MIT Technology Review 8/2021
S. 44
Fokus
Gehirnforschung

Die Vermessung des Bewusstseins

Experten sind sich nicht einig, was Bewusstsein überhaupt ist. Aber das hält Marcello Massimini nicht davon ab, es mit mathematischen Methoden zu suchen. Dabei ist er auf eine goldene Zahl gestoßen: 0,31.

Von Russ Juskalian, Übersetzung: Gregor Honsel

In einem isolierten Flügel des Mailänder „Gnocchi“-Krankenhauses sitzt ein regungsloser, schwer hirngeschädigter Mann in einer Art motorisiertem Zahnarztstuhl. Ein Forscher drückt ihm ein weißes Plastikoval an den Schädel, das über drei gartenschlauchdicke Kabel mit einer 250 000 Dollar teuren Maschine verbunden ist. Damit richtet er elektromagnetische Impulse auf erbsengroße Bereiche im Gehirn des Patienten. Jeder Impuls erzeugt ein hörbares Klicken.

Um die richtigen Hirnbereiche zu treffen, muss der Forscher auf einen Monitor schauen. Dort ist ein virtuelles Abbild vom Kopf des Patienten zu sehen, überlagert mit einer Magnetresonanz-Aufnahme seines Hirns. Die genaue Position des Kopfes erfasst ein an der Decke angebrachter Infrarot-Tiefensensor laufend anhand von kugelförmigen Markern, die an der Schläfe des Mannes befestigt sind.