Was Fedora 19 Neues bringt

Seite 2: Installer, ARM, Fazit

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Neben Unterstützung für FCoe, Iscsi und Multipath erhielt der Installer viele Detailverbesserungen – einige beseitigen Kritikpunkte des bei Fedora 18 vorgenommenen Redesigns. Einige der teilweise heftig kritisierten Eigenschaften haben sich allerdings nicht sonderlich verändert. Die manuelle Partitionierung etwa unterscheidet sich weiterhin stark von der Herangehensweise anderer Distributionen; sie erschließt sich manchen Anwendern offenbar gar nicht oder erst nach längeren Experimenten. Für weitere Verwirrung sorgen schlechte Übersetzungen bei der Installation mit deutschem User-Interface.

Bei der Ersteinrichtung des Systems nutzt Fedora jetzt nicht mehr Firstboot, sondern Module, die sich in den Installer und anderswo einklinken können – etwa beim Ersteinrichtungsdialog von Gnome. Daher erfolgt nun dort die Konfiguration von Benutzerkonten oder der Zeitzone, wenn beides während der Installation nicht spezifiziert wurde.

Fedora richtet jetzt standardmäßig ein Initramfs ein, das von verbreiteten Treibern und Werkzeugen abgesehen nur noch Dinge enthält, die zum Start des jeweiligen Systems nötig sind. Das zum Einbinden des Root-Dateisystem nötige Initramfs ist dadurch kleiner, was den Systemstart beschleunigt. Zum Booten nach größeren Hardware-Änderungen oder zur Systemrettung konfiguriert Fedora jetzt einen "Rescue"-Boot-Eintrag, der ein mehr Treiber und Werkzeuge enthaltendes Initramfs nutzt; mit ihm kann man durch Eingabe von "dracut --regenerate-all --force" neue Initramfs-Images für alle installierten Kernel erstellen.

Beim Angabe des Bootparameters "extlinux" richtet Fedoras Installer nicht Grub 2, sondern extlinux zum Start der Distribution ein. Der zu Syslinux gehörenden Bootloader ist schlanker, funktioniert aber nicht in allen von Grub unterstützten Umgebungsbedingungen; Fedora sieht Extlinux daher vorwiegend für den Einsatz in virtuellen Maschinen vor.

Als Standard-C-Compiler dient GCC 4.8.1 – eine C++ 11 voll unterstützende Überarbeitung des im März veröffentlichten GCC 4.8, mit dem das Gros der in Fedora enthaltenen C- und C++-Software übersetzt wurde. Auch viele andere vorwiegend für Entwickler interessante Software wurde aktualisiert; Ruby etwa haben die Entwickler auf die im Februar erschienene Version 2.0 gehoben und PHP auf die erst kürzlich veröffentlichte Version 5.5. Auch Node.js gehört jetzt zum Lieferumgang der Distribution.

Für Anwendungen, die Mysql-Datenbanken erfordern, installiert Fedora nicht mehr das Original, sondern den Mysql-Fork MariaDB. Er soll voll kompatibel zum Original sein soll, das über Pakete mit dem Namen "community-mysql" weiter zur Verfügung steht.

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Weitere Informationen

Der nebenstehende Text verlinkt an vielen Stellen auf Webseiten mit Hintergrund-Informationen zu den Neuerungen von Fedora 19. Weitere Informationen liefern die Übersicht mit den Planungsseiten zum Funktionsumfang von Fedora 19, die Homepage des Fedora-Projekts und eine Subdomain mit Dokumentation. Auf letzterer liegen unter anderem die Release Notes und der Installation Guide; allerdings gibt es bislang keines der derzeit dort angebotenen Dokumente auf auf Deutsch.

Im Wiki des Projekts findet sich zudem eine Liste mit häufiger anzutreffenden Problemen; erfahrungsgemäß erhält diese Seite in den Tagen nach der Freigabe noch eine Reihe von Erweiterungen.

