Schach lernen auf chess.com: Ein Monat im Selbstversuch

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Inhaltsverzeichnis

Schach – das ist das Spiel der Könige, wenn man es beherrscht.

Ich spiele zwar hin und wieder gerne mit Freunden, aber wirklich Ahnung, was ich da mache, habe ich nicht. Doch genau das will ich ändern. Es gibt wohl kein Spiel, das schon so lange gespielt wird und so viel strategische Tiefe bietet wie Schach. Das reizt mich!

Zunächst denke ich an einen Schachclub, aber nicht jeder hat einen in seiner Umgebung und eigentlich möchte ich zeitlich flexibel bleiben, wann ich lernen und spielen möchte. Daher starte ich zunächst online.

Die beliebteste Online-Plattform für Schach ist chess.com. Auf ihrer Seite bewerben sie ein großes Angebot an Lektionen, Spielmodi und Rätseln, die mich als Schachspieler weiterbringen sollen. Klingt erst mal vielversprechend. Wie gut das tatsächlich funktioniert, will ich testen.

Daher starte ich den Selbstversuch. Wie gut kann ich im Schach werden, wenn ich einen Monat jeden Tag etwa 30 - 60 Minuten auf chess.com lerne und ĂĽbe?

Das erfahrt ihr jetzt.

Ich will sehen, wie gut ich innerhalb eines Monats im Schach werden kann. Zur Beurteilung werde ich zwei Faktoren heranziehen:

  1. Mein Elo-Rating bei chess.com. Die Elo-Zahl ist eine Art Spielerwertung, die mit Siegen steigt und Niederlagen sinkt. Und das stärker oder schwächer, je nachdem wie hoch die Elo-Zahl meines Gegners ist. Die großen Schachmeister der Welt haben eine Elo von 2600 und höher. Anfänger liegen etwa bei 700 bis 800.
  2. Die persönliche Einschätzung einer professionellen Schachspielerin. Eine Schach-Großmeisterin spielt zu Beginn und Ende des Monats jeweils eine Partie mit mir und sagt mir danach, ob ich mich verbessert habe.

Chess.com ist mit über 170 Millionen registrierten Usern die weltweit meistgenutzte Online-Plattform für Schach. Ihr greift entweder über die Website oder eine App darauf zu. Man kann gegen andere Spieler online antreten oder gegen computergenerierte Bots. Dabei habt ihr viele verschiedene Schachvarianten zur Auswahl. Egal, ob klassisches Schach oder Blitzschach mit sehr kurzer Bedenkzeit. Es gibt auch ungewöhnliche Varianten wie 4-Spieler-Schach oder "Duck Chess", bei dem ihr eine Entenfigur auf dem Spielfeld bewegt, um euren Gegner zusätzlich zu behindern.

Auf Chess.com gibt es auch hilfreiche Analyse- und Lerntools. Vergangene Spiele analysiert das System fĂĽr mich und deckt Spielfehler auf. So lerne ich fĂĽr zukĂĽnftige Partien.

Die Plattform bietet täglich neue Schachrätsel, bei denen man knifflige Spielsituationen lösen muss. Das soll dabei helfen, ähnliche Situationen in eigenen Partien zu erkennen und bestenfalls erfolgreich zu meistern.

Ein wichtiger Teil für einen Anfänger wie mich, der auch mehr zur Theorie hinter dem Spiel lernen möchte, sind die Lektionen. Hier bietet chess.com logisch aufeinander aufbauende Themenbereiche. Von der Wertigkeit der Figuren, über gute Startzüge, bis hin zu den besten Wegen, den Gegner Schachmatt zu setzen.

Chess.com macht an sich nichts wesentlich anders als andere Anbieter. Online-Matches, Rätsel, Lektionen – das könnt ihr auch bei anderen Anbietern finden. Chess.com bietet allerdings eine etwas größere Auswahl und arbeitet auch viel mit bekannten Schachpersönlichkeiten zusammen. So könnt ihr auf der Plattform auch Schachturniere live verfolgen oder Videoserien schauen, die Profis exklusiv für Chess.com erstellt hat.

Der größte Vorteil von Chess.com ist wohl die Tatsache, dass es weltweit die meisten Nutzer hat. Einerseits findet ihr dadurch jederzeit einen für euer Niveau passenden Gegner.

