MIT Technology Review 4/2018
S. 42
Horizonte
Verkehr

Automobile Fernbeziehung

Algorithmen hin, Sensoren her – bis autonome Autos völlig ohne menschliche Hilfe zurechtkommen, dürfte noch einige Zeit vergehen. Münchener Forscher arbeiten deshalb am „teleoperierten Fahren“. Von Modellautos kennt man es ja, aber wie fühlt es sich an, einen ausgewachsenen Wagen fernzusteuern?

Jean-Michael Georg am Führerstand des ferngesteuerten Wagens. Foto: Gregor Honsel

Ob ich es mal richtig krachen lassen soll? Ich nehme mir ein Herz und trete aufs Gas. Die Wege wirken plötzlich viel enger, vor allem in den Kurven. Ich denke an Johannes Feiler und lasse es bei elf Kilometern pro Stunde gut sein. Schließlich ist er es, der sich in diesem Moment mit einem Audi Q7 über den Garchinger Campus der TU München schaukeln lassen muss. Ich selbst sitze währenddessen rund hundert Meter entfernt an einer Art Fahrsimulator.

Abgesehen davon, dass ich gerade einen realen 2,5-Tonner über reale Straßen steuere, erinnert das Ganze an ein Videospiel. Tatsächlich stammen Lenkrad und Pedale vom Computerzubehör-Hersteller Logitech. Dazu kommen noch drei im Halbkreis aufgestellte 22-Zoll-Bildschirme, die mir ruckelnde Bilder von einer Front- und zwei Seitenkameras zeigen. Ich sehe ein Stück Motorhaube, aber wo genau das Auto aufhört und wie viel Platz noch bis zum Bordstein ist, kann ich allenfalls erahnen.