außentemperatur auf 45 Grad erhöht, um den Alterungsprozess zu beschleunigen.
In Leitners Job kommt es auf sehr präzise Messungen und wissenschaftliches Fingerspitzengefühl an. „Ich erhebe eine Fülle an Daten aus Auswertungen, die allein für sich genommen wenig aussagen. Wenn man sie aber verknüpft und interpretiert, kann man erfolgversprechende Spuren erkennen.“ Peter Ilg