Tiefe Einblicke – Informationen zu Linux in den Vorträgen vom OLS

Seite 2: ACPI, Virtualisierung

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe zur Linux-Nutzung der Standby- und Suspend-Modi moderner Systeme vermittelt der Vortrag "Suspend-to-RAM in Linux – State of the Union Address". Darin gehen Kernel-Entwickler Rafael J. Wysocki und der bei Intel beschäftigte Verwalter des ACPI-Codes im Linux-Kernel Len Brown ausführlich auf die Funktion und die Probleme beim Einsatz der verschiedenen System-Schlafzustände ein; in dem Zusammenhang erklären sie zahlreiche Kernel-Interna und Abläufe detailliert.

Dabei zeigt der Vortrag einige Limitationen des aktuellen Kernel-Codes auf und beschreibt am Ende einige Verbesserungen für das Suspend- und Hibernate-Handling, an denen die beiden Autoren arbeiten. Einige dieser Verbesserungen hat Torvalds kürzlich in den Hauptentwicklungszweig von Linux aufgenommen, sodass sie Bestandteil der Mitte/Ende September erwarteten Kernel-Version 2.6.27 sein dürften.

Ein eigener Abschnitt des Vortrags widmet sich dem Hardware-Problemen bei der Nutzung von Suspend to RAM. Dabei geht der Vortrag intensiv auf Grafikhardware ein. Gerade die ist unter Linux häufig Ursache für Probleme, da BIOS, Kernel oder Grafiktreiber den Grafikkern nach dem Bereitschaftsmodus wieder neu initialisieren müssen – das aber funktioniert auf so manchem System nicht zuverlässig oder nur mit Tricks, die der Vortrag oberflächlich erläutert. Für neuere Intel-Chipsätze hat sich allerdings mittlerweile eine Lösung gefunden, die die Problematik beseitigen soll; auch für Radeon-Chips hofften die Vortragenden auf eine baldige Besserung.

Weitere Vorträge drehen sich ebenfalls um Stromsparenaspekte. Speziell die Belange von Mehrkern-CPUs behandelt der Vortrag "Energy-aware task and interrupt management in Linux". Speziell um Kühlaspekte von kleinen Systemen (Ultra Mobile PCs, UMPCs) geht es hingegen bei "Thermal Management in User Space". Am anderen Ende des Hardware-Spektrum angesiedelt ist hingegen der Vortrag "Applying Green Computing to clusters and the data center".

Nachdem sich in den vergangenen Jahren viele der OLS-Vorträge mit Virtualisierungslösungen beschäftigten, sind diese nicht mehr ganz so stark vertreten. Einen guten Überblick über die aktuellen Virtualisierungslösungen für Server bietet etwa der Vortrag "Virtualization of Linux servers: a comparative study". Darin finden sich zahlreiche Benchmarkergebnisse, die die Open-Source-Virtualisierungslösungen Kqemu, KVM, Linux-VServer, OpenVZ, Qemu, Xen und VirtualBOX vergleichen.

Erfahrungen mit Mess- und Testmethoden beim Einsatz von Virtualisierung liefern drei IBM-Mitarbeiter im Vortrag "A Survey of Virtualization Workloads". In "Containers checkpointing and live migration" beschreiben hingegen einige OpenVZ-Entwickler, wie sich OpenVZ-Container zur Laufzeit von einem System auf ein anderes Migrieren lassen – eine solche Technik ist etwa für Webhoster interessant, die so das Hosting-Angebot eines Kunden vorübergehend und innerhalb von Sekunden(-Bruchteilen) auf einen anderen Server verschieben können, wenn Wartungsarbeiten am System anstehen, das den Container normalerweise beherbergt.

Mit Xen und KVM klappt Live-Migration schon länger – darauf geht auch der Vortrag "Live Migration with Pass-through Device for Linux VM" ein, der von einigen Intel-Mitarbeitern stammt. Weniger um Virtualisierung, sondern mehr um Grids und Cloud Computing, geht es hingegen in "Cloud Computing: Coming out of the fog".

Gleich zwei Vorträge drehen sich um das systematische Prüfen neuer Kernel-Versionen. In "Keeping the Linux Kernel Honest (Testing Kernel.org kernels)" etwa beschreiben zwei IBM-Mitarbeiter detailliert, welche Infrastruktur, Methoden und Software sie zur regelmäßigen, teilautomatischen Suche von Fehlern oder Performance-Einbußen bei neuen Kernel-Versionen anwenden. Einer der beiden Autoren beleuchtet in dem Vortrag "Building a Robust Linux kernel piggybacking – The Linux Test Project" das Thema noch mal zusammen mit einem anderen IBM-Entwickler aus Sicht des Linux Test Projects.

Im Vortrag "If I turn this knob. . . what happens?" gibt Red-Hat-Entwickler Arnaldo Carvalho de Melo einen Überblick über Stellparameter zu Performance-Optimierungen und zeigt anhand von Beispielen Techniken und Werkzeuge auf, um den Erfolg der Tuning-Maßnahmen zu überprüfen. Auf die Hintergründe und Einsatzgebiete der mit Linux 2.6.26 zum Kernel hinzugestoßenen Unterstützung für die Page-Attribute Tables (PAT) moderner CPUs gehen zwei Intel-Mitarbeiter bei "PATting Linux" ein. Um Performance-Aspekte von heute als groß angesehenen Systemen dreht es sich hingegen beim "Bazillions of Pages – The Future of Memory Management under Linux" von Kernel-Entwickler Christoph Lameter (SGI).