MIT Technology Review 8/2018
S. 87
Meinung

Elektromobilität

Eine Frage der Kernkompetenz

Jetzt machen es also die Chinesen. Der Zellhersteller Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL) kommt nach Thüringen und baut eine Batteriezellenproduktion für die deutschen Autohersteller auf, die nach wie vor kein Interesse an einer eigenen Zellproduktion haben. Das fehlende Know-how aufzubauen würde Milliarden kosten. Die Deutschen behaupten daher, ihr Know-how liege in der Batterie, also in dem Verschalten der Zellen, dem Temperatur- und Lademanagement. Dabei sind Batterieexperten sicher, dass mindestens 50 Prozent des Entwicklungspotenzials von Batterien in den Zellen stecken. Tesla hat das früh erkannt und ist eine Kooperation mit Panasonic für die Zellfertigung in seiner Gigafactory eingegangen. Das Model 3 zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn der komplette Antriebsstrang als Kernkompetenz begriffen und selbst entwickelt wird. Experten, die das Model 3 bis zur letzten Schraube zerlegten, entdeckten etwa, dass Tesla deutlich weniger seltenes Kobalt in den Batteriezellen einsetzt. Auch die Leistungselektronik und der Elektromotor sind Eigenentwicklungen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind und sich optimal ins Fahrzeug einfügen. Das spart Platz, Gewicht und Kosten – und bringt mehr Leistung sowie Reichweite. Bei letzterer liegen die deutschen Hersteller noch um Jahre zurück. Vollmundige Ankündigungen gibt es zwar reichlich, doch nur zu ebenso happigen Preisen. Das Model 3 ist schon für 35000 Dollar zu haben und wirft dabei Gewinn ab. Kernkompetenz kann sich also auszahlen.