Ubuntu 7.04: Erster Test

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Feisty Fawn bringt eine Reihe von Neuerungen. Im Gespräch mit heise open hob Ubuntu-Mäzen Mark Shuttleworth einige neue Features besonders hervor. Die Serverversion bringt Unterstützung für verschiedene Virtualisierungstechniken: KVM (kernel-based virtual machine), die jüngste Entwicklung im Reigen der Linux-Virtualisierungslösungen, und paravirt_ops, eine mit Kernel 2.6.20 eingeführte Schnittstelle, die den Betrieb virtueller Umgebungen unter Vmware beschleunigt. Eine Vmware-Zertifizierung für den Ubuntu Server sei bereits in Arbeit, so Shuttleworth. Für den Hypervisor Xen, derzeit Standard für Linux-Virtualisierung, liefert der Ubuntu Server einen eigenen Kernel mit.

Mit einem neuen Ansatz versucht Ubuntu 7.04, das leidige Multimedia-Problem bei Linux zu lösen. Wegen der unterschiedlichen Rechtslage in verschiedenen Ländern könne Ubuntu keine durch Patente geschützten Codecs enthalten, erklärte Shuttleworth. Stattdessen sucht Ubuntu beim Versuch, ein nicht unterstütztes Multimediaformat wie MP3 oder WMV abzuspielen, auf Wunsch nach dem passenden Codec. Nach einer Rückfrage beim Anwender, ob er sich berechtigt fühlt, den Codec zu verwenden, erfolgt die automatische Nachinstallation. Auch zur "Verwaltung eingeschränkter Treiber" findet sich ein eigenes Tool, das beispielsweise proprietäre Grafiktreiber passend zur installierten Hardware nachinstalliert.

Der Network-Manager zum Verwalten von WLANs und wechselnden Netzwerkverbindungen wird jetzt standardmäßig installiert. Damit ist jetzt auch WPA-Unterstützung ohne Nachinstallation zusätzlicher Software an Bord. Ressourcen im Netzwerk erkennt Ubuntu jetzt besser; so bietet beispielsweise das Tool zur Druckereinrichtung Netzwerkdrucker ebenso wie lokal installierte Drucker in einer Auswahlliste an.

Eine neue Crash-Infrastruktur soll die Suche nach Fehlern in Anwendungen erleichtern.

Eine neue "Crash-Infrastruktur" soll helfen, Fehlern in Anwendungen auf die Spur zu kommen. Stürzt eine Software ab, lassen sich die für die Fehlerbehebung nötigen Informationen zu den Ubuntu-Machern bei Canonical senden. Dabei befinden sich die Debug-Informationen, die letztlich zum Auffinden der fehlerhaften Quelltextzeile nötig sind, nicht in den lokal installierten Anwendungen, sondern auf einem Ubuntu-Server, Dort verbindet sie ein "Retracer" mit dem Crash-Report. Damit erhält der Maintainer der Software eine detaillierte Fehlerbeschreibung.

Wenig getan hat sich in Sachen Upstart, dem ereignisgesteuerten Ersatz für das althergebrachte Init. Wie schon die Vorversion Edgy Eft nutzt auch Ubuntu 7.04 die neuen Möglichkeiten nur rudimentär, nahezu alle Funktionen werden über traditionelle Init-Skripte aufgesetzt. Die Entwickler arbeiten allerdings weiter an der Umstellung – vielleicht sieht man in der kommenden Version 7.10 mehr von Upstart.

Ubuntu 7.04 präsentiert sich als solides Update, das eine Reihe von eher vorsichtigen Neuerungen einführt – den 3D-Desktop mit Compiz und die Virtualisierungslösung Xen etwa hat Novell bereits vor einem Jahr mit Suse Linux 10 eingeführt. Die automatische Suche nach Multimedia-Codecs nimmt dem Anwender einige Mühe ab. Der Migrationsassistent ist eine schöne Idee, muss aber erst noch seine Kinderkrankheiten überwinden. (odi)