Fedora 18 im Test

Seite 2: Desktops und Update-Mechanismen

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Bei der Hauptvariante von Fedora 18 stellt Gnome 3.6 die Desktop-Oberfläche. Zu dessen zahlreichen Neuerungen gehört auch eine neue Nautilus-Version, mit der der Dateimanager einige Funktionen verloren hat. Diese Funktionen leben im Nautilus-Fork Nemo weiter, der sich leicht über die Paketdepots von Fedora nachinstallieren lässt. Das gilt auch für den Gnome-2-Fork Mate und eine aktuelle Version des Cinnamon-Desktops. Mate und Cinnamon waren bei Fedora 17 noch nicht dabei, sind dort aber schon seit einigen Monaten leicht über die Standard-Paketdepots nachinstallierbar.

Unter den vom Fedora-Projekt angebotenen Distributions-Varianten sind auch welche, die standardmäßig die KDE Software Compilation (SC) 4.9 und Xfce 4.10 verwendeten. Der Spin mit Xfce passt weiterhin auf CD-Rohlinge mit 700 MByte Kapazität. Bei den Fedora-Varianten mit Gnome und KDE SC ist das nicht mehr der Fall, daher braucht man für sie nun DVD-Rohlinge oder USB-Sticks mit 1 GByte Kapazität oder mehr. Der Spin mit Gnome enthält dadurch nun LibreOffice, dass in Version 3.6.3 beliegt; bei der Installation via DVD wird LibreOffice allerdings nicht mehr aufgespielt.

Der NetworkManager erhielt Verbesserungen zur einfachen Einrichtung eine WLAN-Hotspots. Alle Fedora-Varianten, die Gnome als Standard-Desktop einrichten, aktivieren nun auch die Zeroconf-Implementation Avahi; die Client-Software für MDNS (Multicast DNS) soll das Aufspüren von Geräten im Netzwerk ermöglichen, aber standardmäßig keine Informationen über das System preisgeben.

Das unter Gnome eingesetzte und zu PackageKit gehörende Update-Programm spielt nicht mehr alle Aktualisierungen direkt ein, sondern legt Updates für manche Systemkomponenten an einer Stelle ab, wo Systemd sie beim nächsten Neustart erkennt und daraufhin einspielt. Der Ansatz soll Probleme mit Software vermeiden, bei denen ein Aktualisieren im Betrieb zu Schwierigkeiten führt. Über das Kommandozeilen-Programm Yum lassen sich alle Updates aber wie gewohnt direkt einspielen.

Fedora 18 liegt das Paketmanagement-Werkzeug Dnf bei, das auf dem Code von Yum 3.4 basiert und mittelfristig Yum ersetzen soll. Dnf setzt zur Auflösung von Abhängigkeiten auf die Bibliothek Libsolv, die Abhängigkeiten besser auflösen soll und schon länger bei OpenSuse einsetzt wird. Die Paket-Verwaltungsprogramme interagieren beim neuen Fedora mit RPM 4.10, das schneller und robuster arbeiten soll als sein Vorgänger.

Zum Wechsel von einem älteren Fedora auf das neue dienen nicht mehr PreUpgrade oder das Installationsprogramm der DVD, sondern der neue "Fedora Upgrader" FedUp. Ähnlich wie zuvor PreUpgrade lädt das Tool die einzuspielenden Pakete der neuen Version herunter und erstellt einen Boot-Eintrag. Wählt man diesen aus, spielt Fedora die Aktualisierungen nun mit Hilfe von Dracut und Systemd direkt ein, bevor das System richtig startet; der von PreUpgrade genutzte Fedora-Installer ist nicht mehr involviert. FedUp unterstützt derzeit allerdings nur ein Update von Fedora 17.

Fedora 18 liegt das im Dezember vorgestellte Samba 4 bei; die Distibution kann daher als Domain Controller eines Active Directory (AD) auftreten. Die FreeIPA-Infrastruktur für "Identity, Policy and Audit" kann jetzt eine Vertrauensbeziehung mit einem AD aufbauen, damit Anwender einer Domain auch die Ressourcen einer anderen nutzen können. Es gab zudem Verbesserungen in Gnome und anderen Stellen der Distribution, die das Einhängen eines Fedora-Systems in ein AD erleichtern.