Andererseits hat Chess.com dank der großen Nutzerzahl ein größeres Budget, wodurch wieder mehr Geld in die Entwicklung der Plattform fließen kann. Das kommt am Ende auch den Usern wieder zunutze.

Chess.com könnt ihr generell kostenlos nutzen, wenn auch in leicht eingeschränktem Umfang. Ihr könnt Partien gegen Computer oder Online-Gegner spielen, einfache Analysen betrachten oder eine beschränkte Anzahl an Schachrätseln und –puzzles ausknobeln.

In den drei Bezahlvarianten "Gold", "Platin" oder "Diamant" könnt ihr mit aufsteigendem Preis noch mehr freischalten. Die teuerste Variante "Diamant", die 18 Euro pro Monat kostet, schaltet euch alle Bots, Taktikaufgaben und Lektionen frei. Auch eine tiefere und ausführlichere Analyse von vergangenen Spielen ist damit möglich. Einen Premium-Zugang könnt ihr zuvor 7 Tage kostenlos testen.

Ich starte mit der kostenlosen Variante. Chess.com überflutet neue Nutzer allerdings innerhalb weniger Tage mit Angeboten für kostenlose Testzugänge zu den Premiumvarianten. Die nutze ich nach kurzer Zeit dann auch, um einen kostenlosen Probemonat für den "Diamant"-Zugang zu erhalten.

Bevor ich mit dem Training und den Lektionen beginne, muss ich zunächst noch feststellen, wie gut – beziehungsweise machen wir uns nichts vor: wie schlecht – ich spiele. Dafür habe ich mir professionelle Hilfe geholt.

Elisabeth Pähtz trägt den Titel "Großmeister" im Schach. Das ist der höchste Rang, den Schachspieler international erreichen können. Elisabeth Pähtz ist die erste deutsche Frau, der das gelungen ist. Mit nur 14 Jahren wurde sie schon Deutsche Meisterin im Schach. Sie ist mehrfache Deutsche Frauen-Blitzmeisterin und wurde 2018 Europameisterin im Schnellschach.

Zu Beginn meiner Reise wird Elisabeth also eine Partie mit mir spielen. Nach einem Monat trete ich erneut gegen sie an und vertraue auf ihr Urteil, ob ich mich verbessert habe. Zunächst zeige ich euch, wie unsere erste Partie gelaufen ist.

Nach nur wenigen Zügen mache ich einen schweren Fehler, durch den ich meine Dame verliere. Damit ist meine wertvollste Figur vom Brett. Im Anschluss dauert es nicht lang, bis Elisabeth meine Schwächen mehr und mehr ausnutzen kann und ich innerhalb weniger Minuten Schachmatt gesetzt bin.

Nach dem Spiel erklärt mir Elisabeth noch ein paar Fehler, die ich gemacht habe und gibt mir noch ein paar Tipps, zum Beispiel ihre Videoserie "Ellis Schatztruhe" auf YouTube. Auf die ich im Verlauf des Monats auch noch zurückgreifen werde.

Nach der ersten niederschmetternden Niederlage und dem GefĂĽhl, vor einer groĂźen Aufgabe zu stehen, geht es fĂĽr mich los. Ich starte mein Training mit der Schachsoftware.

Woche 1

In meiner ersten Woche mache ich mich mithilfe der Schachlektionen auf Chess.com an die Grundlagen. Ich lerne, worauf ich bei der Partieeröffnung achten muss. Welche schweren Fehler ich vermeiden sollte. Wie ich meinem Gegner Fallen stellen kann.

Ich löse Rätsel und spiele zunächst noch gegen die computergenerierten Bots.

Woche 2

Nachdem ich die Grundlektionen durchgearbeitet habe, wage ich mich an meine ersten Online-Partien gegen echte Gegner. Mit – zugegebenermaßen – wechselndem Erfolg.

Woche 3

Gewinne ich mal ein oder zwei Partien, verliere ich auch wieder welche. Sobald ich das Gefühl habe, ich werde besser, mache ich gleich wieder ärgerliche Fehler. Nicht zu Unrecht hat Schach den Ruf, ein sehr schwieriges, taktisches Spiel zu sein.

