Die Neuerungen von Fedora 12

Seite 3: Fedora 12: Delta-RPMS, Virtualisierung

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Bereits zum Start von Fedora 12 sind Updates verfügbar.

Die Software in Fedora 12 ist nun für i686-Prozessoren übersetzt und für Atom-Prozessoren optimiert (GCC-Optionen "-march=i686 -mtune=atom"). Kernel und Programme sollen auf modernen x86-32-Systemen dadurch bessere Performance erzielen. Auf i586-CPUs wie VIAs C3-Prozessoren mit Ezra- und Samuel-Kern oder AMDs Geode GX arbeitet Constantine allerdings nicht mehr; wohl aber auf dem in einigen OLPCs verbauten Geode LX.

Auch das Gros der nicht mit GCC übersetzten Software hat das Projekt neu gebaut, damit auch deren RPM-Pakete mit dem nun von Fedora genutzten und von neueren LZMA-Versionen bekannten XZ-Format gepackt werden. Da das effizienter komprimiert als das bisher verwendete bzip2, sind manche RPMs etwas kleiner als bei älteren Fedora-Versionen.

Nachdem das bei Fedora 11 optionale Yum-Plugin Presto in den vergangenen Monaten den ersten größeren Feldtest hinter sich bringen durfte, wird es bei Fedora 12 nun standardmäßig installiert. Yum und darauf aufbauende Programme versuchen daher beim Aktualisieren von Software, die seit Fedora 11 in den offiziellen Fedora-Paket-Depots angebotenen Delta-RPMs zu nutzen, die lediglich die Unterschiede zwischen einem alten und einem neuen RPM-Paket enthalten; mit diesen Informationen und den auf der Platte installierten Dateien des alten RPMs kann das Plugin in vielen Fällen das neue RPM zusammensetzen und dies zur weiteren Verarbeitung an Yum übergeben.

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Updatefülle

In den Paket-Depots Updates und Updates-Testing für die x86-32-Variante von Fedora 12 finden sich bereits zur Vorstellung der Distribution über 550 RPMs. Darunter finden sich 65 reguläre und 2 als sicherheitsrelevant eingestuften Updates – zu letzteren zählt Firefox 3.5.5. Diese Korrekturen wurden nicht mehr in die bereits vergangene Woche fertiggestellte Distribution selbst aufgenommen, um nicht in den Tagen kurz vor der Fertigstellung noch neue Fehler einzuschleusen.

Da Fedora anders als viele Mainstream-Distributionen nicht nur neue Pakete zur Korrektur von Fehlern oder Sicherheitslücken heraus gibt, sondern häufig auch neue Versionen der in Fedora enthaltenen Software als Update ausliefert, dürfte das nur der Anfang der bei Fedora üblichen Update-Flut sein. Beim fünf Monate alten Fedora 11 etwa gab es bislang knapp 4000 Updates – deutlich mehr, als bei vielen anderen Distributionen.

Unter den Updates finden sich wie bei Fedora üblich auch Sprünge von einer Kernel-Version des Hauptentwicklungszweigs auf deren Nachfolger – das mit Kernel 2.6.29 ausgelieferte Fedora 11 erhielt etwa bereits vor einigen Monaten einen Linux-Kernel 2.6.30 als Update und ist mittlerweile bei 2.6.30.5 angekommen. Damit der Anwender bei einem Kernel-Problem nicht vor einem nicht startenden System steht, wird der neue Kernel immer parallel zum jeweils laufenden installiert und der alte bei späteren Kernel-Updates automatisch deinstalliert.

Da neue Kernel-Versionen der Hauptentwicklungslinie neben zahlreiche Verbesserungen an der Infrastruktur auch eine Vielzahl von neuen und erweiterten Treibern enthalten unterstützt ein aktualisiertes Fedora 11 heute viele der in den vergangenen Monaten eingeführte Hardware-Komponenten, die die Distribution anfangs nicht ansprechen konnte. Bei den meisten anderen Mainstream-Desktop-Distributionen bekommt man weder frische Kernel-Versionen noch neue Kernel-Treiber als reguläres Update – auf die Unterstützung für manche neuere, erst nach erscheinen einer Distribution vorgestellte Hardware-Komponenten muss man daher manchmal Monate warten, bis eine neue, mit einem frischeren Linux-Kernel ausgestattete Version der jeweiligen Distribution erscheint.

Beim Aktualisieren des Systems müssen so deutlich weniger Daten heruntergeladen werden, denn die Delta-RPMs sind häufig erheblich kleiner als das komplette neue RPM – das gilt insbesondere dann, wenn sich die Software im alten und neuen RPMs sehr ähnelt, wie es bei kleinen Versionssprüngen oder Fehlerkorrekturen meistens der Fall ist. Durchschnittlich soll sich der Download-Umfang durch das Plugin um 60 bis 80 Prozent reduzieren; gerade beim Aktualisieren von großen Paketen wie OpenOffice sind die Einsparungen teilweise noch größer. Das Regenerieren der Pakete dauert allerdings ein wenig und erzeugt viel CPU-Last. Bei Verfügbarkeit eines lokalen Spiegelservers mit den Fedora-Paketdepots oder einer sehr schnellen Internet-Anbindung kann es daher das von Vorteil sein, das Plugin zu deinstallieren.

Fedora als Host und als Gast.

Wie sein Vorgänger kann Constantine zwar als Gastsystem unter Xen laufen, setzt als Gastgeber für virtuelle Systeme aber auf KVM. Für diesen Hypervisor und die ihn umgebende Infrastruktur gab es zahlreiche Verbesserungen bei Constantine.

Der Einsatz des Image-Formats qcow2 im von KVM genutzten Qemu soll etwa die I/O-Performance steigern. Das in den Proceedings vom Linux Symposiums 2009 ausführlich erklärte KSM ("Kernel Shared Memory" oder "Kernel Samepage Merging") verspricht ferner den Speicherverbrauch zu reduzieren, wenn ähnliche Gastsysteme parallel laufen oder diese aus anderen Gründen größere Mengen identischer Daten im Speicher vorhalten. Durch Nutzung größerer Speicherseiten (Pages) soll KVM Huge Page Backed Memory außerdem den Overhead bei der Speicherverwaltung reduzieren.

Neu ist auch die Unterstützung für SR-IOV (Single Root I/O Virtualization), mit dem sich PCI-Geräte mit Unterstützung für SR-IOV in mehrere virtuelle Geräte aufteilen lassen, die man unterschiedlichen virtualisierten Gastsystemen zuweisen kann. Zudem soll sich die Gastsysteme angebotenen virtuelle Hardware dank dem "KVM Stable Guest ABI" nicht mehr ändern, wenn Qemu oder KVM aktualisiert werden.

Auch der Virtual Machine Manager (virt-manager) erhielt viele kleine Verbesserungen sowie ein Facelift; die von ihm verwendete libvirt verwaltet nun Berechtigungen und erlaubt so auch Anwendern ohne Root-Rechte die Handhabung von KVM-Gastsystemen. Über libguestfs und darauf aufbauende Programme wie guestfish lassen sich die virtuellen Datenträger von Gastsystemen komfortabler von außen modifizieren. Zudem lassen sich Netzwerke für virtuelle Systeme nun flexibler konfigurieren.

Weitere Informationen zu den genannten und einigen weiteren Änderungen rund um Virtualisierung finden sich über das Fedora-Wiki. Verschiedene Entwickler aus dem Virtualisierungs-Bereichen erläuterten die Highlights von Constantine auch im Rahmen von Interviews.