360-Grad-Kameras fürs iPhone im Test

Seite 2: Einzelbesprechungen: Die 4K-Kameras im Test

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GoPros 360°-Kamera kommt als handbreiter mattgrauer Quader daher. Die wasserdichte Fusion (maximal 0,5 bar Druck hält sie stand) ist recht modular aufgebaut: Entfernt man die an der Unterseite angebrachte Action-Cam-Halterung, steht die Kamera selbstständig.

Hinter zwei wasserdichten Klappen verbergen sich USB-C-Anschluss, herausnehmbarer Akku sowie zwei microSD-Kartenschlitze. Beide müssen bestückt werden, denn GoPro löst das Problem mit der großen Menge anfallender Daten dadurch, dass jeder Bildsensor sein Bild auf eine separate Karte schreibt.

Das quadratische Display zeigt den aktuellen Status an. Mittels Power- und Aufnahmeknopf konnten wir die Kamera unabhängig vom iPhone konfigurieren, wenngleich eher schlecht als recht. Eine Aufnahme ließ sich jedoch schnell und unkompliziert starten.

Dank Teleskopstativ und abziehbarer Halterung ist die GoPro Fusion flexibel einsetzbar.

iOS-App und Fusion finden besonders leicht zueinander: Sie sprechen per Bluetooth die Verbindungsdaten ab. Mit einem Klick auf "OK" wechselt das iPhone automatisch ins WLAN der Kamera, ohne dass man die App wechseln muss.

Der Overscan-Modus erlaubt, innerhalb eines 360°-Videos nachträglich als Kameramann zu agieren: Durch Wischen oder Handyneigung wechselt man auf den Bildausschnitt, in dem etwas passiert, und exportiert einen Film im Standard-Seitenverhältnis. Das funktionierte im Test mit einem iPhone 8 Plus ganz gut, allerdings ruckelte das Bild hin und wieder. Teilweise hatten wir auch Probleme, die Videos per WLAN auf das iOS-Gerät zu übertragen.

Die GoPro-Kamera exportiert mit 4992 × 2496 Pixel die höchste Video-Auflösung der Kameras im Test. Schärfe und Dynamikumfang in Bild und Film überzeugen, auch im Halbdunkeln fangen die Sensoren noch viele Details ein. Der Detailverlust im Nahbereich beim Stitching ist gering. Die Videos der GoPro-Kameras waren die besten im Test.

Die Mac-Software Fusion Studio wartet mit einer soliden Farbkorrektur und übersichtlicher Stapelverarbeitung auf. Anders als bei der Konkurrenz darf man auch das Exportformat festlegen. Besonders die Stabilisierung des aufgenommenen Materials hat uns beeindruckt: Wildestes Gewackel am Fahrradlenker war im resultierenden Rundumfilm nicht mehr wahrzunehmen. Fehler beim Zusammensetzen der Bildhälften gleicht die Software geschickt aus. Allerdings ist mindestens ein Iris-Pro-Grafikchip Voraussetzung, besser eignet sich eine dedizierte Grafikkarte. Stecken weniger als 8 GByte RAM im Rechner, startet das Programm nicht.

Die weiße Samsung-Kamera hat die Niedlichkeit auf ihrer Seite. In der Form einer überdimensionierten Brettspielfigur liegt die Kamera gut in der Hand; das Ein- und Ausschalten begleiten fröhliche Zwitscherlaute. Auf ebenen Flächen steht sie recht sicher, im Fuß befindet sich ein Stativgewinde für besseren Halt. Ein kleiner Schlitten, ähnlich dem für die SIM-Karte beim iPhone, nimmt eine microSD-Karte auf.

Mittels des winzigen Displays lässt sich die Gear 360 auch ohne iPhone einrichten, mit den zwei Knöpfen an der Seite und dem Aufnahme-Button unter der Linse ist das gewöhnungsbedürftig, aber machbar. Eine Aufnahme startet man binnen weniger Sekunden.

