MIT Technology Review 6/2024
S. 76
Report
Künstliche Organe
Forschende aus Stanford drucken Herzen in eine Gelmatrix – bisher nur mit fluoreszierender Tinte. In fünf Jahren soll es mit lebenden Zellen gelingen.
Forschende aus Stanford drucken Herzen in eine Gelmatrix – bisher nur mit fluoreszierender Tinte. In fünf Jahren soll es mit lebenden Zellen gelingen.
Foto: Andrew Brodhead / Stanford University

Druckauftrag Herz

Mit 3D-Druckern und Tinte aus körpereigenen Zellen wollen Wissenschaftler:innen ganze Organe produzieren. Noch ist das Zukunftsmusik, aber die Forschung baut gerade die Brücke zwischen organähnlichen Zellhaufen und echten Organen.

Andrea Hoferichter

Eine Druckernadel injiziert eine orange fluoreszierende Tinte in einen faustgroßen Gelwürfel und zeichnet ein kurvenreiches 3D-Bild. Was in dem Video zu sehen ist, könnte durchaus als Kunstperformance durchgehen. Doch der Drucker steht in einem Labor der Stanford University in Kalifornien, wo der junge Ingenieur Mark Skylar-Scott einen ehrgeizigen Plan verfolgt: In fünf Jahren will er ein mit einer Tinte aus menschlichen Zellen gedrucktes, voll funktionsfähiges Herz präsentieren – „mit Blutgefäßen, Herzklappen und ausreichend dicken Wänden, die der Druckbelastung standhalten“, so der Forscher. Dann soll das Herz in ein Schwein transplantiert werden. An dem Projekt, das die Forschungsförderungsagentur ARPA-H mit 26,3 Millionen Dollar unterstützt, sind 15 Arbeitsgruppen der Universität beteiligt. Das Video veranschaulicht das Druckprinzip.

Ob Herz, Lunge, Niere oder Leber: Die Vision, künftig Körperersatzteile drucken zu können, weckt nicht nur in den USA große Hoffnungen. Schließlich warten weltweit Zehntausende Menschen auf lebensrettende Spenderorgane. Zwar verzeichnen Fachleute mittlerweile Fortschritte bei der Transplantation tierischer, genetisch an den Menschen angepasster Organe (heise.de/s/rLL1J). Doch bei diesen Xenotransplantationen hakt es bisher an der Verträglichkeit. Drei Patienten, denen ein Schweineherz beziehungsweise eine Schweineniere implantiert worden war, starben nur wenige Wochen nach der OP.