SteamVR-Titel mit der PSVR 2 spielen: Der PC-Adapter im Test

Die PSVR 2 unterstützt jetzt auch SteamVR, jedoch mit Einschränkungen. Wir testen den PC-Adapter und ob sich Sonys VR-Brille für den PC eignet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen

(Bild: heise online / missi)

Lesezeit: 9 Min.
Inhaltsverzeichnis

Endlich lässt sich die für 600 Euro erhältliche VR-Brille von Sony auch an den PC anschließen. Am 7. August 2024 veröffentlichte Sony einen PC-Adapter für 60 Euro, der Playstation VR 2 mit tausenden SteamVR-Spielen wie Half-Life Alyx kompatibel macht. Zuvor funktionierte sie nur mit der PS5-Konsole.

Die Sache hat aber einen Haken: Auf dem PC fehlen einige der wichtigsten Vorteile. Die kontrastreiche HDR-Darstellung und die Vibration im Headset werden nicht unterstützt. Auch der beeindruckende Gegendruck der analogen Trigger und das moderne Eye-Tracking des Marktführers Tobii kommen am PC nicht zum Einsatz. Auf der PS5 nutzen die Entwickler das Eye-Tracking, um nur im gerade anvisierten Bereich die volle Detailfülle darzustellen: Die Technik heißt "Dynamic Foveated Rendering" und spart deutlich Rechenleistung.

Im Lieferumfang sind der Adapter mit festem USB-Kabel, das Netzteil sowie die Bedienungsanleitung enthalten. Ein Displayport-Kabel oder ein Bluetooth-Adapter müssen sich Käufer gegebenenfalls zusätzlich besorgen.

(Bild: heise online / jpw)

Mehr zu Augmented Reality und Virtual Reality

Für VR-Spieler mit einer großen SteamVR-Bibliothek könnte die Playstation VR 2 dennoch interessant sein, mit Stärken wie einem farbigen OLED-Display mit 120 Hertz und einem weiten Sichtfeld von rund 110 Grad. Mehr zu den Vor- und Nachteilen gibt es im großen Test der Playstation VR 2. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf den PC-Betrieb mit dem neuen Adapter.

Der Lieferumfang wirkt etwas dürftig. Interessenten müssen sich zusätzlich ein Displayport-1.4-Kabel besorgen. Darüber hinaus sollten sie sicherstellen, dass ihr PC Bluetooth 4.0 unterstützt (etwa mit einem kompatiblen Adapter), um drahtlos mit den Controllern kommunizieren zu können. Anders als beim einfachen Anschluss an die PS5 entfaltet sich am PC also immer ein wenig Kabelsalat.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Auf einer Seite der kleinen Adapterbox befindet sich eine Buchse für das USB-C-Kabel der VR-Brille. Auf der anderen Seite führt ein fest eingebautes USB-Kabel (3.0) zum PC, daneben schließt man das Netzteil und das Displayport-Kabel zum Computer an. Für den Betrieb sollte also eine freie Steckdose in der Nähe sein. Bei der Einrichtung mit der offiziellen Playstation-VR2-App auf Steam wählt man SteamVR als Laufzeitumgebung, scannt mit ein paar Kopfbewegungen den Raum und zeichnet abschließend die Außengrenzen des Spielfeldes ins Zimmer. Ein PSN-Account ist nicht nötig.

Danach kann man direkt loslegen und SteamVR-Titel starten. Der Shooter "Hubris", "Vertigo 2" und das Rennspiel "Project Cars 3" liefen problemlos. Auch der "Microsoft Flight Simulator" aus dem Xbox-Store lief nahezu ruckelfrei: Ein Testflug über die Pyramiden von Gizeh profitierte massiv vom großen Sichtfeld. Lediglich "Half-Life: Alyx" hatte noch Probleme mit falsch dargestellten Menüs und der Controllerbelegung.

Bei den meisten PCs wird der abgebildete Adapter von Sony benötigt, bei manchen älteren Grafikkarten mit "VirtualLink"-Anschluss nicht. An einer GeForce RTX 2080 Ti konnten wir beispielsweise einfach den USB-C-Stecker der PSVR 2 mit dem VirtualLink-Anschluss verbinden. Die Steam-App von Sony erkannte das Headset auf Anhieb.