In der Standardeinstellung hielt die Gear 360 mit einer Akkuladung sensationelle 130 Minuten durch. Dabei zeichnete sie jedoch mit reduzierter Auflösung (2,5K@30 fps) auf. Stellten wir die Kamera auf 4K-Auflösung, stieg sie bei Raumtemperatur nach knapp 20 Minuten aus – wegen Überhitzung. Ließen wir sie jeweils 20 Minuten abkühlen, erreichten wir gut eine Stunde Aufnahmezeit.

Die knuffige Gear 360 überhitzte schnell; im Halbdunkel gab sie kein gutes Videobild ab.

Leider vergaß die Kamera zwischenzeitlich die hochgestellte Auflösung und sprang eigenständig auf 2,5K zurück. Besonders frappierend: Die App zeigte weiterhin die Maximalauflösung als Voreinstellung an.
Die iOS-App zeigt eine recht flotte Bild-Voransicht, deren Perspektive man ändern kann. Neben Foto-, Film- und Zeitrafferaufnahme ermöglicht sie auch einen Livestream via Facebook oder YouTube – sofern die Mobilfunkverbindung das hergibt.

Fotos und Videos der Gear 360 sind detail- und kontrastreich, solange genügend Licht da ist. Im schummrigen Abendlicht geraten Videoaufnahmen schnell verrauscht. Dann scheitert auch die nachträgliche Videostabilisierung am Mac und gleicht Bewegungen aus, wo keine sind.

Die übersichtliche iOS-App erlaubt neben der Konfiguration und dem Betrachten auch das Herunterladen und Zusammensetzen der Aufnahmen zum Panorama. In der Galerie kann man die zusammengesetzte Aufnahme über das Teilen-Menü von iOS weitergeben. Filter- und Perspektivfunktionen fehlen. Videos werden in der App stabilisiert, doch intensive Wackler bleiben erhalten. Im Halbdunkel ist das Videobild schnell verrauscht und unscharf.

Für den Mac gibt es eine eigene Software, die eine Grafikkarte mit mindestens 512 MByte VRAM erfordert. Sie hilft aber nicht beim Importieren der Kamera-Medien, dafür muss man die microSD-Karte herausfummeln und via Adapter mit dem Mac verbinden. Die so übertragenen Dateien mussten wir dann der Mediathek der Gear-360-Software hinzufügen, um sie betrachten oder bei YouTube hochladen zu können. Daraufhin konnten wir die Equirektangularprojektion aus einem Ordner fischen – eine Exportfunktion fehlt. Die nachträgliche Stabilisierung scheitert und gleicht bei feststehender Kamera Bewegungen aus, wo keine sind. Die Livestream-Funktion bekamen wir am Mac nicht zum Laufen.

Nur ein Knopf befindet sich auf der Außenseite des zigarrenförmigen schwarzen Kunststoffgehäuses. Er schaltet die Kamera an, danach erzeugt ein erneuter Druck ein Foto; der Doppelklick startet die Videoaufnahme. Dreimal Antippen initiiert eine Zeitlupenaufnahme mit 240 Bildern pro Sekunde.

Die beiden Linsen sind etwa einen Zentimeter in der Höhe versetzt am Kopfende untergebracht. Selbstständig steht die Insta360 ONE nicht; dafür kommt sie in einem soliden Köcher, der die beiden Linsen gut schützt und als Mini-Stativ dient, entweder für die Kamera selbst oder für ein iPhone 6 bis 8 (Plus), das sich in zwei Aussparungen der Hülse klemmen lässt. Alternativ schraubt man ein Stativ in das ebenfalls vorhandene Gewinde.

Der ausklappbare Lightning-Anschluss überträgt Vorschau und Aufnahmen der Insta360 ONE blitzschnell.

Ein Display hat die kleine Kamera nicht, stattdessen verbindet sie sich per ausklappbarem Lightning-Stecker mit dem iPhone.

