MIT Technology Review 12/2018
S. 16
Aktuell

BIOMETRIE

Großversuch abgeschlossen

Passanten, die nicht am Versuch teilnehmen wollten, hatten einen eigenen Eingang. Foto: Wolfgang Kumm/ Dpa Picture-Alliance

Ein Jahr lang lief am Berliner Südkreuz ein Pilotversuch zur automatischen Gesichtserkennung. Drei Systeme sollten in zwei Testphasen 312 beziehungsweise 201 Freiwillige erfassen. Etwa 61000-mal passierten diese Probanden – mit Fotos registriert und Bluetooth-Sendern ausgestattet – die drei eigens installierten Kameras. Die im ersten Testlauf noch mäßige Trefferrate von 68,5 Prozent ließ sich in der zweiten Phase über die parallele Auswertung aller drei Systeme auf 91,2 Prozent steigern. Die Bundespolizei bewertet dies als Erfolg. Doch immer noch blieben die gesuchten Personen in knapp zehn Prozent der Fälle unerkannt. Die Falschtrefferrate betrug knapp ein Promille. Das bedeutet: Einer von 1000 Passanten wurde im Schnitt fälschlicherweise als gesuchte Person identifiziert. Hochgerechnet auf täglich 100000 Passanten bedeutet das 100 Fehlalarme am Tag, denen die Polizei einzeln nachgehen müsste. Der Chaos Computer Club kritisierte eine beschönigende und unwissenschaftliche Auswertung der Testergebnisse. Weitere Versuche könnten folgen, die Entscheidung steht noch aus. JAN OLIVER LÖFKEN

NEUROTECH

Gedanken im Netzwerk übertragen

Die Möglichkeit, Gedanken direkt an das Gehirn einer anderen Person zu senden, klingt nach Science-Fiction. Aber genau daran arbeiten Wissenschaftler. Mithilfe der Elektroenzephalographie (EEG) wollen sie Gedanken auslesen. Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) soll die Information dann auf andere Gehirne übertragen.

2015 verbanden Andrea Stocco und seine Kollegen von der University of Washington in Seattle bereits zwei Menschen über ein solches Brain-to-Brain-Interface. Diesmal vernetzten sie drei Probanden für ein Tetris-ähnliches Spiel.

Ein Teilnehmer hatte die Aufgabe, die Bausteine einzubauen, konnte aber nur einen Teil des Spielfelds sehen. Also musste er von den anderen mit Rechts-links-Kommandos dirigiert werden. Um ihre Befehle zu codieren, schauten diese in Lichtquellen, die entweder mit 15 oder 17 Hertz blinkten. Dadurch erzeugten ihre Gehirne ein starkes elektrisches Signal mit der gleichen Frequenz, mittels dessen sie kommunizierten.

„Gehirn-Hirn-Schnittstellen haben das Potenzial, nicht nur neue Grenzen in der menschlichen Kommunikation und Zusammenarbeit zu öffnen, sondern uns auch ein tieferes Verständnis des menschlichen Gehirns zu vermitteln“, sagt Stocco. INGE WÜNNENBERG

VERKEHR

Laser lädt Drohne auf

Die Batterien von Drohnen halten selten länger als eine halbe Stunde. Die US-Armee kann mit derart kurzen Flugzeiten wenig anfangen. Die Militärforschungsbehörde Darpa hat daher ein Projekt namens „SUPER PBD“ gestartet, um Drohnen im Flug aufzuladen – mittels gerichtetem Laser. In Experimenten gelang es bereits, Strom über mehr als zehn Kilometer zu übertragen. Dabei wird der Laser auf Solarpaneele gerichtet, die in den Flügeln sitzen. Diese laden den integrierten Akku konstant auf. Eine so versorgte Drohne könnte ununterbrochen in der Luft bleiben. Derzeit wird noch untersucht, wie man das System auch durch Wolken, Regen und Nebel effizient genug einrichten kann. Zudem müssen Fragen der Sicherheit geklärt werden – die Strahlen dürfen weder Menschen noch andere Flugobjekte gefährden. BEN SCHWAN