(Bild: Sony Interactive Entertainment)

Obwohl die zeitgemäße Display-Auflösung von 2.000 × 2.040 Pixeln pro Auge einiges an Rechenleistung benötigt, kann sich die Performance sehen lassen. Mit einer modernen GeForce RTX 4080 Super liefen alle genannten Titel auf den höchsten Einstellungen durchgehend flüssig mit über 90 Bildern pro Sekunde. Wie bei VR-Brillen üblich lag die Auflösung von SteamVR mit 3.400 x 3.468 Pixeln pro Auge sogar über der des Displays. Auch auf einer GeForce 2080 Ti blieb es meist flüssig. Lediglich in manchen Spielen wie "Vertigo 2" mussten wir die Grafikeinstellungen ein wenig reduzieren.

Die nur etwas höher auflösende Meta Quest 3 (2.064 × 2.208 Pixel pro Auge) zeigte eine etwas schwächere Leistung, wenn wir sie drahtlos oder mit einem USB-Kabel an den PC anschlossen. Metas Implementierung sendet grundsätzlich ein komprimiertes Signal an das Headset. Selbst bei hoher Datenrate führt dies zu leichten Unschärfen und Kompressionsartefakten. Außerdem reagieren die Quest-3-Controller bei diesem lokalen Streaming um Sekundenbruchteile langsamer als die Controller der PSVR 2 oder anderer VR-Brillen mit direktem Displayport-Anschluss (z. B. Pico Neo 3 Link).

Da in der PSVR 2 keine Bluetooth-Hardware verbaut ist, kommunizieren die beiden VR-Controller direkt mit dem PC. Ein Bluetooth-Modul oder -Adapter ist daher zwingend erforderlich und hat bei einigen Nutzern bereits zu Tracking-Problemen der Controller geführt. Schließlich ist ein PC kein geschlossenes System wie die PS5 und bietet daher mehr potenzielle Fehlerquellen. Auch wir haben je nach Computer ein unterschiedlich stabiles Controller-Tracking erreicht. Ein Rechner mit eingebauter Bluetooth-4.2-Karte in der M.2-Schnittstelle schlug sich sehr gut: Selbst wenn wir über ein drei mal vier Meter großes Spielfeld schritten, bewegten sich die Controller wie erwartet.

Selbst das eigentlich hardwarehungrige "Project Cars 3" lief auf höchsten Einstellungen blitzsauber, zumindest mit einer GeForce RTX 4080 Super.

(Bild: heise online, jpw)

Mit einem von Sony empfohlenen Bluetooth-Adapter (Asus USB-BT500) blieb die Erfahrung immerhin größtenteils ohne Tracking-Fehler – allerdings nur, wenn wir einen Port mit USB 2.0 benutzten. An einem USB-3.0-Anschluss machten zahlreiche Fehler und Tracking-Abbrüche das Spielen fast unmöglich. Auch Sony empfiehlt den Anschluss an einem USB 2.0-Port, der möglichst weit von einem USB 3.0-Port entfernt ist. Wer also, wie wir, nur einen USB-2.0-Anschluss an der Rückseite des Rechners hat, sollte über eine Verlängerung nachdenken.

Es gibt noch weitere Probleme, die den PC-Betrieb der PSVR 2 weniger durchdacht erscheinen lassen als an der Playstation 5. So fehlt bei der Einrichtung das sehr nützliche, animierte Cartoon-Gesicht, das bei der PS5 genau anzeigt, ob die Linsen richtig eingestellt sind und mittig vor den Pupillen sitzen. Das ist bei der PSVR 2 besonders wichtig, weil der "Sweet Spot" hier so klein ist: Nur wenn die Mitte der herkömmlichen Fresnel-Linsen in der richtigen Höhe und Neigung vor den Augen sitzt, sieht man ein scharfes Bild. Die Quest 3 bietet deutlich modernere, kleine Pancake-Linsen: Nach dem Aufsetzen ist das Bild sofort klar und scharf, auch ohne zeitaufwendiges Zurechtrücken.

