Fedora 18 im Test

Seite 3: Ausblick, Fazit, Download

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Fedora 18 gibt es fürs Erste in Varianten für 32- und 64-Bit-x86-Systeme. Eine Version für ARM ist in Vorbereitung; eine Beta ist am 9. Januar erschienen. Auch eine Ausführung für Systeme mit Power-Prozessoren (PPC) ist in Arbeit. Diese beiden Portierungen laufen bei Fedora als Architekturen zweiter Klasse ("Secondary Arch"), damit sie die Arbeit an den x86-Versionen nicht verzögern. Die ARM-Entwickler arbeiten darauf hin, dass ihre Portierung bald aufsteigt und so denselben Status erhält wie die x86-Varianten.

Bereits in den Wochen vor der Fertigstellung von Fedora 18 ist die Arbeit an Fedora 19 angelaufen. Für diese Version sind bislang ein Umstieg auf RPM 4.11 und bessere Unterstützung zum 3D-Drucken fest eingeplant. Noch nicht beschlossen, teilweise aber schon in Vorbereitung sind Versionssprünge auf Bind 10 und GCC 4.8. Es ist zudem angedacht, MariaDB als Standard-MySQL-Implementation einzusetzen.

Fedora 19 wird Gnome 3.8 und KDE SC 4.10 mitbringen; Letzteres dürften die Entwickler aber auch als Update für Fedora 18 nachreichen, wenn das Projekt seine bisherige Arbeitsweise beibehält. Ein Entwickler arbeitet an der Integration des Desktops Enlightenment (E17) für die nächste Fedora-Version. Bislang deutet nichts darauf hin, dass die Fedora-Entwickler von Ext4 auf das experimentelle Btrfs als Standarddateisystem wechseln wollen. Auch bei Fedora 18 ist das nur noch am Rande diskutiert worden, nachdem der Umstieg bei Fedora 16 und 17 schon angelaufen, schließlich aber beide Male verworfen wurde.

Fedora 19 trägt den Namen "Schrödinger's Cat" und ist derzeit für Ende Mai geplant; einen genaueren Zeitplan wollen die Entwickler in den nächsten Tagen ausarbeiten.

Fedora 18 bringt eine ganze Reihe technischer Neuerungen und ist anderen Distributionen dadurch wieder mal ein klein wenig voraus; dennoch lief es bei unseren Tests ähnlich ordentlich wie seine Vorgänger.

Mit seiner Secure-Boot-Untersütztung verbessert Fedora die Systemsicherheit, schränkt den Anwender aber auch ein. Für alle jene, die auf den Sicherheitsgewinn keinen Wert legen, hätte Fedora einen alternativen Weg anbieten sollen; einen, der die Nutzer ebenso wenig gängelt wie die Implementation in Ubuntu 12.10. Die Umbauten am Installationsprogramm waren überfällig und machen diesen mittelfristig besser. Einige Details wirken aber noch unfertig; gerade die manuelle Partitionierung ist verwirrend und nicht gerade intuitiv. (thl)

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Das Fedora-Projekt pflegt mehrere Seiten, die die Linux-Distribution zum Herunterladen anbieten. Die Standard-Seite offeriert lediglich die Hauptvariante von Fedora: Die "Fedora Desktop Edition" mit Gnome in der 64-Bit-x86-Version. Das ISO-Image startet ein Live-System von DVD oder USB-Stick, mit dem man Fedora ausprobieren und installieren kann. Die Ausführung für 32-Bit-x86-Systeme findet sich auf einer zweiten Download-Seite. Dort gibt es auch Live-Versionen von Fedora, die die Desktop-Oberflächen KDE, LXDE und Xfce verwenden; auch sie gibt es jeweils für 32- und 64-Bit-x86-Systeme.

Eine weitere Download-Seite listet einige dieser Fedora-Versionen, stellt aber die für DVDs oder USB-Datenträger gedachten Installations-Images in den Vordergrund. Mit ihnen kann man die Distribution vor dem Aufspielen nicht im Live-Betrieb ausprobieren, dafür aber das Root-Dateisystem und die aufzuspielende Software beeinflussen; die Systemeinrichtung dauert dadurch aber auch länger als bei den Live-Images. Eine Netzwerkinstallation ist nur mit diesen Images oder den auch für CDs tauglichen Netinst-Images möglich, die es auf der gleichen Download-Seite gibt. Mit Hilfe eines lediglich 1 MByte großen gXPE-Image lässt sich die Installationsumgebung auch direkt aus dem Netz starten. Nur mit einem dieser Images gelingt die voll- oder teilautomatische Installation über Kickstart-Steuerdateien.

