360-Grad-Kameras fürs iPhone im Test

Was taugen 360-Grad-Kameras und wie gut ist das Zusammenspiel mit dem iPhone? Mac & i hat fünf 4K-Modelle unter 1000 Euro getestet.

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360-Grad-Kameras mit 4K für das iPhone im Test
Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Immo Junghärtchen
Inhaltsverzeichnis

360-Grad-Kameras nehmen mittels mehrerer Weitwinkelobjektive das Geschehen um sie herum auf. Einer Rundumaufnahme entgeht kein Detail. Jeder ist mit im Bild, ganz gleich, was um die Kamera herum geschieht, es landet in der Aufnahme. Via iPhone-App oder Mac-Programm entstehen daraus Kugel-Panoramen. YouTube und Facebook nehmen sie mit Begeisterung entgegen; die Betrachter können in Bild und Film den Blickwinkel selbst bestimmen.

Unter iOS fügt eine App die Einzelaufnahmen zu einem durchgehenden Panoramabild zusammen. Das Resultat lässt sich auf dem iPhone ansehen und veröffentlichen. Alternativ importiert man die Aufnahmen auf den Mac und arrangiert mehrere Clips zu einem größeren Werk.

Die erste Generation günstiger 360-Grad-Kameras war bei Videoaufnahmen auf HD-Auflösung beschränkt. Das genügte nicht für die formatfüllende Darstellung am Mac oder iPhone, schließlich sieht man in entzerrter Perspektive lediglich einen Ausschnitt des aufgenommenen Materials.

Mehr Infos
  • 4K-Panorama-Kameras eignen sich, um hochauflösende 360°-Videos zu erstellen, die man bei YouTube oder Facebook hochladen oder (in niedrigerer Qualität) streamen kann.
  • Die Motivvorschau ist über das iPhone möglich; für eine spontane Aufnahme gibt es Buttons am Gerät.
  • An der Verbindungslinie der beiden Hemisphären entstehen Lücken im Nahbereich.
  • Keine Kamera hält viel länger als eine Stunde Daueraufnahme in Maximalauflösung durch.


Wir haben fünf Rundum-Kameras mit 4K-Support auf ihre Praxistauglichkeit untersucht: Gear 360 von Samsung, GoPros Fusion, Insta360 ONE von hardwrk, Ricohs Theta V und VIRB 360 von Garmin. Um die Kameras zu vergleichen, nahmen wir identische Fotos und Videos mit fixierter und bewegter Kamera auf, überprüften die Bildschärfe im Halbdunkel und den Helligkeitsumfang bei Tageslicht. Auch prüften wir, ob beim Zusammensetzen des Panoramas (Stitching) einsichtbare Übergang zwischen den Hemisphären entsteht.

Um die Bildqualitäten zu vergleichen, zogen wir die sogenannte Equirektangularprojektion heran, die alle Apps auf Wunsch ausgeben. Sie entspricht der Darstellung der Weltkarte, wie man sie aus dem Schulatlas kennt. Dabei werden die Längengrade der Kugelprojektion so verzerrt, dass sie parallel laufen. Das Ergebnis ist eine zweidimensionale Abbildung im Seitenverhältnis 2:1, das auch als Plattkarte bezeichnet wird. Diese kann man anschließend in entsprechend ausgerüsteten Videoschnittprogrammen, etwa Final Cut Pro X, importieren und sowohl für 360-Grad- als auch für klassische flache Filmprojekte verwenden.

Alle Testgeräte verwenden zwei Kameramodule, um ihr Bild aufzuzeichnen. Ein Akku versorgt sie mit Energie, doch nur bei der Fusion und der VIRB 360 lässt er sich wechseln. Lediglich die Insta360 wird per Lightning-Anschluss verbunden. Per WLAN (und zusätzlich Bluetooth) nehmen die Geräte Kontakt zum iPhone oder iPad auf. Bei der WLAN-Kommunikation spannt die Kamera stets ihr eigenes drahtloses Netz auf. Weiter als sieben Meter sollte man sich in diesem Modus nicht von der Kamera entfernen, denn sonst empfängt sie weder Vorschaubilder noch liefert sie Aufnahmebefehle zuverlässig an die Kamera.

Bluetooth erlaubt es den iOS-Apps, aus der Ferne den Auslöser zu betätigen, über diese Verbindung erhält man jedoch kein Vorschaubild auf den Touchscreen.

