Galaxy Note 20 Ultra im Test: Samsungs Riesenbaby
Mit dem Galaxy Note 20 Ultra macht Samsung sein XXL-Smartphone noch größer. Das ist jedoch nicht überall ein Vorteil.
Es ist ein dicker Brocken, das Samsung Galaxy Note 20 Ultra. Über 200 Gramm schwer, mächtiges Kamera-Element, das rund drei Millimeter aus der Rückseite herausragt, ausladendes Display – in die Hosentasche passt das Smartphone nicht besonders gut, mit einer Hand bedienen ist auch nicht drin. Durch die abgerundeten Kanten und die jetzt matte Rückseite liegt das Note 20 Ultra aber trotzdem recht gut in der Hand. Der Metallrahmen ist sehr filigran geraten. Das sieht schön aus, erhöht aber auch die Gefahr, dass bei Stürzen das Glas vorne oder hinten Schaden nimmt.
Das Display des Galaxy Note 20 Ultra ist riesig, die Diagonale beträgt 6,9 Zoll. Das OLED-Panel strahlt enorm hell, maximal haben wir über 1184 cd/m² gemessen, das ist ein herausragender Wert. Die Auflösung beträgt 3088 x 1440 Pixel – allerdings nur dann, wenn eine Bildwiederholfrequenz von 60 Hz ausreicht. Das Note 20 Ultra beherrscht zwar auch eine adaptive Frequenz von 120 Hz, dann aber nur mit FHD+ und 2316 x 1080 Pixel. Die Längsseiten sind leicht gebogen.
Am S-Pen hat Samsung kräftig Hand angelegt, und das nicht nur mit den neuen Features in der Notizen-App. Die Latenz des Stiftes wurde laut Hersteller von zuvor 42 auf 9 Millisekunden reduziert, um ein noch natürlicheres Schreibgefühl zu ermöglichen. Während wir beim ersten kurzen Hands-on mit dem Galaxy Note 20 Ultra keine merkliche Verbesserung feststellen konnten, müssen wir nach längerem Testen zugeben: Ein klein wenig direkter schreibt es sich mit dem S-Pen jetzt schon. Der Unterschied fällt aber vor allem im direkten Vergleich mit älteren Notes auf, viele Anwender werden ihn nicht bemerken.
Der S-Pen als Zauberstab
Deutlich auffälliger sind die Verbesserungen bei der Gestensteuerung, wenn man den Stift quasi als Zauberstab verwendet. Über den Sechs-Achsen-Sensor erkennt der S-Pen Bewegungen in der Luft und löst damit Aktionen aus. Während der Zoom in Faktor-0,1-Schritten in der Kamera noch immer sinnlos ist, kann es in manchen Situationen praktisch sein, die normalen Android-Kommandos “Zurück”, “Home” und “Letzte Apps” aus der Ferne geben zu können. Die Erkennung der jeweiligen Gesten klappt zuverlässig.
Deutlich nützlicher sind die vielen klassischen Stiftfunktionen des S-Pen, die schnell in Fleisch und Blut übergehen. Stift rausziehen, kurze Notiz auf dem Display machen, Stift wieder reinstecken, fertig, alles abgespeichert. Die Notizen-App von Samsung beherrscht nun mehrere Dateiformate inklusive PDF, kann in Ordnern speichern und synchronisiert mit Microsoft OneNote. Letzteres ist zwar derzeit noch eine Einbahnstraße, aber gut möglich, dass Samsung und Microsoft diese Verzahnung noch ausbauen. Die bei der Vorstellung des Galaxy Note 20 Ultra angepriesenen Audio-Notizen werden per Software-Update nachgeliefert.
Über Dex wird das Note 20 Ultra zum Notfall-PC für unterwegs. Die Android-Oberfläche schaltet dann in einen Windows-artigen Fenster-Modus um. Damit lässt es sich recht gut arbeiten, wenn Tastatur und Maus zur Hand sind. Die Verbindung zu Monitor oder Fernsehe gelingt entweder über USB-C oder jetzt auch drahtlos über Miracast.
