Warcraft 3: Reforged im Test: Liebevolle Grafik trifft auf schlechte Performance

Seite 2: Alte Technik mit schlechter Performance

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Die hĂĽbschere Grafik von Warcraft 3: Reforged hat allerdings ihren Preis. Sobald der Prozessor mehr Draw-Calls zum Rendern der Objekte an die Grafikkarte schicken muss, limitiert gnadenlos die alte Grafik-Engine von Warcraft 3: Reign of Chaos und The Frozen Throne. Eine tiefgehende Multithreading-UnterstĂĽtzung hat Warcraft 3: Reforged auch nach dem Update auf die Grafik-API DirectX 11 nicht erhalten. Mit der frĂĽheren, wenig anspruchsvollen Grafik fiel die CPU-Limitierung lediglich kaum auf, wenn ein moderner Prozessor mit hoher Singlethreading-Leistung zum Einsatz kam.

Da aber besonders auf Fun-Maps viele Einheiten und Objekte zum Einsatz kommen, machen diese mit Reforged-Grafik häufig nur wenig Spaß. Ein Extrembeispiel ist die Karte "Tree Tag", bei der bis zu elf Spieler nach dem Prinzip Versteckfangen vor maximal fünf Jägern flüchten und Basen zur Verteidigung errichten. Auf dem vergleichsweise großen Spielfeld stehen Tausende Bäume. In der Kartenmitte stemmte AMDs Achtkern-Prozessor Ryzen 7 2700X mit 4,2 GHz auf dem genutzten Rechenkern und DDR4-3200-Speicher rund 30 bis 50 fps. Das gleiche Szenario in Warcraft 3: The Frozen Throne lief mit 170 bis 250 fps. Beim Einsatz eines Intel-Prozessors zeigte der Task-Manager eine gleichmäßige, aber geringe Auslastung mehrerer Rechenkerne, die Performance ist jedoch nahezu identisch. Vermutlich versucht der Windows-10-Scheduler, die Rechenlast zu verteilen – ohne sichtbaren fps-Vorteil.

Die Fun-Map "Risk", die dem Brettspiel Risiko nachempfunden ist, zeigt, wie sich Einheiten auf die CPU-Auslastung und somit auf die Bildrate auswirken: Zu Beginn teilen sich bis zu 24 Spieler wenige Hundert Gebäude mit ebenso vielen Einheiten. Der Ryzen 7 2700X renderte zunächst konstant über 100 fps. In der ersten halben Stunde sammeln die Spieler Punkte und produzieren somit zusätzliche Einheiten. Die Bildrate verringert sich währenddessen kontinuierlich auf unter 40 fps. Laufen Partien noch länger, beginnt in Warcraft 3: Reforged auch mit modernen Prozessoren das Ruckeln.

Auf dem AMD-Prozessor Ryzen 7 2700X nutzt Warcraft 3: Reforged strikt einen einzigen Rechenkern.

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Besitzer einer Radeon-Grafikkarte sollten den Grafiktreiber Adrenalin 20.1.4 vom 27. Januar 2020 installieren, der Optimierungen für Warcraft 3: Reforged enthält. AMD selbst spricht von 12 Prozent mehr fps mit einer Radeon RX 5700 XT. In Extremfällen fällt das Plus jedoch deutlich höher aus: Im oben genannten Szenario auf der Fun-Map "Tree Tag" stieg die Bildrate mit einer Radeon RX Vega 64 von minimal 5 fps auf meistens über 30 fps.

Offenbar hat AMD allerdings noch ein Problem mit der Speicheradressierung in Warcraft 3: Reforged. Das Spiel belegt auch nach dem Treiber-Update die kompletten 8 GByte Grafikspeicher der Radeon RX Vega 64, während eine getestete GeForce GTX 1660 Ti nur rund 2 GByte benötigt. Mit der AMD-GPU kommt es konstant zu Rucklern, als würde der Grafikspeicher "überlaufen" und ständig Daten aus dem Arbeitsspeicher nachladen. Mit GeForce-Grafikkarten fühlt sich Warcraft 3: Reforged dank gleichmäßiger Frametimes flüssiger an. Zudem schaffen GeForce-GPUs mit Hilfe von Nvidias Treiberoptimierungen für die Grafik-API DirectX 11 etwas höhere Bildraten (trotz CPU-Limit). Das reicht aber nicht für ein stets flüssiges Spielerlebnis.