In einigen Partien zeigen sich meine zwei größten Schwächen:

  1. Es fällt mir schwer, die Übersicht über alle Figuren zu behalten.
  2. Ich konzentriere mich zu sehr darauf, was ich selbst machen möchte und übersehe dabei oft, was mein Gegner wohl beabsichtigt. So läuft man schnell in unangenehme Fallen.

Woche 4

Vier Wochen lange habe ich Rätsel gelöst, Lektionen gelernt, Videos gesehen und Partien gespielt. Dabei wechselt meine Stimmung von großer Freude nach Erfolgen zu viel Ärger, wenn ich einen dummen Fehler mache, den ich zu spät erkenne. Nach vier Wochen bekomme ich langsam den Eindruck: Je mehr ich lerne, desto besser verstehe ich erst, wie viel ich noch lernen muss.

Ob ich in den vier Wochen einen merklichen Fortschritt machen konnte, erfahre ich nach meiner abschlieĂźenden Partie mit Elisabeth.

Auch in der zweiten Partie schlägt Elisabeth mich ohne Probleme. Einen so schweren Patzer wie in unserer ersten Partie, als ich nach wenigen Zügen meine Dame verloren habe, leiste ich mir dieses Mal nicht. Allerdings reichen der Großmeisterin auch meine kleineren Fehler aus, um mich Stück für Stück zu demontieren und mich schließlich auch locker zu schlagen. Dennoch erkennt sie eine Verbesserung in meinem Spiel.

Elisabeth Pähtz:

"[Trotz deiner Fehler im Spiel] war es dennoch wesentlich besser als beim ersten Mal, kann ich sagen. Man hat jetzt gemerkt, dass bei deinen Zügen ein grundlegendes positionelles Verständnis dahinter ist. Das war in [unserer] ersten Partie weniger gegeben. [...] Wenn man jetzt die positionelle Spielweise von Partie eins und Partie zwei vergleichst, sieht man, dass du da auf jeden Fall einen Fortschritt gemacht hast."

Ein Monat ist vergangen. Meine chess.com-Elo liegt immer noch weit unter 1000 und gegen Elisabeth habe ich immer noch nicht den Hauch einer Chance. Und trotzdem sehe ich den Monat als groĂźen Erfolg an.

Schach ist vielschichtig, komplex und es dauert Jahre, es zu meistern.

Nach einem Monat an Lektionen, Rätseln und Online-Partien habe ich immerhin das Gefühl, langsam ein Verständnis für das Spiel zu entwickeln. Ich lerne, welche Aufgaben die Figuren haben und welchen Teil des Brettes ich kontrollieren sollte. Ab und zu erkenne ich sogar mal eine Chance, meinen Gegner unter Druck zu setzen.

Meine Elo bei chess.com konnte ich innerhalb des Monats von 589 bis auf meinen Bestwert von 720 bringen. Kein beeindruckender Wert, aber eine Steigerung. Um ein erfahrener Schachspieler zu werden, kann keine Software oder KI der Welt eine Abkürzung bieten. Allerdings bekommt ihr auf Seiten wie Chess.com eine einfache Schritt-für-Schritt-Einführung in die grundsätzlichen Strategien des Spiels.

Am meisten lernt ihr mit Sicherheit durch Partien gegen andere Spieler. Darauf habt ihr bei Chess.com quasi unbegrenzt Zugriff. Doch auch die Schachrätsel und Bots in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bieten immer wieder eine spannende Herausforderung.

Was die Plattform auf jeden Fall geschafft hat: Ich habe Blut geleckt. Auch nach dem Monat werde ich am Schach dran bleiben und versuchen, mein Spiel zu verbessern.

Und wer weiĂź? Vielleicht kann ich Elisabeth in Zukunft noch mal herausfordern und verschenke meine Dame dann nicht ganz so schnell.

Möchtet ihr noch mehr von Elisabeth sehen und euer Schachspiel weiter verbessern? Dann schaut gerne mal auf YouTube bei der Videoserie "Ellis Schatztruhe" vorbei. Dort stellt sie mit Arne Kaehler von ChessBase Deutschland regelmäßig neue Tipps und Tricks zusammen, mit denen ihr viel lernen könnt.

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(dan)