MIT Technology Review 2/2018
S. 97
Fundamente
Rückschau

Mobiltelefon vom Maker

An dieser Stelle blicken wir zurück auf Artikel, die vor fünf Jahren in Technology Review erschienen sind. Diesmal: Fertigung im Hobbykeller

TECHNOLOGY REVIEW 2/2013 3D-Druck und Fab Labs boomen, aber Roboter bleiben in der Nische.

Wie weit wird die Revolution gehen?“, fragte TR in Heft 2/2013 – gemeint war die Fertigung mit 3D-Druckern und preiswerten Robotern. Tatsächlich löste in den folgenden Jahren kaum eine Produktionstechnik so viel Begeisterung aus wie der 3D-Druck. Geräte unter 5000 Dollar machen inzwischen mehr als 90 Prozent des gesamten Absatzes aus.

Und auch „Makerspaces“ oder „Fab Labs“ boomen. Dort können sich Nutzer 3D-Drucker, Lasercutter und Ähnliches teilen. Gab es vor fünf Jahren 150 Fab Labs weltweit, sind es inzwischen über 1200. Und anders als 2013 vermutet, lassen sich dort heute auch so komplexe Geräte wie Mobiltelefone herstellen – zum Beispiel das DIY Cellphone von David Mellis.

Dennoch kommt die Idee von Fabriken in Hinterhöfen oder auf Schreibtischen nicht so recht voran. Der Absatz „kollaborativer Roboter“, wie der damals vorgestellte Baxter, wächst zwar jährlich um zehn Prozent, aber sie sind nach wie vor Nischenprodukte. Und bei 3D-Druckern kann von einem Jahresabsatz von 1,1 Millionen Geräten, wie man ihn damals für 2017 prognostizierte, keine Rede sein. 2016 wurden weltweit knapp 400000 Stück verkauft, und der Zuwachs im vergangenen Jahr war bei Weitem nicht rasant genug, die Millionengrenze zu knacken. Für viele Verbraucher ist die Modellierung von 3D-Objekten trotz einfacher browserbasierter CAD-Programme wie Tinkercad oder Vectary immer noch eine Herausforderung. Auch die langsamen Druckgeschwindigkeiten der populären FDM-Drucker, in denen Plastikdrähte aufgeschmolzen werden, rufen bei Neulingen regelmäßig ungläubiges Staunen hervor. Selbst ein Legostein kann bei hoher Auflösung über eine Stunde dauern.

Der Verkauf von Industriemaschinen war in den letzten beiden Jahren sogar rückläufig. Das könnte sich jedoch ändern: Beim deutlich schnelleren – aber auch deutlich teureren – Lasersintern oder -schmelzen von Metall- und Kunststoffpulvern hat es seit 2013 den größten Zuwachs an Patentanmeldungen gegeben. Hier ist eine Steigerung der Geschwindigkeit um den Faktor drei zu erwarten – entscheidende Voraussetzung dafür, dass Begeisterung und Wirtschaftlichkeit zusammenfinden. NIELS BOEING