Freie Wiki-Systeme im Vergleich

Seite 3: FlexWiki

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Eins der ersten internen Programme von Microsoft, die es zu einem Open-Source-Projekt gebracht haben, war FlexWiki. David Ornstein erstellte es zur Verbesserung der Entwicklungsabläufe und konnte es 2004 unter der Common Public License veröffentlichen. Er und sein Team entwickelten dieses Softwaresystem komplett mit C# und ASP.Net. Die klassische Version 1.8 lief noch mit dem .Net-Framework 1.x. Durch die Hilfe der Freeware-Gemeinde läuft die aktuelle FlexWiki-Version 2.0.1 mit der 2.0er-Fassung.

Die meisten Informationen zu dieser Software finden sich auf der produkteigenen Wiki-Seite, die selbst mit FlexWiki läuft, oder bei SourceForge. Zur Installation stehen drei Versionen zur Verfügung: ein Source Release (alles, inklusive C#- und ASP.Net-Quelldateien),ein Full Release (zum Betrieb des Wiki notwendig) und ein Update Release.

Die Full Release enthält nichts anderes als die gezippten Dateien einer Website eines Internet Information Server (IIS). Um FlexWiki zum Laufen zu bringen, benötigt man außer einem Windows Server 2003 mit dem .Net Framework 2.x gutes IIS-Administratoren-Know-how. FlexWiki sollte grundsätzlich auch auf XP oder Windows Server 2008 seinen Dienst tun, doch eine umfangreiche Installationsbeschreibung führt nur unter 2003 relativ schnell zu ersten Erfolgserlebnissen.

Einzelne Wiki-Seiten zu bearbeiten gestaltet sich für den Anwender recht einfach. Auf jeder Seite befindet sich eine Edit-Schaltfläche, mit der er diese in den Änderungsmodus umschalten kann. Danach zeigt FlexWiki diese in einem großen Eingabefenster als einfachen, änderbaren Text. Besondere Formatierungen wie kursiv oder fett werden durch Sonderzeichen dargestellt. Text, der beispielsweise mit einem Unterstrich anfängt und aufhört, wird später kursiv ausgegeben.

Verweise auf andere Seiten funktionieren mit dem Konstrukt SeitenName@MyWiki. Ist die Seite noch nicht vorhanden, öffnet FlexWiki sie sofort leer im Änderungsmodus. Dieser geradlinige Umgang mit Seitenerstellung und Formatierung schafft einen leichten Zugang für Einsteiger. Profis, die mit der HTML/CSS-Formatierung vertraut sind, werden bei der Textgestaltung schnell an Grenzen stoßen. Alle Änderungen der Anwender protokolliert FlexWiki, sodass man Veränderungen nachvollziehen und zurücknehmen kann.

Außer Formatierungszeichen bringt FlexWiki die eigene, Smalltalk-ähnliche Programmsprache Wikitalk mit. Ein Anwender mit Programmierkenntnissen kann damit dynamische Seiteninhalte erstellen. Programmierer mit .Net- Kenntnissen können Wikitalk durch eigene Befehle erweitern. Bei diesen Plug-ins handelt es sich um .Net Assemblies, die über Einträge in der Steuerdatei web.config FlexWiki bekannt gemacht werden.

Wikitalk integriert automatisch alle statischen Klassen und Methoden einer Assembly, die mit dem speziellen Attribut ExposedClass beziehungsweise ExposedMethod versehen sind. Da Flex-Wiki selbst auf dem .Net-Framework basiert, ist die einfache Erweiterbarkeit eine seiner großen Stärken.

Außer den Sicherheitseinstellungen, die schon beim IIS und Windows Server 2003 vorhanden sind, bietet FlexWiki die Möglichkeit, eigene Zugriffsregeln (AuthorizationRules) zu definieren. Diese sind in der Konfigurationsdatei flexwiki.config hinterlegt. Durch den geschickten Einsatz von Regeln kann ein Administrator ohne viel Aufwand das gesamte Wiki konfigurieren.

Grundvoraussetzung für die Sicherheit ist neben der wasserdichten Konfiguration des Betriebssystems und des Webservers die sichere Identifizierung der Anwender. Hierfür bietet FlexWiki wie andere ASP.Net-Sites die Anmeldung über eine Windows-Kennung oder ein eigenes Anmeldeformular mit einem ASP.Net Membership Provider dahinter an. Der am häufigsten verwendete Provider SQLMembershipProvider sichert die Zugangsinformation in einer SQL-Server-Datenbank.

Das Dateisystem ist die einfachste Art, den Inhalt zu speichern. Im Verzeichnis Namespaces der Website erstellt der Administrator für jedes logische Wiki ein Unterverzeichnis, in dem FlexWiki Einträge und deren Änderungen selbstständig verwaltet. Dies erweist sich für kleinere Installationen als praktisch. Für den schnelleren Start gibt es einige Beispiel-Namespaces. Bei großen Installationen bietet sich allerdings ein Datenbankserver zur Verwaltung der Einträge an. Im Fall von FlexWiki ist dies Microsofts SQL Server. Das Programm SqlStoreManagerGui, das der Anwender auf der zentralen Auslieferungsseite in der Datei FlexWikiCore-2.1.0.x-tools-Release.zip findet, erstellt eine neue Datenbank, mit der das Wiki genauso zusammenarbeitet wie mit dem Dateisystem.

Neulinge in diesem Bereich werden sich etwas schwertun, da keinerlei Einsteigerbücher oder ausführliche Tutorials zur Verfügung stehen. Die vorhandene Dokumentation richtet sich eher an den Profi. Es gib weder eine deutsche Version der Dokumentation noch der Oberfläche von FlexWiki. Ein Plus ist auf jeden Fall die aktive Entwicklergemeinde, die derzeit pro Monat zehn oder mehr neue Versionen veröffentlicht.