Fedora setzt auf die Systemd-Version 195, die neue Programme zur Systemkonfiguration mitbringt. Das Kommandozeilenwerkzeug timedatectl etwa dient zur Konfiguration von Systemzeit und Zeitzone; localectl legt Systemsprache und Tastaturlayout fest, hostnamectl konfiguriert die Systemnamen. Einige der darüber vorgenommenen Einstellungen wurden bisher über Dateien geregelt, die in /etc/sysconfig/ lagen und nun nicht mehr oder nur noch für andere Zwecke konsultiert werden; darunter die Dateien clock, i18n, keyboard und network. Über das zu Systemd gehörende Programm Systemctl lässt sich jetzt auch festgelegt, welcher Display-Manager den grafischen Anmeldebildschirm darstellt.

Um die Firewallregeln kümmert sich nun der via D-Bus steuerbare Firewall Daemon Firewalld. Er unterstützt verschiedene Sicherheitszonen, um etwa in einem öffentlichen WLAN automatisch andere Regeln einzurichten als im Heim- oder Unternehmensnetz; die Konfiguration des Dienstes erfolgt über das grafische Programm firewall-config und das Kommandozeilenwerkzeug firewall-cmd.

Das Verzeichnis /tmp/ liegt nicht mehr auf der Root-Parition, sondern ist ein Tmpfs, das die Daten im Arbeitsspeicher vorhält. Einige Distributionen machen das schon länger; Anwendungen, die temporär große Datenmengen ablegen wollen, können wie zuvor /var/tmp/ nutzen. Diese Änderung wurde während der Entwicklung von Fedora viel diskutiert; Vorschläge, die Änderung zurückzunehmen, konnten sich aber nicht durchsetzen.

Neu ist das Kommandozeilenwerkzeug System Storage Manager (ssm), mit dem sich eine Reihe von Aufgaben zur Datenträgerkonfiguration in einem Schwung erledigen lassen, für die Administratoren bislang Werkzeuge wie btrfs, cryptsetup, fdisk, lvm2, mdadm und resize2fs kombinieren mussten.

Wie üblich haben die Fedora-Entwickler zahlreiche Komponenten der Distribution auf den aktuellen Stand gebracht. Dadurch gehören nun etwa Perl 5.16, Python 3.3 und Rails 3.2 zum Lieferumfang.

Über das Fedora 18 beliegende GCC-Plugin DragonEgg kann die GCC die Compiler-Infrastruktur LLVM nutzen, was für bestimmte Optimierungszwecke oder zum Cross Compiling interessant sein kann. Das Tracing-Werkzeug Systemtap liegt in Version 2 bei; auch LTTng (Linux Trace Toolkit Next Generation) gehört jetzt zum Lieferumfang.

Mehr Infos

Weitere Informationen

Der nebenstehende Text verlinkt an vielen Stellen auf Webseiten mit Hintergründen zu den Neuerungen von Fedora 18. Weitere Informationen liefern die Fedora-18-Feature-Seite, die Projekt-Homepage, das Wiki und eine Subdomain mit Dokumentation. Auf Letzterer liegen unter anderem die Release Notes und der Installation Guide; die derzeit dort angebotenen Dokumente gibt es allerdings nicht in Deutsch. Eine Liste mit häufiger anzutreffenden Problemen findet sich im Wiki des Projekts; erfahrungsgemäß erhält diese Seite in den Tagen nach der Freigabe noch eine Reihe neuer Einträge.

Viele RPM-Pakete enthalten nun Informationen, damit Anwender und Debbuging-Werkzeuge bei Fehlern besser erkennen können, in welchem Teil des Codes das Problem steckt. Der volle Satz an Debugging-Informationen findet sich wie zuvor in Debuginfo-Paketen – sie sollen durch bessere Kompression nun allerdings kleiner sein.

Fedora liefert jetzt auch die NoSQL-Datenbank Riak mit.

Ein als Gast laufendes Fedora unterstützt unter KVM nun auch Suspend-to-RAM und -Disk, selbst wenn Virtio-Treiber aktiv sind. Fedora-Hosts können bei der neuen Version Snapshots ganzer Gastsysteme anlegen, während diese laufen.

Zum Betrieb von Clouds bringt Fedora Eucalyptus 3.2 und OpenStack "Folsom" mit.

Das neue Werkzeug "virt-sandbox-server" soll das Aufsetzen von Containern erleichtern, in denen ein Server-Dienst abgeschottet vom Rest des Systems läuft. Einige Hintergründe dazu finden sich im siebten Beitrag der achtteiligen Artikel-Serie "New Security Feature in Fedora 18", die Fedora-Entwickler und SELinux-Spezialist Dan Walsh in seinem Blog veröffentlicht hat.

Über die Fedora-18-Feature-Seite im Wiki des Fedora-Projekts finden sich zahlreiche weitere Neuerungen.