Der Exynos-Prozessor ist nicht spitze
Im Galaxy Note 20 Ultra steckt der Exynos 990, der mit dem Galaxy S20 im Frühjahr seine Premiere feierte. Der Prozessor hat genug Leistung für alle aktuellen Anwendungen, was man auch von den üppigen 12 GByte Arbeitsspeicher behaupten kann. Die Benchmark-Resultate sind auf einem sehr guten Niveau, hinken dem aktuell schnellsten Androiden, dem Asus Rog Phone 3, aber hinterher. Der Haken an der Sache mit dem Exynos 990: Da ginge noch mehr – nämlich mit dem Snapdragon 865+, der in der US-Variante des Smartphones steckt. Der Qualcomm-Chip schneidet in Benchmarks noch eine Ecke besser ab als Samsungs SoC, zudem hat er leichte Vorteile in Sachen Energieeffizienz.
Für ein Arbeitstier wie das Note 20 gehören zwei SIM-Slots zur Pflichtausstattung. Samsung legt noch einen drauf und bietet sogar drei: zwei Steckplätze für Nano-SIM-Karten und eine digital konfigurierbare eSIM. Es sind allerdings nur zwei Karten tatsächlich nutzbar, entweder eSIM und eine Nano-SIM oder zwei echte Karten. In letzterem Fall muss man auf die Möglichkeit zur Speichererweiterung verzichten. Von den 256 GByte Speicherplatz sind nach der Ersteinrichtung noch etwa 219 GByte nutzbar.
Die Kamera des Galaxy Note 20 Ultra verfügt über drei Objektive: Hauptkamera mit 108 Megapixel sowie Ultraweitwinkel und Fünffach-Tele mit jeweils 12 Megapixel. Selfies knipst das Galaxy-Smartphone mit 10 Megapixel. Die Qualität der Fotos spielt in der oberen Liga mit, vor allem bei guten Lichtbedingungen macht das Note 20 Ultra beeindruckende Bilder. Bei Videoaufnahmen sind bis zu 8K möglich, das ist aber ein enormer Speicherfresser. Der Hybrid-Zoom, den Samsung Space Zoom nennt, erreicht eine 50-fache Vergrößerung, die dann jedoch qualitativ stark zu wünschen übrig lässt.
Im Note 20 Ultra steckt ein fest verbauter Akku mit einer Kapazität von 4500 mAh. Das sind 500 mah weniger als im Galaxy S20 Ultra und ein Tribut an den S-Pen, der im Gehäuse einiges an Platz beansprucht. Die Laufzeit reicht in der Regel für einen kompletten Tag ohne Aufladen aus, ein echter Langläufer ist das neue Note jedoch nicht. Geladen wird entweder via USB-C-Kabel mit 25 Watt oder drahtlos über Qi mit 15 Watt.
Fazit
Das Samsung Galaxy Note 20 Ultra hat eine ganze Menge Pluspunkte zu bieten: ein tolles Riesen-Display, gute Performance, großen Speicher, viele Software-Features und eine sehr gute Kamera. Das alles bekommt man so oder ähnlich aber auch schon im Galaxy S20 Ultra. Was das Note seit Jahren von der Masse abhebt, ist der S-Pen.
Der kleine Stift hat große Möglichkeiten und wurde erneut im Vergleich zum Vorgänger besser. Das hat aber auch seinen Preis, denn das Galaxy Note 20 Ultra kostet zum Start 1300 Euro. Das S20 Ultra ist unterdessen bereits für knapp unter 1000 Euro erhältlich. Ob der Stift den Mehrpreis gegenüber dem S20 Ultra rechtfertigt, müssen die Samsung-Kunden für sich selbst entscheiden.
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(sht)