Ausprobiert: 3D-Resin-Drucker Longer Orange 10

Seite 2: Der Test: Aufbau

Inhaltsverzeichnis

Beim Aufbau des Druckers spielen die vorhin erwähnten drei Gummibänder eine entscheidende Rolle: Mit ihrer Hilfe setzt man die fünf Acrylglasteile zur Schutzhaube zusammen, nachdem man die Abdeckfolie von den Teilen abgezogen hat. Die Gummibänder halten die Haube dauerhaft zusammen – wie man auf den Bildern sieht, fallen sie kaum auf. Die Montage ist ein wenig fummelig, wird aber ziemlich einfach, wenn man eine Tischkante zur Hilfe nimmt.

Wie bei anderen Druckern auch muss zuletzt die Druckplattform nivelliert werden. Das ist ebenfalls wieder etwas fummelig – man legt bei abgenommenem Harzbehälter ein Blatt Papier auf das LCD, das für den richtigen Abstand sorgt und verhindert, dass man das Display verkratzt. Danach löst man die Schrauben an der Druckplattform. Jetzt fährt man den Drucker manuell auf die Nullposition. Wer den Drucker dabei das erste Mal einschaltet, macht leider unliebsame Bekanntschaft mit dem Lüfter – dessen Lärm hat es wirklich in sich. Wenn die Plattform dann auf null abgesenkt ist, muss man die Schrauben an der Befestigung der Plattform wieder anziehen, aber so, dass das Papier nicht ganz festgeklemmt wird. Das braucht meiner Erfahrung nach ein paar Versuche, aber es geht. Jetzt kann die Plattform testweise ein paar Mal hoch und wieder auf Null gefahren werden, das Papier sollte dabei stets nur leicht und gleichmäßig eingeklemmt werden. Anschließend bringt man den Harz-Behälter wieder auf dem Drucker an.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Die Slicer-Software LongerWare, die dem Orange 10 beilegt, ist einfach wunderbar – in sechs Schritten vom STL zum Druck, so einfach kann das sein. Zugegeben: LongerWare ist nicht gerade ein Feature-Monster, wie es andere Hersteller für ihre Maschinen vorsehen, sondern hebt sich durch seine Einfachheit ab. Der Vorgang der Druckvorbereitung ist stets gleich: Objekt importieren und ausrichten, eventuell Größe anpassen, mögliche Probleme beheben lassen (automatisch und optional), Stützen (Support) erzeugen (automatisch oder manuell), Schichtdicke einstellen und das Objekt in Schichten zerlegen lassen (Slicen), Harz auswählen und Druckdatei exportieren. Fertig! Jeder Schritt hat ein Icon, man klickt sich einfach von links nach rechts durch – wenn man einen Schritt mal nicht braucht, klickt man sich einfach weiter. Das ist kinderleicht. Die wichtigen Werte sind bei jedem Schritt immer auf dem Bildschirm zu sehen und es ist auch sehr einfach, im letzten Schritt Materialprofile (Recipes) für neue Harze anzulegen oder bestehende anzupassen; zudem kann man beliebig viele davon speichern. Als einziger Nachteil der Software ist mir aufgefallen, dass man sie unter Windows 10 mit Administrator-Rechten starten muss. Wer mehr Funktionen wie Abflussöffnungen (Drainholes), Füllstrukturen für Volumen (Infill) oder besonderen Support braucht, kann mit LongerWare in der neuesten Version auch Export-Dateien des freien Slicers ChituBox importieren und für den eigenen Drucker formatieren oder exportieren.

3D-Drucker-Software LongerWare (4 Bilder)

Entlang der Icon-Reihe oben führt die Software LongerWare in sechs Schritten durch die Druckvorbereitung: Hier ist bereits der zweite Schritt (nach dem Laden der Vorlage) erreicht, bei dem die Vorlage platziert und gegebenenfalls skaliert wird.

Der eigentliche Druckvorgang ist wie bei allen Photocuring-Druckern sehr einfach. Nachdem man selbst seine Schutzkleidung, Atemmaske, Brille und Latex-Handschuhe angelegt hat, entfernt man die Haube des Druckers, füllt den Harzbehälter maximal halb voll mit Harz und schließt die Haube wieder – sie sollte ansonsten eigentlich immer auf dem Drucker verbleiben, um sicherzugehen, dass nirgendwo unkontrolliert Harz aushärten kann. Dann kann man den Drucker einschalten und die Micro-SD-Karte einlegen. Im Menü am Drucker wählt man lediglich die gewünschte Datei aus und es geht los. Kritisch sind die ersten paar Schichten, aber man bekommt schon mit, ob sich das Werkstück zwischend den einzelnen Schichten wie gewünscht von der FEP-Membran löst, die den Boden des Harzbeckens bildet: Dann senkt sich der Spiegel des Harzes kurzzeitig schnell ab und häufig macht es auch hörbar "Plopp!"

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Nachdem der Druck fertig ist, fährt die Plattform nach oben, der Druck hängt nach unten. Man lässt ihn ein wenig ruhen und das überschüssige, flüssige Harz abtropfen. Dabei kann man den Drucker ganz leicht auf einer Seite unterlegen – ein paar Grad Neigung reichen schon aus, damit sich das Harz auf einer Seite der Druckplattform sammelt und dort besser abtropft. Danach: wieder Schutzkleidung anlegen, den Drucker öffnen, die Druckplattform mit dem Werkstück herausnehmen und den Drucker wieder schließen. Jetzt muss das Objekt vom verbleibenden Harz gereinigt werden, wozu ein Bad in Isopropyl-Alkohol geeignet ist, mit dem man auch alle Hohlräume des Werkstücks gründlich ausspült, sonst legt sich eine dünne Haut Harz wie Öl um das ganze Objekt, auf Kosten der Schärfe der Form. Allerdings kann man diesen Schritt auch bewusst weglassen, wenn man mit transparentem Material Deko-Objekte druckt: Die Oberfläche bleibt dann glänzend klar und wird nicht matt.

Andernfalls sollte man den Druck noch ein zweites Mal in frischen Alkohol tauchen, um auch den letzten Rest flüssigen Harzes noch zu entfernen. Anschließend wartet man, bis sich das Isopropyl restlos verflüchtigt hat, bevor man das Werkstück mittels UV- oder Sonnenlichte aushärtet – sonst verursacht der Alkohol Flecken auf der Oberfläche.

An dieser Stelle ein Warnhinweis: Harz und Alkohol sind Gefahrgut und müssen ordnungsgemäß entsorgt werden! Beide Stoffe und deren Dämpfe können starke allergische Reaktionen hervorrufen und sollten nur in gut belüfteten Räumen verwendet werden. Resin-3D-Drucker sind kein Spielzeug!