Eine zweite Festplatte einbauen

Der Rechner füllt sich und Sie brauchen mehr Platz? Eine zweite Festplatte lässt sich ganz fix einrichten - auch von Laien!

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Cornelia Möhring
Inhaltsverzeichnis

Eine zweite Festplatte im Computer bringt einige Vorteile mit sich, aber hauptsächlich mehr Speicherplatz. Das Einbauen dieser Festplatte variiert aber je nach Computertyp. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Festplatte einbauen und direkt unter Windows 10 einrichten können.

Stationäre Rechner, also die althergebrachten Tower, kommen heute meist von vorne herein mit zwei Festplatten: Einem schnellen Solid State Drive (SSD) für Betriebssystem und Programme und einem traditionellen Hard Disk Drive (HDD) mit viel Speicherplatz. Nun gibt es viele Möglichkeiten, den Speicherplatz zu erweitern: Externe Festplatten, Network Attached Storages (NAS) und natürlich die Cloud. Aber nichts ist so bequem wie eine weitere interne HDD.

Dabei gibt es reichlich Auswahl: Neben klassischen HDD-Laufwerken, die viel Speicher zum günstigen Preis bieten, gibt es auch ein großes Angebot an SSD-Festplatten. Diese laufen geräuschlos, da sie keine mechanisch beweglichen Teile mehr besitzt. Auch die Übertragungsgeschwindigkeiten sind meistens höher, aber hier kommt es ganz auf die genutzte Schnittstelle an. Nutzt man die klassische S-ATA-Schnittstelle, kann man sich bereits über flottere Datentransfers freuen. Noch schneller wird es, wenn die SSD im sogenannten M.2-Format kommt und über die PCI-Express-Schnittstelle verbunden wird. Je nach PCI-Version sind dann bis zu unglaubliche 7000 MBps möglich. Vorausgesetzt, das Mainboard und die CPU unterstützen bereits die neue PCI-Version. Diese Festplatten sind jedoch sehr teuer und lohnen sich allenfalls für COmputer-Enthusiasten oder Proffessionelle Anwender in der Medienerstellung. Die Anschaffung einer mittlerweile recht günstigen S-ATA-SSD lohnt sich aber in jedem Fall.

Einbau und Einrichtung sind im Grunde auch recht einfach, Plug&Play funktioniert allerdings nicht. Aber keine Angst vorm Aufschrauben des Rechners: Zum einen sind die Geräte dafür gedacht, zum anderen ist es kaum möglich wirklich etwas falsch zu machen. Wir zeigen zunächst, wie Sie eine HDD in einen Tower einbauen, dann das Prozedere für einen Laptop. Anschließend folgt die Einrichtung unter Windows, die immer gleich abläuft.

PC-Gehäuse sind erfreulicherweise standardisiert, sodass Sie eine beliebige 3,5-Zoll-SATA-Festplatte verwenden können. Der Serial-Advanced-Technology-Attachement(SATA)-Anschluss ist bei 3,5- und den kleinen 2,5-Zoll-Festplatten übrigens identisch. Oft finden Sie im Gehäuse selbst Montagematerial für die Festplatten, ansonsten sollten ihnen auch ein paar Schrauben beiliegen. Tipp für den Notfall: Wenn gar nichts anderes geht, können Sie zwei der vier Schrauben einer anderen HDD oder des DVD-Laufwerks entfernen und für die neue HDD verwenden. Allerdings kann das auf Dauer für Vibrationen sorgen und sollte beizeiten behoben werden.

Schrauben Sie das Gehäuse auf und entfernen Sie die Abdeckung. Zunächst mal sollten Sie den passenden Anschluss auf dem Mainboard heraussuchen. Schauen Sie einfach auf die Verkabelung der vorhandenen Festplatte - sie landet auf einem SATA-Anschluss, genauer gesagt SATA III (auch 6G genannt). Wenn Sie genauer hinsehen, werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens vier SATA-Anschlüsse vorfinden. Davon dürften einige aber nur SATA-II(3G)-Anschlüsse sein. SATA III ist schlicht und ergreifend deutlich schneller als der Vorgänger SATA II. Und daher ist die Systemfestplatte Ihres Rechners, egal ob HDD oder SSD, an SATA III angeschlossen. Auf dem Mainboard selbst werden Sie entsprechende Beschriftungen finden.

Systemplatten und SSDs sollten an SATA-6G-Ports, für Datenspeicher genügen auch die 3G-Anschlüsse.

Suchen Sie sich vorzugsweise einen SATA-III-Anschluss heraus, für reine Daten-Festplatten, auf die nicht täglich hunderte Gigabyte Daten geschrieben werden, ist aber auch ein SATA-II-Anschluss kein Beinbruch. Stecken Sie das SATA-Kabel schon mal ein.