Über die Fedora-19-Feature-Seite im Wiki des Fedora-Projekts finden sich zahlreiche weitere Neuerungen.

Fedora 19 gibt es nicht nur in Varianten für 32- und 64-Bit-x86-Systeme, sondern auch für 32-Bit-ARM-SoCs der ARM-Port von Fedora ist damit zum ersten Mal zeitgleich mit der Version für x86-CPUs erschienen. Fedora-19-Ausführungen für 64-Bit-Power-Prozessoren (PPC) und s390x sind in Arbeit und dürften bald folgen. Die drei Varianten für nicht-x86-Systeme laufen bei Fedora als Architekturen zweiter Klasse ("Secondary Arch"), damit sie die Arbeit an den beiden x86-Ausführungen nicht verzögern. Fedoras ARM-Entwickler arbeiten allerdings darauf hin, dass ihre Portierung bald denselben Status erhält wie die x86-Varianten. Die Entwickler bereiten zudem ein Portierung auf den 64-Bit-ARM-Befehlssatz AArch64 vor und wollen eine darauf ausgelegte Variante von Fedora 20 veröffentlichen.

Die Arbeit an Version 20 ist parallel zur Fertigstellung von Fedora 19 bereits angelaufen. Bislang hat das Projekt aber weder Namen noch Erscheinungstermin für Fedora 20 festgelegt. Die bisherigen Grobplanungen deuten auf eine Freigabe Mitte November hin – damit würde das Fedora-Projekt seinen typischen Rhythmus ungefähr beibehalten.

Große oder gar revolutionäre Änderungen bringt das neue Fedora nicht. Dafür enthält es aber um so mehr kleine und mittelgroße Änderungen – die bessere Unterstützung für neue Radeon-Grafikkerne, einen Schwung neuer Funktionen in Systemd oder der Umstieg auf MariaDB sind nur einige Beispiele. Hinzu kommt eine aktualisierte und sehr umfangreiche Software-Sammlung, was Fedora für den Moment zu einer der Distributionen mit der frischsten Ausstattung macht. (thl)

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Auf der Standard-Download-Seite des Fedora-Projekts finden Sie lediglich die Hauptvariante von Fedora: die auf Gnome setzende "Fedora Desktop Edition" in der Variante für 64-Bit-x86-Systeme. Das ISO-Image startet als Live-System von DVD oder USB-Stick und eignet sich zum Ausprobieren und Installieren von Fedora. Die Ausführung für 32-Bit-x86-Systeme finden Sie auf einer zweiten Download-Seite. Dort gibt es auch Live-Versionen von Fedora mit den Desktop-Oberflächen KDE, LXDE und Xfce; alle gibt es jeweils für 32- und 64-Bit-x86-Systeme.

In einem weiteren Abschnitt der Download-Seite liegen die Installations-Images mit einem flexibleren Installer. Mit ihnen kann man die Distribution vor dem Aufspielen nicht im Live-Betrieb ausprobieren, dafür aber die aufzuspielende Software beeinflussen. Eine Netzwerkinstallation ist nur mit diesen Images oder den auch für CDs tauglichen Netinst-Images möglich, die es auf der gleichen Download-Seite gibt. Mit Hilfe eines lediglich ein MByte großen gXPE-Images lässt sich der flexiblere Installer auch direkt aus dem Netz starten. Nur mit den Images mit dem flexibleren Installer gelingt die voll- oder teilautomatische Installation via Kickstart.

