MIT Technology Review 12/2020
S. 36
Horizonte
Retro
Grafik: Shutterstock

Die neue Laserdisc

Schallplatten boomen, doch keiner produziert mehr die Maschinen, um sie herzustellen. Nun will ein österreichischer Entwickler die Branche mit Lasertechnologie wiederbeleben.

Von Thomas Brandstetter

Die gute alte Schallplatte ist nicht totzukriegen. Während Streamingdienste längst das Musikbusiness dominieren, hat das vermeintliche Relikt aus früheren Zeiten nicht nur bloß seine Nische gefunden. Die Verkaufszahlen von Vinyl steigen rasant, in den USA lag der Umsatz mit ihnen im ersten Halbjahr 2020 sogar über den CDs – zum ersten Mal seit 1986. Getragen wird der Boom nicht nur von Nostalgikern, die vom einzigartigen Klang der Platten schwärmen (und dabei oft ins Esoterische abdriften), sondern auch von all jenen, denen der besitzlose Musikkonsum via Streaming zu abstrakt und unsicher ist. Sie wollen die Tonträger ­ihrer Lieblingsband zu Hause im Regal stehen haben, sie sammeln, anfassen und besitzen.

Leider bekommen ihre Hersteller langsam ein ernstes Problem. Die allermeisten Schallplatten werden noch heute mithilfe jahrzehntealter ­Maschinen produziert. Die Marktführer aus der Blütezeit des Vinyls, wie etwa die Firmen Neumann und Scully, ­haben die Herstellung der analogen Schneidemaschinen bereits in den Achtzigerjahren eingestellt und seither nie wieder aufgenommen. Wer also heute Platten produziert, tut das in der Regel auf restaurierten Ma­schinen und nach dem altbewährten Schema aus der längst vergangenen Blütezeit. Somit ist es nahezu unmöglich, die Produktionsmenge zu steigern – es gibt schlicht nicht mehr Maschinen. Geht es jedoch nach Günter Loibl, dem Geschäftsführer der ­österreichischen Firma Rebeat Innovation, könnte sich das schon bald ändern. Der Unternehmer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schallplattenproduktion mit­hilfe modernster ­Lasertechnologie endlich ins 21. Jahrhundert zu überführen.