MIT Technology Review 12/2020
S. 38
Horizonte
Fotostrecke
Das Audio Visual Immersion Lab ist ein akustischer Laborraum. Seine Wände reflektieren fast keinen Schall. Die Forscher der Technischen Universität Dänemark in Lyngby können ihren Versuchspersonen realistische Klangwelten – und visuelle Signale – einspielen. Mithilfe von 64 Lautsprechern untersuchen sie das „Cocktail-Party-Syndrom“: Wie filtern Menschen aus einem Stimmengewirr einzelne Stimmen heraus? Mit diesem Wissen ließen sich unter anderem bessere Hörgeräte konstruieren. Foto: Henrik Spohler

Forschung und Leere

Für sein Fotoprojekt „Hypothesis“ hat Henrik Spohler Forschungsinstitute weltweit besucht. Menschliche Wärme sucht man in den Motiven ver­geblich. Warum?

Interview: Robert Thielicke

Technology Review: Herr Spohler, sehr viele Ihrer Fotos sind extrem aufgeräumt. Sah es in den Laboren wirklich so aus, oder haben Sie nachge­holfen?

Henrik Spohler: Am Anfang des ­Fotobandes steht ein Zitat von Albert Einstein: „Ich glaube an Intuition und Inspiration. Fantasie ist wichtiger als Wissen.“ Ich habe lange überlegt, ob ich es wirklich in einem Buch über die Orte der Grundlagenforschung verwenden soll, gerade in einer Zeit, in der ihre ­Ergebnisse ignoriert oder sogar negiert werden. Aber es trifft einfach das, was ich vermitteln will: ein Abbild des Systems Wissenschaft und keine Darstellung der täglichen Arbeit. Wenn ich für das Foto auf dem Cover des Buchs einen eigenen Schädel mitgebracht hätte, wäre das unglaubwürdig. Aber ob der Schädel nun in die Kamera schaut oder nicht, ist – abgesehen vom künstlerischen Standpunkt – unwichtig.