MIT Technology Review 5/2018
S. 110
Karriere
Ausbildung

Was macht eine Mikrotechnologin?

Mikrotechnologen sind Spezialisten für die Verfahrenstechnik. Die beiden Schwerpunkte in diesem Ausbildungsberuf sind Produktionsprozesse für Halbleiter und Mikrosystemtechnik.

Lisa-Maria Brunner im Reinraumanzug beim Testen der Nassätzanlage auf elektrische Leitfähigkeit. Foto: Infineon Technologies AG

Lisa-Maria Brunner ist 19 Jahre alt und arbeitet in der Chip-Produktion bei Infineon in Regensburg. Sie trägt einen Overall, Mundschutz, Kopfhaube, Handschuhe und Stiefel. Um in den Reinraum zu gelangen, Voraussetzung für die Herstellung von Mikrochips, muss sie noch durch die Luftdusche gehen und die Oberfläche ihrer Kleidung penibel reinigen. Dann steht sie in der Produktionshalle, in der mehrere Hundert Maschinen Chips fertigen. Als gelernte Mikrotechnologin ist Brunner für die Reinraumtechnik zuständig. Im Sommer 2017 hat sie ihre Ausbildung bei Infineon abgeschlossen.

Mikrotechnologe ist eine dreijährige duale Ausbildung im Wechsel zwischen Berufsschule und Betrieb.

Brunner überprüft regelmäßig Luftfeuchtigkeit und Temperatur. „Beides muss immer einen konstanten Wert haben.“ Weitere Parameter sind die Partikeldichte in der Luft und die Luftgeschwindigkeit. „Eine zielgerichtete Luftströmung von oben nach unten sorgt dafür, dass Partikel, die vom Menschen oder von der Anlage abgegeben werden, im Doppelboden kontrolliert entsorgt werden.“ Denn sonst könnten die Partikel die winzigen Strukturen auf den Chips beschädigen. Brunner überprüft auch die elektrische Leitfähigkeit, etwa von Roboterarmen, die die Chips drehen, heben, eintauchen. „Die Greifer dürfen nicht elektrostatisch geladen sein, das könnte die Schaltungen auf den Chips zerstören.“ Um mit den Messgeräten richtig umgehen zu können, braucht sie handwerkliches Geschick. Und um sie in ein Netz fürs Monitoring einzubinden, sind Softwarekenntnisse nötig. „In meinem Job kommt es vor allem auf die Qualität meiner Arbeit und Genauigkeit von Messergebnissen an.“ Wenn Werte nicht stimmen, übergibt sie an Kollegen vom Gebäudemanagement.

Trotz Digitalisierung boomt der Markt für Mikrotechnologen allerdings nicht unbedingt. Insgesamt ging die Anzahl der Berufsabschlüsse zwischen 2004 und 2016 von 222 auf 114 im Jahr zurück. „Die Halbleiterindustrie unterliegt starken Schwankungen“, sagt Karlheinz Müller, Mitglied des Berufsbildungsausschusses des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Aktuell hat Infineon seine Azubistellen erhöht, ebenso Firmen wie Bosch, Continental und Osram. Eine Weiterbildungsmöglichkeit ist die zum geprüften Prozessmanager Mikrotechnologie. Peter Ilg

ARBEITSMARKT

Digitalisierung schafft Arbeitsplätze

Entgegen vieler anderer Studien kommen die Wissenschaftler des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass die Technologien der Industrie 4.0 (selbstständig, automatisch) mehr neue Stellen schaffen, als in der Industrie 3.0 (IT-gestützt) und Industrie 1.0/2.0 (manuell) verdrängt werden (obere Grafik). Zudem hat das ZEW untersucht, welche Fähigkeiten künftig wichtiger werden – basierend auf der Entwicklung zwischen 2011 und 2016 (untere Grafik). KArsten SCHÄFER

AUSBILDUNG

Neuer Test zeigt versteckte Talente

Viele ungelernte Arbeitskräfte haben Schwierigkeiten, einem neuen Arbeitgeber ihre Qualifikation nachzuweisen, obwohl sie oft jahrelang Tätigkeiten von Facharbeitern ausgeübt haben. Um solche Fähigkeiten festzustellen, haben die Bertelsmann Stiftung und die Bundesagentur für Arbeit den Test Myskills entwickelt, der im Multiple-Choice-Verfahren mittels Bildern und Videos handwerkliches Wissen abfragt. Arbeitsagenturen wollen den vierstündigen, mehrsprachigen Test vorerst für acht, später für 30 Berufe anbieten. Nach dem Test erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, mit dem sie ihre Qualifikation nachweisen können, um leichter eine Stelle zu finden. KARSTEN SCHÄFER

Studiengänge

Die TU Darmstadt und die Goethe-Universität Frankfurt bieten zum Wintersemester 2018/19 den neuen Bachelorstudiengang Medizintechnik an. In 80 Prozent der Lehrveranstaltungen sollen an der TU Darmstadt ingenieurwissenschaftliche Kernkompetenzen und in 20 Prozent medizinische Grundlagen an der Uni Frankfurt vermittelt werden. Bewerbungen sind vom 1. Juni bis 15. Juli 2018 an der TU Darmstadt möglich.

Link: bit.ly/2JzJv9O

 

Die Hochschule Esslingen startet gemeinsam mit dem Springer Wissenschaftsverlag zum Wintersemester 2018/2019 einen neuen Fernstudiengang zum Master in Biotechnologie. Das Angebot richtet sich an Biotechnologen und Laborfachkräfte, die sich praxisorientiert weiterbilden wollen. Das Fernstudium dauert 5,5 Semester. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2018.

Link: bit.ly/2Hmxtjo

 

Die Hochschule Fresenius bietet zum Wintersemester 2018/2019 den neuen Master-Studiengang Digital Psychology an. Neben wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen und Wissen über die neuen Technologien wird zu 60 Prozent psychologisches Know-how vermittelt. Im Studienverlauf können die Studierenden abschließend zwischen drei Schwerpunkten wählen: Psychologie des Digitalen HR-Managements, Psychologie des Digitalen Marketings oder Digitale Gesundheitspsychologie & Beratung.

Link: hs-fresenius.de