MIT Technology Review 3/2019
S. 16
Aktuell

ENERGIE

Mehr Photovoltaik im Winter

Solaranlagen auf Bergen haben einen hohen Wirkungsgrad. Foto: EPFL/ CRYOS

Photovoltaikanlagen in hochalpinen Regionen könnten den Rückgang des Solarstroms im Winter halbieren – zumindest in der Schweiz. Denn in großen Höhen wird die Sonneneinstrahlung weniger durch Wolken oder Nebel beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Schweizerischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne. Außerdem reflektieren Schnee und Eis das Sonnenlicht, das dadurch auch auf die Rückseite einstrahlt und – beim Einsatz zweiseitiger PV-Module – den Ertrag weiter erhöht. Für die im Winter recht flach stehende Sonne müssten die Module steiler aufgestellt werden, was den weiteren Vorteil hätte, dass sie weniger Fläche benötigen. KARSTEN SCHÄFER

Umwelt

Artenvielfalt am Klang erkennen

Aufnahmegeräte verraten, was alles in der Nähe lebt. Foto: Justine Hausheer/ TNC

Welchen Erfolg haben Maßnahmen zum Artenschutz? Ohne aufwendige Feldforschung ließ sich das bisher kaum feststellen. Nun haben Princeton-Forscher einen kostengünstigeren Weg gefunden: Im Regenwald haben sie Aufnahmegeräte verteilt, die über Solarzellen Strom beziehen, Umgebungsgeräusche aufzeichnen und diese per Mobilfunk an eine Basisstation schicken.

Eine spektrale Analyse der Geräusche gibt Hinweise darauf, welche und wie viele Tiere sich in bestimmten Gebieten aufhalten, wie die Forscher in der Zeitschrift Science schreiben (DOI: 10.1126/science.aav1902).

Die Aufnahmen können auch auf Wilderei, illegale Rodungen, Brände oder die Vertreibung einheimischer Tiere durch exotische Spezies hinweisen. COSIMA ERMERT

Lebensmittel

Computer als Feinschmecker

Spanische Wissenschaftler haben herausgefunden, warum manche Rezepte besonders lecker sind. Die Analyse löst ein scheinbares Paradoxon: 2004 entwickelten die Köche Francois Benzi und Heston Blumenthal die Hypothese des „Food Pairing“. Die geht davon aus, dass Lebensmittel gut zusammen schmecken, wenn sie Aromen miteinander teilen. Schokolade und Blauschimmelkäse etwa teilen 73 verschiedene Geschmacksmoleküle miteinander. 2011 ergab eine Studie jedoch, dass Köche in Asien meist Lebensmittel kombinieren, die keinerlei Aromen gemeinsam haben.

Tiago Simas von Telefonica Research in Barcelona und Kollegen analysierten nun am Computer beliebte Rezepte aus den verschiedensten Regionen und fanden dabei einen interessanten Zusammenhang (arxiv.org/abs/1704.03330): Wenn zwei Zutaten in einem beliebten Rezept vorkommen, die keine Aromen teilen, gibt es oftmals eine dritte Zutat, deren Geschmacksrichtungen mit denen des ersten Paares übereinstimmen. Zum Beispiel teilen Aprikose und Whiskey ihre Aromen nicht miteinander, haben aber Aromen mit Tomaten gemeinsam. Dadurch entsteht eine Aromakette. Die Forscher nennen den Effekt "Food Bridging". Wolfgang STIELER

Geschickt gestrickt

Foto: Maria Verhulst

30 Kilogramm Stahlseile, 25 Kilogramm Stoff – mehr brauchten Forscher der ETH Zürich nicht, um fünf Tonnen Beton zu verschalen. Eine kommerzielle Maschine strickte dazu ein 3D-Textilteil, das bereits sämtliche Wölbungen und Taschen enthielt. Es musste nur noch an Stahlseilen befestigt und mit Zement bespritzt werden. Das ganze Projekt dauerte nur fünf Wochen – deutlich weniger als bei einer konventionellen Verschalung.

MaRKTFORSCHUNG

Image der Tech-Industrie auf Rekordtief

Banken und Finanzkonzerne haben spätestens seit der Finanzkrise von 2008 ein notorisch schlechtes Image. Doch auch die IT-Branche hat in den letzten Jahren ihren vormals guten Ruf verspielt. Zu diesem Schluss kommt das Schweizer Forschungsinstitut Media Tenor. Es hat dazu Hunderttausende Beiträge im Fernsehen und in der Wirtschaftspresse aus den Jahren 2001 bis 2018 untersucht, die in den USA, Großbritannien und Deutschland veröffentlicht wurden.

Laut Bericht stand die Informationstechnik bis 2015 eher in einem guten Licht, danach werden die Beiträge deutlich negativer. Besonders 2017 und 2018 sei beim Vertrauen ein Rekordtief erreicht worden. „Trust Meltdown“ („Kernschmelze des Vertrauens“) nennen die Forscher das.

Das hängt wohl damit zusammen, dass es bei Facebook, Google, Uber & Co. mittlerweile regelmäßig zu Datenskandalen kommt, zu Hacks und technischen Problemen. Eine potenzielle Gegenmaßnahme laut Media Tenor: mehr Transparenz und mehr Kommunikation.

Ein schwacher Trost: Banken, Verkehrsunternehmen, Landwirtschaft und Werbung haben derzeit laut „Handelsblatt“ ein noch schlechteres Image. BEN SCHWAN