Images zum Einsatz im Clouds listet das Wiki. Eine eigene Subdomain bietet "Spins" an – Fedora-Varianten, deren Software-Ausstattung auf bestimmte Einsatzzwecke oder Zielgruppen ausgerichtet sind. Darunter sind das früher eigenständige "Sugar on a Stick" (SoaS), der für DVDs ausgelegte "Games Spin" oder das "Security Lab" mit Software für Systemrettung, forensische Systemuntersuchung und Sicherheitsprüfung (Auditing). Die Spins ermöglichen den Live-Betrieb und die Installation, wie es auch die Fedora-Varianten mit Gnome, KDE SC oder Xfce beherrschen, denn auch sie sind letztlich Spins.

Die ISO-Images von Fedora sind Hybrid-Images, die man mit dem Kommandozeilenwerkzeug "dd" auf USB-Sticks schreiben kann, um Fedora von dort zu starten. Die ISO-Images der Spins kann man alternativ auch mit dem für Linux und Windows erhältlichen Programm Liveusb-Creator auf USB-Datenträger transferieren. Dann kann man die verbleibende, sonst nicht nutzbare Speicherkapazität für andere Zwecke verwenden und eine Overlay-Datei anlegen, die ein Spin als persistenten Datenspeicher einbindet.

Die meisten Spins starten mit einer englischen Benutzeroberfläche; wer etwa beim Desktop-Spin ein deutsches Gnome möchte, muss die Sprache in den Gnome-Einstellungen ändern und sich neu anmelden. Die verschiedenen Varianten hat das Fedora-Projekt mit Hilfe der Pakete aus Repositories zusammengestellt, auf die alle Fedora-Varianten zur Nachinstallation von Software zugreifen. Das Depot für die x86-64-Variante umfasst 33.868 Programmpakete, die aus 12.614 Quellpaketen entstanden.

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Auf Open-Source-Software konzentriert

Von einigen Firmware-Dateien abgesehen enthält Fedora seit jeher nur Software, die unter einer vom Fedora-Projekt anerkannten Open-Source-Lizenz steht. Ferner lässt das Fedora-Projekt auch Software außen vor, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken verwendet. Das Projekt hat diesen Ansatz bewusst gewählt, um ein aus Open-Source-Software bestehendes Betriebssystem zu schaffen, bei dem alle, die es nutzen oder weiterverbreiten wollen, vor Ansprüchen durch Copyright- und Patenthalter sicher sein sollen.

Durch diese Herangehensweise fehlt in Fedora jedoch Software wie der Adobe Flashplayer oder die proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia. Auch Codecs zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate gehört nicht zum Lieferumfang – das schließt die Unterstützung zum Abspielen von MP3s ein, da auch hier die Rechteinhaber immer wieder Ansprüche geltend machen.

Auf Notebooks oder Desktop-PCs ist eine Fedora-Installation daher erst nach der Installation zusätzlicher Software praxistauglich. Viele der für den Alltag wichtigen Programme beziehen Fedora-Anwender über die Add-On-Pakete, die das Projekt RPM Fusion in den Paketdepots "Free" und "Nonfree" anbietet. Sie lassen sich nach der Fedora-Installation mit wenigen Handgriffen aktivieren. Benötigen auf Gstreamer aufsetzende Mediaplayer anschließend einen in Fedora nicht enthaltenen Codec, kann die Softwareverwaltung PackageKit die Pakete mit der benötigten Software oft automatisch bei RPM Fusion abrufen und einrichten. Die Installation der proprietären Grafiktreiber von Nvidia erläutert das Projekt in einem Howto.

Aus Lizenzgründen gibt es den Adobe Reader und das Adobe Flash-Plugin nicht bei RPM Fusion; beide lassen sich aber über ein Paketdepot von Adobe nachinstallieren. Google-Software findet sich in einem von Google selbst gepflegten Paketdepot für Fedora.

(thl)