Abgesehen davon bleibt es Geschmackssache, welche der beiden beliebten VR-Brillen man sich für VR-Spiele am PC zulegt. Sonys weites Sichtfeld versetzt den Spieler glaubwürdiger in andere VR-Welten, mit kräftigen OLED-Farben und einem tiefem Schwarz. Im Gegenzug sorgt die ungleichmäßige Ausleuchtung für deutlich sichtbare "Mura"-Flecken auf dem Display. Oft sieht es so aus, als ob sich ein leichter, schmutziger Schleier aus Pixeln über das Bild gelegt hat. Die Quest 3 (ab 550 Euro) profitiert von ihrer klaren Optik und der Möglichkeit, das Bild vom PC drahtlos zu übertragen. Selbst beim Anschluss per USB-Kabel leidet sie jedoch etwas unter dem nicht immer sauberen, komprimierten Bildsignal.

Lust auf einen Rundflug mit Ausblick? Der "Microsoft Flight Simulator" kommt mit rund 110 Grad Sichtfeld und kräftigen OLED-Farben richtig gut zur Geltung.

(Bild: heise online, jpw)

Unterm Strich lohnt sich die PSVR2 mit ihren breiten 110 Grad Sichtfeld am PC vorwiegend für Nutzer, die gerne Rennspiele, Simulationen und vergleichbar aufwendige Titel spielen. Genres also, bei denen es mehr auf schöne Panoramen als auf präzise Bewegungssteuerung ankommt. Zumindest die grafische Performance konnte im Test überzeugen – auch ohne gestrichene PS5-Features wie "Dynamic Foveated Rendering". Je nach System und Bluetooth-Adapter litten die Controller im Test aber unter Tracking-Fehlern - oder funktionierten einwandfrei. Auch das klobige Gehäuse der PSVR 2 ist im Zeitalter schlanker VR-Brillen nicht jedermanns Sache.

Große Spieleentwickler konzentrieren sich zunehmend auf den Quest-Store und eigenständige VR-Systeme, während sie den PC-VR-Markt vernachlässigen. Dementsprechend mangelt es auch an VR-Headsets mit direktem Display-Port-Anschluss. Genau hier stößt Sony in eine Lücke. High-End-Headsets von Pimax, Bigscreen oder Varjo sind deutlich teurer und die Pico Neo 3 Link mittlerweile etwas veraltet. Auch die kommenden, günstigeren Headsets von Meta und Pico werden voraussichtlich ohne direkte Kabelverbindung auskommen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wer ohnehin schon eine PSVR2 und einen aktuellen Spiele-PC besitzt, erhält mit der Sonys Adapterbox eine halbherzig umgesetzte, aber dennoch sinnvolle Möglichkeit, seine VR-Brille nicht im Regal verstauben zu lassen. Schließlich versorgt Sony sein Headset mit der PS5 kaum noch mit neuem Futter. Nach großen Eigenproduktionen wie "Horizon Call of the Mountain" oder "Gran Turismo 7" legten nur noch Dritthersteller wie Capcom mit großen Exklusivtiteln wie "Resident Evil 4" nach. Selbst das neue PS5-Abenteuer von "Astro Bot" muss ohne einen VR-Modus auskommen. Wer klare Linsen und nebenbei auch eine eigenständige VR-Konsole möchte, die ohne einen PC funktioniert, ist mit der Quest 3 besser bedient.

Falls Sony mit der PC-Unterstützung den Absatz überschüssiger Lagerbestände ankurbeln wollte, könnte der Plan bereits aufgegangen sein. Nach einem kurzfristigen Rabatt von 200 Dollar am 29. Juli stiegen die Verkaufszahlen innerhalb von 24 Stunden um 2.350 Prozent, so ein Bericht der Website TheShortcut. Ob eher PC- oder PS5-Nutzer zugegriffen haben, verriet die Quelle aus dem Einzelhandel natürlich nicht.

(jpw)