Retro-Games auf iOS zocken: RetroArch im Video

Seite 2: Videotranskript

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Früher war vielleicht nicht alles besser, aber die Videospiele waren schon richtig gut. Super Mario World, Metal Gear Solid, A Link to the Past – das waren schon echt tolle Spiele. Wenn es doch nur bequemer wäre, diese zeitlosen Klassiker aus der eigenen Kindheit heute noch mal zu erleben. Zum Glück muss man nicht mehr auf den Dachboden klettern und den Game Boy abstauben, um noch mal Tetris zu zocken. Ein iPhone reicht.

Denn inzwischen lassen sich Retro-Games auch ganz einfach auf iOS-Geräten spielen. Ja, auf Android geht das schon seit Ewigkeiten. Aber erst jetzt hat Apple (auf Druck der EU) endlich auch die Regeln für seinen App Store gelockert und erlaubt dort Emulatoren. Das sind Apps, mit denen alte Spielekonsolen auf aktueller Hardware simuliert werden.

Und damit lassen sich die Lieblingsspiele von früher, wie Tetris, Super Mario World und Metal Gear Solid auf iPhones und iPads spielen. Der Quasi-Standard dafür ist RetroArch. In diesem Video zeigen wir, wie gut RetroArch auf iPhones und iPads funktioniert – und welche Probleme auftreten können.

AuĂźerdem geben wir Tipps, wie ihr an Spiele kommt, ohne von Nintendo oder Sega abgemahnt zu werden.

RetroArch lässt sich kostenlos über den App Store auf iPhone und iPad installieren. Einen Jailbreak wie früher noch braucht man damit nicht mehr. Denn RetroArch ist streng genommen nur die Bedienoberfläche für eine ganze Reihe von Open-Source-Emulatoren. Diese werden als sogenannte "Cores" geladen. Und die gibt es für praktisch alle namhaften Konsolen der 80er- und 90er-Jahre.

Nintendo-Fans werden mit SNES, N64, diversen Game Boys und dem Nintendo DS beglückt. Sega-Jünger freuen sich über Unterstützung für Master System, Mega Drive, Saturn und Game Gear. Sonys erste PlayStation und die tragbare PSP lassen sich ebenso emulieren wie Atari 2600 und Neo Geo. Selbst einige Heimcomputer wie C64, ZX Spectrum und Schneider CPC sind dabei. Sogar Programme für obskure Plattformen wie den programmierbaren Taschenrechner TI-83 – Mathe-LKler erinnern sich – gibt’s in RetroArch.

Was fehlt, sind jüngere Konsolen-Generationen ab Dreamcast, PlayStation 2 und GameCube. Cores für andere Systeme lassen sich generell gar nicht nachträglich installieren. Das erlaubt Apple nach wie vor nicht.

Wer andere Systeme als die in RetroArch vorinstallierten auf dem iPhone emulieren will, kann dafür Apps über den AltStore installieren. Da gibt’s dann zum Beispiel auch den GameCube-Emulator DolphiniOS.

Vom ziemlich komplexen HauptmenĂĽ dĂĽrft ihr euch nicht abschrecken lassen. Die Bedienung von RetroArch ist eigentlich ganz einfach.

Über den Menüpunkt "Inhalt laden" lässt sich ein Spiel auswählen. Dieses muss als sogenannte ROM-Datei vorliegen und wird direkt aus einem lokalen Ordner auf eurem Gerät beziehungsweise der Cloud der Wahl geöffnet. Vor dem Start eines Spiels muss man nur noch einen passenden Core für die gewünschte Konsole auswählen. Danach lädt RetroArch das Spiel. Das war’s schon.

Die Liste der Cores ist ziemlich lang. Für manche Systeme stehen sogar mehrere zur Verfügung. Für den Anfang reicht es aber, einfach einen Core mit der richtigen Konsole im Titel auszuwählen. Und wenn ich den falschen Core auswählt, passiert außer einer Fehlermeldung auch nichts Schlimmes. Tipp: Das iPhone-Display ist zu schmal, um längere Core-Namen anzuzeigen. Lässt man den Finger auf einem Namen, scrollt der vollständige Titel über das Display.

Damit kommen wir zum größten Haken von Emulatoren: die ROMs. ROMs sind digitale Abbilder von Spielen, zum Beispiel Cartridges oder Discs. Ohne ROMs keine Spiele auf dem iPhone. Genau diese ROMs sind bei RetroArch nicht dabei. Spiele von Nintendo, Sega und Co. sind urheberrechtlich geschützt. Webseiten, die ältere Titel als ROM zum Download anbieten, werden deshalb regelmäßig abgemahnt. Legale ROMs müssen RetroArch-Nutzer also selbst besorgen. Natürlich findet man per Google ohne weiteres ganze Spielebibliotheken als Download. Diese Angebote sind aber mit ziemlicher Sicherheit nicht legal.