Mit der dazugehörigen App bekommt man eine verzögerungsarme und hochwertige Live-Vorschau der Kamera. Zur Foto- und Videoaufnahme gesellt sich die Livestream-Option. Facebook, Periscope, Weibo und RTMP-Server werden unterstützt, YouTube derzeit nur in einer instabilen Beta-Funktion. Da die Kamera direkt über Stecker verbunden ist, kann das iPhone via WLAN streamen.

Die gleichnamige iOS-App richtet intuitiv eine Aufnahme ein und überträgt sie anschließend von der microSD-Karte in den App-Speicher. Eine automatische Bildverbesserung mit drei Stärkestufen, schicke Filter und dreidimensionale Sticker, die sich im Panorama platzieren lassen, stehen zur Auswahl. Anstatt eines Panoramas kann man auch den aktuellen Ausschnitt als Screenshot exportieren, dabei haben Anwender die Auswahl zwischen weitwinkeliger Fischauge-, flach anmutender Perspektiven- und surrealistischer Planetenprojektion.

Videoaufnahmen werden zuverlässig stabilisiert. An der Naht der beiden Bildhemisphären verschwinden einige Details, die näher als 30 cm an der Kamera positioniert werden. Zudem erscheint ein kleiner Versatz im Bild, den auch die Parallaxenkorrektur nicht immer beheben kann.

Die Mac-App stellt einen großen Funktionsumfang zum effektreichen Export von Bildern und Filmen bereit. Anwender können mehrere Clips miteinander kombinieren sowie beim Export Auflösung und Bitrate bestimmen. Allerdings offenbarte das Programm so einige Instabilitäten in unserem Test, und die automatische Horizontbegradigung scheiterte gelegentlich. Zudem erkannte es eine via USB angeschlossene Kamera nicht, wir mussten die Daten von der microSD-Karte laden.

Der längliche anthrazitfarbene Quader steht selbstständig, wenn auch nur mäßig stabil, auf der schmalen Fußplatte. Sie birgt auch den micro-USB-Anschluss und das Stativgewinde und einen zusätzlichen Anschluss für das optional erhältliche, höherwertige Raum-Mikrofon. Das obere Ende birgt die beiden Objektive. Rechtsseitig am kunststoffummantelten Gehäuse sind drei kleine Knöpfe angebracht, an der Front der Auslöser. Ein Display hat die Kamera nicht, sie zeigt mittels LED-beleuchteten Symbolen, ob WLAN sowie Video- oder Fotomodus aktiv ist.

Die Theta V zeigt über leuchtende Symbole an, welche Funktion aktiv ist. Das schmale Profil sorgt für den geringsten Stitching-Verlust.

Ricoh empfiehlt seine Kamera lediglich für Innenaufnahmen. Als Action-Cam eignet sie sich auch von der Bauform nicht. Die mitgelieferte Neoprenhülle schützt die beiden Linsen vor Kratzern, das macht sie jackentaschenkompatibel.

Nervig: Bei Videoaufnahmen schaltet sich die Kamera stets nach fünf Minuten Aufnahmezeit ab. Die iOS-App "Theta S" erlaubte uns, das Maximum auf immerhin 25 Minuten heraufzusetzen. Außerdem überträgt sie die Aufnahmen via WLAN, konfiguriert die Kamera und löst Aufnahmen aus der Ferne aus. So erzeugt man etwa eine Intervallaufnahme oder eine Belichtungsreihe.

Unsere Aufnahmen zeigten gute Kontrast- und Schärfewerte, jedoch eine geringere Lichtempfindlichkeit als bei der VIRB oder Fusion. Der Saum zwischen den beiden Bildhemisphären ist der schmalste im Test.
Für Verschönerung und Effekte muss man die kostenlosen Apps „Theta +“ beziehungsweise „Theta + Video“ installieren. Sie zeigen die auf dem iPhone gespeicherten Aufnahmen an und erlauben vielseitige Farb- und Verzerrungseffekte.

