MIT Technology Review 12/2018
S. 106
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Hefedoktor?

Die Europäische Union finanziert die länderübergreifende Ausbildung von Doktoranden zum „Hefedoktor“. Denn in der Hefe steckt großes Potenzial. Sie sorgt für neue Biersorten und bessere Biokraftstoffe.

Frederico Mendonça Bahia Silva entwickelt neue Hefestämme, um Biobenzin aus Pflanzenabfällen zu gewinnen. Foto: privat

Ein Labor an der Jacobs University Bremen. Frederico Mendonça Bahia Silva schwitzt bei molligen 30 Grad, während er mit einer Pipette aus einem Glaskolben eine milchige Flüssigkeit saugt. Der Biotechnologie-Student steht in einem Brutraum für Hefekulturen. „Ich möchte verbesserte Hefestämme entwickeln“, sagt der 27-jährige Doktorand, der in einem länderübergreifenden EU-Forschungsprojekt den Titel „Hefedoktor“ erwerben will. „Mein Ziel ist es, Biobenzin aus Pflanzenabfällen zu gewinnen“, erklärt der Brasilianer Silva. Das Problem: Herkömmliche Hefe kann nur bestimmte Zuckerarten, die in Getreide oder Zuckerrüben stecken, zu Ethanol vergären. Um auch den schwer verdaulichen Zucker zu zerlegen, der in zellulosehaltigem Weizenstroh, Maisresten, Holzabfällen oder Sägespänen enthalten ist, braucht es hochgezüchtete Hefestämme.

„Hefen sind spannend für die angewandte Wissenschaft, weil sie leicht handhabbar, robust und sehr vielseitig sind“, erklärt Elke Nevoigt, Professorin für Molekulare Biotechnologie an der Jacobs University Bremen. Das Spektrum reicht von eher klassischen Anwendungen wie der Herstellung von Medikamenten oder der umweltfreundlichen Produktion von Biokraftstoffen und Chemikalien bis hin zur Suche nach neuen Geschmacksrichtungen für Biere und Weine.

So will der bulgarische Molekularbiologe Nikola Gyurev Hefestämme mit Geschmacksrichtungen und Gärungseigenschaften entwickeln, die bei Konsumenten und Bierbrauern gleichermaßen gut ankommen. Solche Hefen mit neuen Kombinationen von Merkmalen züchtet der 27-Jährige durch Kreuzung verschiedener Stämme und screent dann mit modernsten genetischen Methoden die molekularen Eigenschaften, die den neuen Geschmacksrichtungen zugrunde liegen.

Diese konventionelle Technik der Selektionszucht wird laut Gyurev das Bierbrauen noch stark verändern. Denkbar seien maßgeschneiderte Hefestämme, um beispielsweise ein Bier herzustellen, das zwar würzig schmeckt, aber dennoch einen niedrigen Alkoholgehalt hat. „Durch Züchtung lässt sich ein Geschmack zehnfach verstärken“, erklärt Gyurev. Welches Aroma am besten ankommt, wird in Bierverkostungen ermittelt. Deren Ergebnisse und genaue Messungen der für die Aromen im Bier verantwortlichen Chemikalien werden dann genutzt, um spezifische Geschmacksprofile zu erstellen.

Ob Bier, Wein, Sake oder andere Produkte – in dieser schätzungsweise 500 Milliarden Dollar schweren Industrie sind hoch entwickelte Hefestämme extrem wichtige Rohstoffe. Die Berufsaussichten für Hefespezialisten sind daher gut. JOSEPH SCHEPPACH

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Mehr Geld mit Doktortitel

Das Webportal Gehalt.de hat 5888 Datensätze von Berufseinsteigern mit Bachelor-, Master- oder Doktortitel ausgewertet und für fünf Berufe ermittelt, wie stark das Gehalt mit einem Master- oder Doktortitel gegenüber einem Bachelor ansteigt.

In einigen Positionen ist ein Doktortitel zudem Grundvoraussetzung, etwa für die Laborleitung in Pharmaunternehmen. Umgekehrt kann der Titel aber auch hinderlich sein. So unterstellen Arbeitgeber Doktoren häufig wenig Praxiserfahrung. Außerdem nehme die Bedeutung des Titels generell ab. Hatten im Jahr 2005 noch 51,9 Prozent der Vorstandsmitglieder in Dax-Unternehmen einen Doktor, waren es 2015 nur noch 38 Prozent.

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Frauen führen Teams besser

Arbeitsgruppen, die von Frauen geführt werden, erzielen bessere Ergebnisse als unter männlicher Führung. Zu dem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Kalabrien in einem breit angelegten Feldexperiment. Dafür haben 430 Studenten freiwillig eine Prüfungsleistung als Teamarbeit erbracht. Die Zusammensetzung der Teams und die Führungsrolle wurden ausgelost.

Ergebnis: Die frauengeführten Teams erbrachten wesentlich bessere Prüfungsergebnisse als die männer-geführten. Besonders Frauen zeigten unter weiblicher Führung deutlich bessere Leistungen. Die individuellen Leistungen der Führungsfrauen waren allerdings schwächer als die ihrer männlichen Kollegen. Die Forscher vermuten, dass Frauen ihre Zeit eher zum Wohle der Gruppe einsetzen, auch wenn ihre eigenen Leistungen darunter leiden. Sich selbst schätzen die Teamleiterinnen nicht besser ein als ihre männlichen Kollegen. Männliche Gruppenmitglieder bewerteten weibliche Führung dagegen schlechter als männliche Teamleiter.

In ihrer Studie kommen Maria De Paola, Francesca Gioia und Vincenzo Scoppa zu dem Schluss, dass frauengeführte Teams vom uneigennützigen Engagement der Teamleiterinnen sowie deren Organisations- und Motivationstalent profitieren. KARSTEN SCHÄFER

Studiengänge

Die Fachhochschule Westküste bietet zum Sommersemester 2019 den neuen Masterstudiengang Wirtschaft, Medien & Psychologie an. Der Online-Studiengang soll Studenten auf die Übernahme von Managementaufgaben vorbereiten. In den Projektarbeiten können Studenten Fragestellungen aus ihrer beruflichen Tätigkeit wissenschaftlich aufarbeiten und die Ergebnisse im Unternehmen umsetzen. Bewerbungsschluss ist der 15. Januar.

Link: fh-westkueste.de/wmp

 

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heidenheim startet im Oktober 2019 den neuen dualen Studiengang BWL – Digital Business Management. Kern des Studiums ist eine solide betriebswirtschaftliche Ausbildung. Gleichzeitig sollen die für das Verständnis von digitalen Transformationsprozessen relevanten IT-Kenntnisse vermittelt werden.

Link: bit.ly/2Oecdyj

 

Die MSH Medical School Hamburg bietet zum Wintersemester 2019/2020 den neuen Masterstudiengang Krankenhausmanagement an. Die Studenten sollen durch eine interdisziplinäre Ausbildung auf das Management von Krankenhäusern, medizinischen Versorgungszentren, Rehabilitationseinrichtungen, pharmazeutischen Unternehmen, Versicherungen und Gesundheits- und Sozialbehörden vorbereitet werden. Dafür werden im Curriculum neben ökonomischen auch rechtliche, ethische und sozialwissenschaftliche Module angeboten.

Link: bit.ly/2ClG59M