Ein weiterer Bereich der Download-Seite bietet einige Cloud-Images an. Der vierte Download-Abschnitt bietet die wichtigsten "Spins" an – Fedora-Varianten, deren Software-Ausstattung auf bestimmte Einsatzzwecke oder Zielgruppen ausgerichtet sind. Darunter ist unter anderem das früher eigenständige "Sugar on a Stick" (SoaS) mit der Lern-Oberfläche des OLPC oder der Security-Spin mit Werkzeugen zur Systemuntersuchung und -Rettung. Weitere Spins vertreibt Fedora über einen eigenständige Seite; dort findet sich die Ausführung mit MATE-Desktop,

Die ISO-Images von Fedora sind Hybrid-Images, die man mit dem Kommandozeilenwerkzeug "dd" auf USB-Sticks schreiben kann, um damit Fedora zu starten. Die ISO-Images der Live-Medien kann man alternativ mit dem für Linux und Windows erhältlichen Programm Liveusb-Creator auf USB-Datenträger transferieren. Dann kann man die verbleibende, bei der dd-Methode nicht nutzbare Speicherkapazität eines USB-Sticks für andere Zwecke verwenden und eine Overlay-Datei anlegen, die das Live-Fedora als persistenten Datenspeicher einbindet.

Die meisten Spins starten mit einer englischen Benutzeroberfläche; wer etwa beim Desktop-Spin ein deutsches Gnome möchte, muss die Sprache in den Gnome-Einstellungen ändern und sich neu anmelden. Die verschiedenen Fedora-Varianten hat das Fedora-Projekt mit Hilfe der Pakete aus Paketdepots zusammengestellt, auf die alle Fedora-Varianten beim Einspielen von Software zugreifen. Das Repository für die x86-64-Variante umfasst über 35.000 Programmpakete, die aus rund 13.000 Quellpaketen entstanden.

Mithilfe des bei Fedora 18 eingeführten Fedup kann man von älteren Fedora-Versionen auf das neue Release wechseln; ein Update über die Installations-DVD gelingt nicht mehr. Ähnlich wie beim "apt-get upgrade" bei Debian kann man auch bei Fedora mit yum im laufenden Betrieb auf eine neue Version wechseln; das wird aber offiziell nicht unterstützt und erfordert fortgeschrittene Fedora-Kenntnisse.

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Auf Open-Source-Software konzentriert

Von einigen Firmware-Dateien abgesehen enthält Fedora seit jeher nur Software, die unter einer vom Fedora-Projekt anerkannten Open-Source-Lizenz steht. Ferner lässt das Fedora-Projekt auch Software außen vor, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken verwendet. Das Projekt hat diesen Ansatz bewusst gewählt, um ein aus Open-Source-Software bestehendes Betriebssystem zu schaffen, das jedermann nutzen und modifiziert oder unmodifiziert weiterverbreiten kann, ohne sich vor Ansprüchen durch Copyright- und Patenthalter fürchten zu müssen.

Durch diese Herangehensweise fehlt Fedora jedoch Software wie der Adobe Flashplayer oder die proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia. Auch Codecs zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate gehört nicht zum Lieferumfang – das schließt die Unterstützung zum Abspielen von MP3s ein, da auch hier die Rechteinhaber immer wieder Ansprüche geltend machen.

Für den typischen Linux-Einsatz auf Notebooks oder Desktop-PCs ist Fedora daher erst nach der Installation zusätzlicher Software bereit. Viel der im Alltag benötigten Software rüsten Fedora-Anwender über die Pakete nach, die das Projekt RPM Fusion in seinen auf Fedora abgestimmten Add-on-Depots "Free" und "Nonfree" anbietet. Sie lassen sich nach der Fedora-Installation mit wenigen Handgriffen aktivieren. Benötigen auf Gstreamer aufsetzende Mediaplayer anschließend einen in Fedora nicht enthaltenen Codec, kann die Softwareverwaltung PackageKit die Pakete mit der benötigten Software oft automatisch bei RPM Fusion abrufen und einrichten. Die Installation der proprietären Grafiktreiber von Nvidia erläutert das Projekt in einem Howto.

Aus Lizenzgründen gibt es den Adobe Reader und das Adobe Flash-Plugin nicht bei RPM Fusion; beide lassen sich aber über ein Paketdepot von Adobe nachinstallieren.

(thl)