MIT Technology Review 4/2019
S. 14
Aktuell

MATERIAL

Zement aus dem Sonnenofen

Lampen simulieren Sonnenhitze für den Drehofen (rechts). Foto: DLR

Die Zementproduktion ist derzeit für etwa neun Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Diese Belastung könnte mit Sonnenlicht reduziert werden. Wissenschaftler vom Institut für Solarforschung am DLR in Köln konnten mit simulierter Sonnenhitze Zement-Rohmehl in hoher Qualität herstellen.

Gkiokchan Moumin konnte mit künstlichem, konzentrierten Sonnenlicht Kalk und Ton in einem Drehofen auf bis zu 1000 Grad aufheizen. Bei diesem „Kalkbrennen“, das in herkömmlichen Zementfabriken mit fossilen Brennstoffen geschieht, entsteht unter Abspaltung von Wasser und Kohlendioxid der Zementgrundstoff Calciumoxid.

Die Versuche legen die Grundlage für eine solare Zementproduktion in sonnenreichen Regionen. Die dazu nötigen hohen Temperaturen können mit solarthermischen Turmkraftwerken erreicht werden, in denen das von Hunderten Spiegeln reflektierte Sonnenlicht konzentriert wird. JAN OLIVER LÖFKEN

sind für mehr als 50 Prozent der auf Twitter geteilten Falschmeldungen zuständig. Laut der Studie „Fake News on Twitter“, die im Magazin Science erschienen ist, werden fast 80 Prozent der Fake News von wenigen hyperaktiven Accounts verbreitet. Größter Übeltäter: teilautomatische Kanäle.

Chemie

Kohle aus Kohlendioxid

Eine flüssige Metalllegierung dient als Katalysator, um CO2 den Sauerstoff zu entreißen. Dabei bilden sich an der Oberfläche Kohlenstoff-Flocken. Grafik: University of Melbourne

Über Jahrmillionen entstand Kohle aus abgestorbenen Pflanzen. Sehr viel schneller kann sie auch aus Kohlendioxid gebildet werden (DOI: 10.1038/ s41467-019-08824-8). Dazu entwickelten Torben Daeneke und seine Kollegen an der University of Melbourne einen elektrochemischen Prozess mit einer Metalllegierung aus Gallium, Indium und Zinn („Galinstan“) als Katalysator. Dieser noch bei Raumtemperatur flüssigen Legierung fügten die Forscher geringe Mengen des Metalls Cer hinzu, das mit dem Sauerstoff der Luft zu Ceroxid oxidierte. In einer elektrochemischen Zelle unter etwa 1 Volt Spannung gesetzt, entstand wieder reines Cer. Das Metall zeigte auch eine ausreichend hohe chemische Aktivität, um zugefügten Kohlendioxid-Molekülen ihren Sauerstoff zu entreißen. Übrig blieben hauchdünne, hochporöse Flocken aus reinem Kohlenstoff, die sich an der Oberfläche der flüssigen Metalllegierung absetzten. Diese könnten laut Daeneke als Elektrodenmaterial in Akkus verwendet werden. So könnte das Treibhausgas aus der Atmosphäre dauerhaft gebunden werden. JAN OLIVER LÖFKEN