Für den Mac gibt es ein Tool namens "Ricoh Theta File Transfer", das man von der Website des Anbieters herunterlädt. Mit ihr kopieren Anwender Bilder und Filme vom internen Kameraspeicher von 19 GByte, löschen mussten wir sie dann über die iOS-App.

Die zusätzliche, schlicht Theta genannte Software setzt die heruntergeladenen Dateien in ein Panorama zusammen. Die Stabilisierungsfunktion war bei heftigen Bewegungen überfordert. Am blauen Himmel der exportierten Projektion zeigten sich unschöne Farbbänder.

Der kompakte Quader vom GPS-Spezialisten Garmin widersteht bis zu einem Bar Wasserdruck. Neben dem Akku sind auch die äußeren Linsenabdeckungen austauschbar – keine andere Kamera im Test erlaubt das. Das vergleichsweise große Display und die drei Druckschalter darunter erlauben die Konfiguration ohne iOS-App.

Super für Sportsfreunde: Der große Schieberegler an der Seite startet die Videoaufnahme. Das gelingt auch mit dicken Handschuhen. Die iOS-App VIRB erlaubt detailliertere Einstellungen, sie überträgt auf Wunsch die Aufnahmen. Hier bringt man der Garmin-Kamera auch bei, sich ins lokale WLAN einzuklinken, so kann das iPhone unabhängig vom Handynetz streamen. Dafür stehen YouTube und Facebook zur Auswahl.

Bei den Standbildern lieferte die VIRB die größte Detailschärfe und den größten Farbumfang im Test. Garmins Kamera setzt während der Aufnahme das vollständige Panorama-Bild zusammen. Auf der microSD-Karte schreibt sie direkt die Plattkartenprojektion. Bei längerer Aufnahme wird das Gerät dabei sehr warm: Bei der Langzeitaufzeichnung war die Kamera nach 69 Minuten kaum noch anzufassen.

Das große Display der robusten VIRB 360 erlaubt eine komfortable Konfiguration ohne iPhone.

Auf der microSD-Karte finden sich anschließend mp4- und jpeg-Dateien im Equirektangularformat. Sowohl unter iOS als auch am Mac können Anwender Aufnahmen veröffentlichen. Die iOS-App erlaubt einige Anpassungen beim Videoexport. So kann man etwa die gemessenen Daten (Geschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, Himmelsrichtungen, Vitaldaten von Garmin-Fitnesstrackern) in unterschiedlichen Stilen einblenden lassen, das Video musikalisch hinterlegen oder die Geschwindigkeit des gesamten Clips anpassen. Das kann keine andere App im Test.

Ein alternativer RAW-Modus zeichnet zwei runde Halbbilder auf, die zusammen eine 5,7K-Auflösung ergeben. Die muss dann aber ein Mac (oder Windows-PC) zum Panorama zusammensetzen. Slow-Motion-Aufnahmen sind mit der VIRB nur möglich, wenn man auf eine der beiden Kameras verzichtet.
Die Mac-App „VIRB Edit“ erlaubt den umfänglichsten Videoschnitt mit 360°-Aufnahmen. Man kann Szenen in einem Projekt aneinanderreihen, mit Übergängen versehen sowie Schrift- oder Karteneinblendungen im dreidimensionalen Raum platzieren. Lediglich eine Farbkorrektur vermissten wir.

Auf Wunsch stabilisiert VIRB Edit die Aufnahme beim Export. Für das beste Ergebnis sollte man dabei direkt von der Kamera importieren, dann ordnet das Programm die Bewegungsdaten der Kamera direkt den Aufnahmen zu. Auch im Abendlicht fängt die VIRB noch recht viele Details ein, in Auflösung, Farbumfang und Stabilisierung ist sie dicht an der GoPro-Kamera. Einziges Manko: Beim Zusammensetzen des Kugelpanoramas geht im Nahbereich etwas mehr verloren als bei den anderen Kameras.