Nun bauen Sie die Festplatte in den Einbauschacht. Hier gibt es unterschiedliche Ansätze, je nach Gehäusehersteller. Bei besseren Gehäusen finden Sie bisweilen Aufnahmen, die ohne Werkzeug oder Schrauben auskommen. Manchmal müssen Festplatten auf kleine Schlitten geschraubt werden, die wiederum in den 3,5-Zoll-Rahmen kommen. Standardmäßig werden HDDs direkt dort hinein geschraubt. Um Wärmeentwicklung entgegenzuwirken, lassen Sie am besten einen Abstand zwischen vorhandener und neuer Festplatte. Auch sollte die Platte so eingebaut werden, dass andere Komponenten (Grafikkarte, etc.) immer noch ausgetauscht werden können - sofern möglich. Ziehen Sie die Schrauben zumindest bei HDDs ordentlich fest, damit sie sich durch die Vibrationen später nicht lösen. Apropos: Wenn Ihnen ein leiser Rechner wichtig ist, können Sie an dieser Stelle natürlich auch mit kleinen Gummischeibchen zwischen HDD, Schraube und Gehäuse für mehr Ruhe sorgen. Selten gibt es solche Entkoppelung auch in Gehäusen selbst.

Die Festplatte wird in einen beliebigen freien Platz geschraubt - die Rückseite ist leider oft frickelig zu erreichen.

Bei Notebooks gibt es zwei Optionen: Mit (viel) Glück haben Sie tatsächlich einen Schacht für eine separate Festplatte - meist kann man das aber ausschließen. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass Sie das DVD-Laufwerk gegen einen sogenannten Caddy austauschen können, also eine Halterung für 2,5-Zoll-Festplatten in Form des DVD-Laufwerks. Solche Halterungen gibt es bereits ab rund 10 Euro und passend für alle Geräte, die ein optisches Laufwerk in einem Einbauschacht haben.

Zunächst müssen Sie die Schrauben des optischen Laufwerks lösen: Meist finden Sie zwei direkt am Gehäuserand, häufig eine dritte Schraube dort, wo der Einbauschacht endet. Tendenziell können Sie das Laufwerk nun durch leichtes Schütteln und Ziehen herausbekommen.

Das DVD-Laufwerk muss auf der Unterseite gelöst werden.

Falls das aber nicht funktioniert, müssen Sie wohl oder übel die Plastikklappe entfernen - darunter finden sich viele Ansatzpunkte für eine kleine Zange. Der Einbau des Caddies beschränkt sich dann entsprechend auf das Festziehen der entsprechenden Schräubchen.

Zur Not müssen Sie die Frontverkleidung entfernen.

Nun folgt der Part unter Windows: Es liegt durchaus im Rahmen des Möglichen, dass die Festplatte automatisch erkannt und (auf Nachfrage) formatiert und ins System eingebunden wird. Falls ja: Wunderbar, Sie sind fertig. In der Regel müssen Sie Festplatten aber zunächst kurz einrichten, sprich (mindestens) eine Partition, ein Dateisystem und einen Laufwerksbuchstaben festlegen. Hier finden Sie noch mehr Tipps zum Partitionieren von Festplatten.

Öffnen Sie die Festplatteneinstellungen über "Systemsteuerung/Verwaltung/Computerverwaltung/Datenträgerverwaltung". Dort finden Sie oben eine Liste der bereits verfügbaren Laufwerke, unten alle angeschlossenen Geräte. Ihre neue Festplatte wird dort als "Datenträger" plus fortlaufender Nummer bezeichnet und rechts daneben sehen Sie die Kennzeichnung "Nicht zugeordnet". Öffnen Sie das Kontextmenü des Eintrags und wählen Sie "Neues einfaches Volume".

Hardware allein genügt nicht, die HDD muss eingerichtet werden.

Im folgenden Assistenten können Sie sich einfach durchklicken - interessant zum Ändern sind zwei Schritte: Zum einen können Sie den Laufwerksbuchstaben ändern, etwa, um eine Backup-Festplatte als "B:\" einzubinden.

Im nächsten Schritt sollten Sie nicht vergessen, einen Namen zu vergeben - "Volume" als Vorgabe ist wenig hilfreich. Zudem bestimmen Sie das Dateisystem. Standardmäßig ist hier NTFS gesetzt und das kann auch so bleiben. Auch wenn Sie irgendwann mal parallel ein Linux auf dem Rechner nutzen wollen oder über eine Live-CD hochfahren, ist der Zugriff kein Problem. Und damit können Sie den Assistenten auch abschließen. Das Formatieren dauert ein paar Sekunden, anschließend finden Sie die neue Festplatte als Laufwerk "B:\" im Windows Explorer.

Bei vielen Festplatten sind ordentliche Namen essenziell.

Tipp: Wenn Sie nicht so der Basteltyp sind, wartet ein enormes Frustpotenzial auf Sie! Und zwar dann, wenn die Festplatte defekt ist - und Sie alles zurückbauen müssen (Festplatten in Gehäusen festzuschrauben kann bei kleinen/günstigen Varianten schon mal frickelig sein...). Gönnen Sie sich doch einfach ein SATA-USB-Kabel: Für ein paar Euro können Sie interne Festplatten dann ganz einfach via USB anschließen und erst nach einem Test mit der Schrauberei beginnen. Überhaupt sind diese Kabel praktisch: Fällt der Laptop hin und ist hinüber, sind sie die schnellste Möglichkeit, Daten von der Festplatte zu retten. Auch um ausgediente HDDs als externe Backup-Festplatten zu nutzen eignen sich die Adapter super!

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(como)