Auf Nummer Sicher geht ihr mit Spielen aus dem eigenen Besitz. Nach dem deutschen Urheberrecht ist das Anlegen einer Sicherungskopie für die zukünftige Benutzung erlaubt, solange man keinen Kopierschutz umgeht. Solche Sicherungskopien kann man mit der entsprechenden Hardware sogar selbst anlegen. Geräte wie der "GB Operator" kosten 50 bis 80 Euro und lesen Spielmodule per USB aus. Damit könnt ihr in wenigen Minuten eure eigenen ROMs erstellen.

Da iPhone und iPad echte Knöpfe fehlen, übersetzt RetroArch die Eingabe für Konsolenspiele vom Controller in eine Touchscreen-Steuerung. Buttons und Steuerkreuz liegen entweder halbtransparent über dem Spielbild oder auf einer ungenutzten Bildschirmhälfte. Game-Boy-Titel sind wie gemacht für ein iPhone im Hochkantformat. Tetris spielt sich so fast wie auf einem echten Game Boy.

Spiele mit komplexerer Steuerung profitieren vom zusätzlichen Platz im Querformat. Die Steuerelemente sitzen dann rechts und links vom Spielinhalt. Das Gerät lässt sich so auch bequemer mit zwei Händen halten. Wie gut das funktioniert, hängt stark von Spiel und der Größe des Displays ab. Bei größeren iPads wie dem Pro-Modell mit 13-Zoll-Bildschirmdiagonale ist mehr Fingerakrobatik nötig als auf einem iPhone.

Was so gut wie gar nicht geht: Spiele, die Schultertasten oder Analogsticks verwenden. Für Shooter ist ein Controller fast Pflicht. Bluetooth-Geräte wie der PS5-Controller werden zum Glück ohne weiteres erkannt. Damit lässt sich sogar das Menü von RetroArch bedienen. Richtig gut wird’s dann, wenn ihr RetroArch so entweder auf einem AirPlay-kompatiblen Fernseher oder einem Apple TV spielt. Damit holt ihr euch das echte Konsolen-Feeling ins Wohnzimmer.

Oder fast. Denn ganz ehrlich: Besonders auf einem großen Bildschirm fällt auf, dass die Erinnerung an die Lieblingsspiele von früher etwas verklärt ist. Besonders alte 3D-Spiele sehen auf hochauflösenden Displays arg grobkörnig aus. Klar, sie wurden ja mal für analoge Röhrenfernseher entwickelt!

Viele der Emulator-Cores in RetroArch können mit zusätzlichen Einstellungen technisch mehr aus der Grafik herausholen; zum Beispiel die Auflösung sichtlich erhöhen. Das Ergebnis spricht für sich selbst. Wenn wir alle Möglichkeiten aller Cores für alle System vorstellen würden, wäre dieses Video drei Stunden lang. Hier kann man einfach mit den Einstellungen herumexperimentieren. Ihr solltet aber nicht gleich alle Optionen auf einmal aktivieren. Manchmal sorgen die nämlich auch für Grafikfehler.

Ab und zu stürzt RetroArch auch ganz ab. Ihr solltet gerade bei längeren Story-Spielen also regelmäßig speichern. Das geht praktischerweise wann immer ihr wollt – auch unabhängig von festen Speicherpunkten in den Spielen selbst.

RetroArch ist das Schweizer Taschenmesser unter den Emulatoren. Aber es gibt im App Store auch noch viele andere. Es gibt zum Beispiel "PPSSPP", das einzig und allein PlayStation-Portable-Spiele abspielen kann, oder "Folium" fĂĽr Nintendo-DS-Spiele.

Ihr solltet aber nicht einfach wahllos irgendeine App herunterladen. Ein paar Anbieter wollen vom Emulator-Goldrausch profitieren. Ihre Apps sind mit Werbung zugekleistert. Achtet im App Store mal darauf, ob bei einer App das Benutzertracking aktiviert ist. Falls ja, bleibt lieber bei RetroArch. Wer im App Store nicht die richtige App findet, hat in der EU noch eine Option. Über den AltStore kann man Emulatoren wie Delta oder "DelphiniOS" auf sein iPhone laden. Das ist etwas umständlicher.

Retro-Gamer mit Apple-Geräten haben also mehr Wahlfreiheit denn je. Ihr müsst es nur schaffen, legal an ein ROM zu kommen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, macht Tetris heute noch immer mehr Spaß, als so manches aktuelle Spiel in Apple Arcade... Auch wenn ich noch immer nicht besser geworden bin.

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(dzi)