Energie | Umwelt | MIT Technology Review

Nachruf

Evolution im Zeitraffer

Manfred Eigen brachte Tempo in die Naturwissenschaften und erhielt dafür den Nobelpreis.

Manfred Eigen

Foto: Ullstein Bild/Teutopress

Wäre der Zweite Weltkrieg nicht gewesen, stünde Manfred Eigens Nachruf wohl nicht hier, sondern in einem Magazin für klassische Musik. Aus einer Musikerfamilie stammend, war Eigen schon als Jugendlicher erfolgreicher Pianist. Weil er jedoch in französische Kriegsgefangenschaft geriet, konnte er nicht weiter spielen. Nach seiner Freilassung entschied er sich stattdessen für ein Studium der Physik und Chemie.

Als junger Wissenschaftler wollte er nicht akzeptieren, dass es unmessbar schnelle Reaktionen gab, und so entwickelte er mit 26 Jahren die Relaxationsmethode. Sie beruht darauf, dass jede chemische Reaktion in einem Gleichgewicht endet: Neben dem Endprodukt sind immer auch noch die Ausgangsmoleküle vorhanden. Eigen brachte die Reaktion durch einen kräftigen Schubs aus dem Gleichgewicht – mit Druck, elektrischen Feldern, erhöhter Temperatur oder Schallwellen. Anschließend maß er, wie lange es dauert, bis sich das Gleichgewicht wieder eingestellt hat. Daraus berechnete er die Geschwindigkeit der eigentlichen Reaktion.