MIT Technology Review 1/2019
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Chirurgiemechaniker?

Mit Hightech und Fingerspitzengefühl fertigt er medizinische Implantate und Operationswerkzeuge.

Chirurgiemechaniker Christian Borowski beim Prüfen von OP-Besteck. Foto: B.Braun Melsungen AG

Florian Menner ist wohl der einzige Mensch, der das Instrument, mit dem er operiert wurde, selbst geschliffen hat. Mit einem Sternumsägeblatt aus seiner Werkstatt nämlich wurde ihm bei seiner Herz-OP das Brustbein (Sternum) durchtrennt. Der 25-Jährige arbeitet als Chirurgiemechaniker in der Abteilung Medizintechnik und IT am Klinikum der Universität München. „Präzision und Qualität sind oberstes Gebot“, sagt der gebürtige Münchner, der für die Reparatur, Wiederaufbereitung, Wartung und Endfertigung von Operationsinstrumenten zuständig ist. Oft geht es in seiner Arbeit um überraschende Details. Die Oberfläche beispielsweise darf nicht allzu glänzend sein, sonst würde sie den Chirurgen blenden, wenn sich das helle Operationslicht darin spiegelt. Kommt das Instrument also zu glatt aus der Fräse, muss Menner es beim Sand- oder Glasperlenstrahlen blendfrei machen.

Chirurgiemechaniker sind für die Entwicklung neuer Instrumente gefragt. „Es ist die Synthese aus moderner Fertigungstechnik und unserem handwerklichen Geschick, das letztendlich ein qualitativ hochwertiges Produkt ausmacht“, sagt Christian Borowski von der Aesculap AG. Der 26-Jährige leitet dort eine sechzig Mann große Werkstatt und fertigt neben Sägen, Nadelhaltern, Pinzetten, Skalpellen und Arterienklemmen auch Prothesen und Implantate. Dazu erstellt Borowski mithilfe eines CAM-Systems (Computer Aided Manufacturing) die Bauanleitung für Hüftgelenke und andere Implantate. Daraus entstehen an CNC-Dreh- und Fräsmaschinen zunächst sogenannte Halbzeuge, also halb fertige Produkte. „Ich stelle aus diesen vorgefertigten Teilen hochpräzise und qualitativ anspruchsvolle Instrumente her“, erklärt Borowski.

Dreieinhalb Jahre dauerte seine duale, gewerblich-technische Ausbildung im Metallbereich. Die Auszubildenden sind dafür abwechselnd in ihrem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule für Chirurgiemechaniker, der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule im württembergischen Tuttlingen. In der Region haben sich mehr als 400 Unternehmen angesiedelt, die chirurgische Instrumente herstellen oder reparieren. Es ist also ein guter Ort für berufsspezifische Fächer wie Instrumentenkunde, technisches Zeichnen, Fertigungstechnik und Anatomie. Joseph Scheppach

INNOVATION

Siemensstadt 2.0 für Berlin

Siemens will 600 Millionen Euro in einen Innovations- und Zukunftscampus in Berlin investieren. Das rund 100 Hektar große Stadtquartier soll bis 2030 entstehen und Forschungseinrichtungen, Start-ups, Einzelhandel und Hotels anziehen. Außerdem sollen viele Wohnungen entstehen, mindestens ein Drittel davon als öffentlich geförderter Wohnraum für Studenten und Familien. Dafür hat Berlin zugesagt, einen stillgelegten U-Bahnhof wieder in Betrieb zu nehmen, eine schnelle Verbindung zum neuen Flughafen zu schaffen und für flächendeckendes Breitbandinternet in Siemensstadt zu sorgen. KARSTEN SCHÄFER

AUSBILDUNG

Ansehen wichtiger als Spaß und Interesse

Für junge Menschen ist der wichtigste Faktor bei der Berufswahl nicht, ob ihnen der Job später Spaß macht oder sie dafür geeignet sind, sondern wie hoch der Beruf in ihrem sozialen Umfeld angesehen ist. Das geht aus einer Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) unter mehr als 1700 Schülerinnen und Schülern hervor.

Diese Entwicklung stellt besonders für das Handwerk ein Problem dar. Denn immer mehr Jugendliche machen Abitur, und ihre Eltern erwarten oft einen Hochschulabschluss. Häufig haben Jugendliche auch falsche Vorstellungen von Handwerksberufen.

Das BIBB schlägt jetzt neue Wege vor, um junge Menschen fürs Handwerk zu begeistern – etwa Azubis als Botschafter in Schulen für ihre Ausbildung werben zu lassen. KARSTEN SCHÄFER

Studiengang

Die Hochschule Darmstadt bietet zum Sommersemester 2019 den neuen Bachelor-Studiengang „Expanded Realities“ an. Der Studiengang vermittelt nicht nur die technischen Aspekte der Virtual, Augmented und Mixed Reality. Beim Konzipieren, Gestalten und Produzieren neuer Welten und Anwendungen lernen die Studenten auch, optimal angepasste Inhalte zu erstellen. Bewerbungsschluss ist der 15. Januar 2019.

Link: er.mediencampus.h-da.de