MIT Technology Review 7/2021
S. 76
Energie
Erdgas
Das Innere eines Behälters für Flüssig-Erdgas (LNG) .
Foto: Freek van Arkel/VISUM

Geht’s auch ohne Gas?

Auch Erdgaskraftwerke belasten das Klima – und dies aufgrund des entweichenden Methans sogar stärker, als es die reinen CO2-Werte vermuten lassen. Aber: Kann Deutschland wirklich schnell aus dem Erdgas aussteigen?

Von Bernward Janzing und Gregor Honsel

Wer die Zukunft der Gaswirtschaft im deutschen Stromsektor ergründen will, muss vor allem eines tun: rechnen – und gezielt jene Stunden im Jahresverlauf suchen, in denen Wind und Photovoltaik ihre Tiefstwerte erreichen und dann schauen, was noch an Leistung fehlt. Das nennt man „Residuallast“.

Bei der Suche stößt man zum Beispiel auf den 9. März 2021. Gegen 18 Uhr brachten Wind und Sonne zusammen in Deutschland gerade mal eine Leistung von zwei Gigawatt. Fast 70 Gigawatt mussten durch andere Quellen beigesteuert werden. Zieht man davon grob 10 Gigawatt ab, die aus Biomasse und Wasserkraft inklusive der Pumpspeicher verlässlich verfügbar sind, bleiben 60 Gigawatt, die zu diesem Zeitpunkt atomar-fossil erzeugt oder importiert werden mussten.