Alle Geräte verfügen über einen USB-2.0-Anschluss: micro-USB für Insta360, VIRB und Theta V, USB-C bei Gear 360 und Fusion. Darüber laden sie den Akku auf, Fusion, Theta und VIRB übertragen darüber auch Filme und Bilder zum Mac. Bis auf die Theta V speichern alle Kameras ihr Material auf microSD-Karten.
Auch ganz ohne Kontakt zum iPhone kann man eine Aufnahme starten. Dafür gibt es bis zu vier Knöpfe am Gerät. LEDs zeigen an, wenn eine Videoaufnahme läuft. In diesem Modus genügen bei allen Geräten die Akkuladungen für 60 – 70 Minuten Videoaufzeichnung in höchster Auflösung.

Beim Testen erzeugten wir umfangreiches Material, mit dem Sie sich selbst ein Bild von den Kamerafähigkeiten machen können.

Alle Kameras beherrschen Foto- und Videoaufnahme, ebenso wahlweise eine erhöhte Bildrate bei reduzierter Auflösung sowie Zeitrafferaufnahmen (außer der Theta V). Über die iOS-App können Anwender eine Belichtungskorrektur vornehmen, also die Aufnahme gezielt über- oder unterbelichten. Auch eine neue Kamera-Firmware findet über die iOS-App ihren Weg auf die 360-Grad-Cams.

Sowohl eine iOS-App als auch ein Mac-Programm steht bei jeder getesteten Kamera zur Verfügung, um die Kameraaufnahmen zu einer Equirektangularprojektion zusammenzufügen. Die resultierenden Videos weisen eine Auflösung von 3840 × 2160 Pixel auf, das entspricht 4K. Außer bei der VIRB übernimmt die Software die rechenintensive Arbeit, das Panoramabild zu erzeugen; das aufgenommene Material der vier anderen Kameras besteht aus zwei kreisförmigen Aufnahmen. Die Gear 360 und die Insta 360 ONE nehmen Stereo-Sound auf, alle anderen beherrschen Vier-Kanal-Audio.

Stativgewinde oder Action-Cam-Zapfen erlauben die Verwendung von Selfiestangen oder Helmhalterungen. Den Kameras liegen Taschen, Köcher oder Futterale bei, um die Linsen vor Kratzern zu schützen.
Große Unterschiede zwischen den Kameras bei Auflösung, Schärfe und Kontrast stellten wir nicht fest. Sie arbeiten alle mit Fixfokus-Linsen, die versuchen, die maximale Schärfe für alle aufgenommenen Details einzufangen. Im Rauschverhalten bei schlecht beleuchteten Motiven sowie dem Versatz zwischen den beiden Kameras differenzierten sich die einzelnen Modelle klarer aus.

Bei der Stabilisierung wertet die Software Informationen der Drehungs- und Beschleunigungssensoren aus, um damit den Horizontverlauf und die Rotation innerhalb der Rektangularprojektion zu glätten. Das geht teilweise auf Kosten der Bilddetails, das resultierende beruhigte Bild ist im Resultat jedoch merklich genießbarer.

Beinahe sämtliche Mac-Software erschien uns mit heißer Nadel gestrickt: Übersetzungsfehler, Abstürze und unfertige Funktionen waren an der Tagesordnung. In die iOS-Apps wurde von allen Herstellern deutlich mehr Entwicklungsarbeit gesteckt.

360-Grad-Kameras mit 4K – Vergleich Lichtempfindlichkeit (5 Bilder)

Das hellste und rauschärmste Videobild lieferte die GoPro Fusion.

Die aktuellen Kameras eignen sich für Videos bei 4K-Auflösung ebenso wie für Einzelbilder oberhalb von 14 Megapixeln. Aus einem 4K-Panorama-Film kann man getrost einen Bereich auswählen, um ihn in einem HD-Video zu verwenden. Viel Spaß bereiten auch Sonderperspektiven, welche die Rundumaufzeichnung ermöglicht. So reduziert man etwa mit der Tiny-Planet-Projektion den Horizont auf eine kleine Kugel, auf der die Gefilmten dann herumstapfen.

Dank Bewegungssensoren wird das aufgenommene Bild beruhigt, so kommen auch Action-Cam-Fans auf ihre Kosten und filmen Läufe und Fahrten aus der Lenker- oder Helmperspektive.