Ubuntu 6.06 LTS (Dapper Drake) im Test

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Bei der Paketverwaltung setzt Ubuntu auf APT und Synaptic. Die Ubuntu-eigenen Zusatzprogramme gnome-app-install und update-manager machen die Installation neuer Programme und die Aktualisierung des Systems selbst für Linux-Einsteiger zum Kinderspiel.

Installation zusätzlicher Programme mit gnome-app-install

Systemaktualisierung mit update-manager

Erfreulich flott geht der Rechnerstart vonstatten – zumindest, wenn es keine großen FAT32-Partitionen gibt. Die prüft Ubuntu nämlich beim Start routinemäßig mit dosfsck, und das dauert ... Abhilfe ist aber einfach: Ändern Sie in /etc/fstab die letzte Spalte der vfat-Zeilen von 1 auf 0, um sie vom Test auszunehmen.

So ausgereift die Grundfunktionen von Ubuntu auch sind, vor Detailproblemen ist auch die Distribution mit dem Motto "keep it simple" nicht gefeit. Im Release Candidate brachte der 3D-Bildschirmschoner ein Testsystem mit ATI-9200-Grafikkarte mehrfach zum Absturz (mit dem Standard-ATI-Treiber von X.org). Auch der fglrx-Treiber von ATI funktioniert mit diesen Karten nicht.

Die einzige Bedienoberfläche zur Konfiguration von WLAN-Karten mit WPA-Verschlüsselung ist der NetworkManager (Version 0.6.2), der eigens nachinstalliert werden muss. Doch auch damit gelang es uns nicht, eine WPA-verschlüsselte Verbindung zu einem ADSL-WLAN-Router herzustellen. WEP-verschlüsselte Verbindungen bereiten hingegen keine Probleme.

Die Installation auf ein Acer-Notebook 4021 WLMi (Centrino, Intel GMA900 Grafik) gelang problemlos, statt der Display-Auflösung von 1280x800 Pixel wurde nur einen Auflösung von 1024x768 genutzt. Die Lösung dieses Problems besteht darin, das Paket 915resolution zu installieren und damit den gewünschten Grafikmodus im BIOS des Grafiksystems einzutragen. Für Linux-Profis kein Problem, für Einsteiger aber eine beträchtliche Hürde.

Die Installation auf eine externe USB-Festplatte mit dem Textmodus-Installer war grundsätzlich erfolgreich, allerdings versagte das Installationsprogramm bei dem Bootmanager Grub: Lediglich Ubuntu ließ sich starten, nicht aber die ebenfalls auf dem Rechner installierten Betriebssysteme Fedora Core 5 und Windows XP. Immerhin landete Grub auf der USB-Festplatte installiert, sodass lediglich das Kabel zur externen Festplatte gelöst werden musste, um Fedora und Windows wieder zu starten.

Ubuntu gibt es in unzähligen Spielarten. Offizielle Ubuntu-Varianten sind Kubuntu (Ubuntu mit KDE), Xubuntu (Ubuntu mit dem Spar-Desktop Xfce, ideal für alte Hardware), Edubuntu für Schulen und Ubuntu Server (ohne Benutzeroberfläche, dafür mit diversen Server-Programmen). Daneben gibt es inoffizielle Versionen, die beispielsweise für eine bestimmte Sprache lokalisiert sind. Auch Mepis verwendet als erste eigenständige Distribution Ubuntu-Pakete als Basis. Das ist insofern interessant, als diese Rolle bisher zumeist Debian zukam. Die meisten Ubuntu-Derivate sind über die Ubuntu-Homepage zu finden.

Eine Neuerung gibt es bei der Hardware-Unterstützung: Neben den drei schon bekannten CPU-Plattformen (x86, x64 und PowerPC) unterstützt Ubuntzu nun auch Suns UltraSparc T1 (Niagara). Allerdings wird diese Version wegen diverser Probleme erst einige Zeit nach den Varianten für die anderen Plattformen veröffentlicht werden.

Zu den meisten Ubuntu-Varianten stehen drei Installationsmedien zur Auswahl:

  • Desktop-CD: Enthält das Live-System und den grafischen Installer Ubiquity.
  • Alternative Installations-CD: Enthält den von Debian bekannten Textmodus-Installer.
  • DVD: Enthält das Live-System, den Textmodus-Installer und viele zusätzliche Pakete.

Wer keine Möglichkeit hat, sich die ISO-Images selbst herunterzuladen, dem sendet Ubuntu wie bisher kostenlose Desktop-CDs, wahlweise für Ubuntu oder Kubuntu.

Ubuntu will mit der nächsten Version Edgy Eft wieder zurück zum Sechs-Monate-Zyklus kehren – für Ubuntu 6.06, ursprünglich geplant als Version 6.04 für April 2006, war die Entwicklungszeit um sechs Wochen verlängert worden, um die Version ausreifen zu lassen. Die Entwickler sollen Edgy Eft als eine Art Spielwiese für neue Programme und Funktionen nutzen. Auf der Wunschliste stehen neue 3D-Funktionen, Xen, MultiArch-Support, die Smart-Paketverwaltung und vieles mehr. Es ist daher zu erwarten, dass Edgy Eft technisch interessanter, dafür aber weniger stabil als Dapper Drake wird.

Im Vergleich zu den grafischen Spielereien von Windows Vista wirkt die braune-orange Ubuntu-Oberfläche nett, aber altmodisch. Dafür läuft Ubuntu auch auf mittelmäßig ausgestatteten Rechnern flüssig, ist selbst für Windows-XP-Umsteiger intuitiv zu bedienen und überzeugt durch das ebenso simple wie bewährte Sicherheitskonzept, keinerlei angreifbare Serverprozesse zu starten. Dennoch muss man sich fragen, warum Ubuntu gänzlich auf eine Firewall verzichtet.

Firmen und andere Organisationen werden zentrale Administrationswerkzeuge für größere Desktop-Installationen vermissen, die Novell und Red Hat schon lange anbieten. Auch beim Server-Einsatz ist Handarbeit erforderlich: Sämtliche Netzwerkdienste sind wie unter Debian manuell zu konfigurieren – keine Spur von Yast oder einem vergleichbaren Konfigurations-Tool. Gegenüber anderen Distributionen punktet Ubuntu aber mit seiner perfekt und schnell funktionierenden Paket- und Update-Verwaltung.

Insgesamt ist Ubuntu 6.06 eine grundsolide Distribution und prädestiniert für Linux-Einsteiger, einfach zu bedienen, ebenso einfach zu erweitern, ohne freilich sensationelle Neuerungen zu bieten. Ob das aktuelle Konzept auch konkurrenzfähig zu Windows Vista ist und ob es für den Unternehmenseinsatz ausreicht, bleibt abzuwarten. Dass Ubuntu kostenlos zu haben, könnte den Ausschlag geben, zumindest einen Versuch zu wagen ... (odi) (odi)