Angetestet: Pi Camera

Seite 2: Erste Tests

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Raspbian integriert die Kamera automatisch und unterstützt sie durch zwei neue Kommandozeilen-Programme: raspistill dient zur Aufnahme einzelner Fotos und raspivid zeichnet ganze Videos auf. Beide Programme bieten in etwa dieselben Optionen wie günstige Digital-Kameras. Beispielsweise gibt es verschiedene Belichtungsmodi, Kontrasteinstellungen und Farbeffekte. Das Ausgabe-Format der erzeugten Fotos lässt sich auf JPG, BMP, GIF, und PNG einstellen. Videos werden zurzeit immer mit H.264 kodiert.

Bei schlechten Lichtverhältnissen sieht man das Rauschen der Kamera.

Ungeduldige können mit dem folgenden Kommando einen ersten Schnappschuss machen und in der Datei test.jpg speichern:

$ raspistill -o test.jpg

Wer den Pi an einen Bildschirm angeschlossen hat, sieht eine Vorschau des Kamerabilds. Per Voreinstellung wartet raspistill fünf Sekunden lang vor dem Auslösen. Mit der Option -t lässt sich diese Verzögerung (in Millisekunden) einstellen:

$ raspistill -t 1000 -o test.jpg

In den Tests erzeugte die Kamera seitenverkehrte Bilder. Das lässt sich mit der Option -hf korrigieren.

$ raspistill -hf -o test.jpg

Allerdings zeigt raspistill dann keine Vorschau mehr an, sondern nur noch kurz das fertige Bild. Das Vorschau-Verhalten lässt sich mit den Optionen -f (Vorschau im Vollbildmodus) und -n (keine Vorschau) steuern. Selbst die Bildschirm-Abmessungen der Vorschau lassen sich mit der Option -p einstellen.

Die Hilfeseite des raspistill-Kommandos zeigt noch eine Reihe weiterer nützlicher Optionen. Sogar EXIF-Attribute lassen sich von außen setzen und es ist zu erwarten, dass in Kürze noch weitere Verbesserungen hinzukommen.

Damit der Grafikprozessor des Pi die Kameradaten besser verarbeiten kann, gesteht man ihm 128 MByte statt der standardmäßig eingestellten 64 MByte zu.

Praktisch ist der Zeitraffer-Modus, in dem raspistill in frei definierbaren Intervallen automatisch auslöst. Das folgende Kommando erzeugt eine Stunde lang alle fünf Sekunden ein Foto und speichert es im Verzeichnis photos:

$ raspistill -o photos/%04d.jpg -tl 5000 -t 3600000

Der Ausdruck %04d.jpg sorgt dafür, dass raspistill die Namen der erzeugten Fotos automatisch nummeriert. Im Zielverzeichnis landen also die Dateien 0001.jpg, 0002.jpg und so fort.

Mit ffmpeg lässt sich aus den einzelnen Fotos anschließend leicht ein Video erzeugen:

$ ffmpeg -qscale 5 -r 4 -b 9600 -i %04d.jpg timelapse.mp4

Allerdings empfiehlt es sich, ffmpeg nicht auf dem Pi zu starten, sondern die Dateien zuvor lieber auf einen Rechner mit etwas mehr Rechenleistung zu kopieren.

Völlig analog zu raspistill funktioniert raspivid. Beide Werkzeuge haben fast exakt die gleichen Optionen und der Befehl

$ raspivid -t 10000 -fps 25 -o video.h264

nimmt nach einer Verzögerung von fünf Sekunden für zehn Sekunden mit 25 Frames pro Sekunde auf. Das Ergebnis landet in der Datei video.h264.

Mit ffmpeg lässt sich das Video dann zum Beispiel in das gebräuchlichere Containerformat MP4 wandeln:

$ ffmpeg -r 25 -i video.h264 -vcodec copy video.mp4

Details erkennt man im Hintergrund fast keine mehr.

Die Pi Camera ist ein nützliches Zubehör und fügt sich nahtlos in die bisherige Strategie der Raspberry Foundation ein. Die Kamera ist mit allen existierenden Pi-Modellen kompatibel und lässt sich mit nur wenigen Handgriffen anschließen und nutzen. Auch der geringe Preis macht das Gadget attraktiv und die Lieferengpässe sind hoffentlich bald überwunden. Damit dürften bald interessante Projekte von der Community umgesetzt werden – wir sind gespannt. (dab)