MIT Technology Review 7/2019
S. 70
Horizonte
Drogen
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Fotomontage: Steve Gschmeissner/SPL u. Shutterstock

High mit Hefe

Cannabis ist als Arzneimittel anerkannt. Nun wollen Biotechnologen die wirksamen Cannabinoide mit Hefe herstellen, um den Bedarf zu decken. Doch von da ist es nur ein kleiner Schritt zu Drogen in industrieller Produktion.

Im vergangenen Herbst reiste John Melo nach Amsterdam, um einen der größten Investoren seines Unternehmens zu besuchen. Während des langen Wochenendes, erzählt der CEO des amerikanischen Biotech-Unternehmens Amyris, unternahm er einen Abstecher in die berühmten „Cafés“ der Stadt. Er wollte Kiffer interviewen. „Weshalb und wie häufig tun sie das?“, wollte Melo wissen. „Ich wollte das Wesen hier verstehen. Wonach suchen sie und was finden sie?“

Der Grund für seine Fragen war, dass Amyris im Begriff ist, in das Cannabis-Geschäft einzusteigen. Das Unternehmen hat bereits gezeigt, dass es mit Bäckerhefe Flugzeugtreibstoff, ein Malariamedikament und kalorienfreie Süßstoffe herstellen kann. Nun will es dieselben Organismen gentechnisch so verändern, dass sie Cannabinoide produzieren. Cannabinoide sind die medizinisch interessanten Moleküle im Marihuana. Doch der Anbau der Hanfpflanzen benötigt viel Wasser, Platz und Strom. Unternehmer in Denver etwa bauten so viele Gewächshäuser, dass der Stromverbrauch der Stadt spürbar stieg. Melo glaubt, dass es billiger und besser geht.