Multi Cloud - Was ist das und was bringt das?

Das Konzept Multi Cloud kombiniert die Vorteile vieler Cloud-Anbieter - auch für Privatnutzer!

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Mit Multi Cloud ist mal wieder ein neues Buzzword im Umlauf, das die Nutzung verschiedener Cloud-Dienste und Anbieter beschreibt. Vor allem für Unternehmen ist das interessant, aber auch Sie als Privatnutzer können sofort davon profitieren.

Bei Cloud denken Privatanwender in der Regel an Dropbox, Google Drive & Co. - also Dienste, die Daten vom Desktop oder Smartphone automatisch online Speichern. Und mehr steckt auch nicht dahinter, es sind reine Online-Speicher. Nun, natürlich gibt es hier und da noch ein paar Zusatzfunktionen etwa rudimentäre Office-Funktionen oder Mediaplayer. Im professionellen Bereich ist die Cloud aber weit mehr. Man kann nicht bloß den reinen Speicherplatz auslagern, sondern auch ganze Programme, Betriebssysteme oder Infrastrukturen.

Das schreit nach ein paar populären Abkürzungen: SaaS steht für "Software as a Service" und meint, dass einzelne Programme in der Cloud laufen. Beispielsweise gibt es Services zum Rendern von umfangreichen 3D-Projekten. Solche Aufgaben können auf einem normalen Rechner schon mal Wochen dauern - in der Cloud arbeiten dann unter Umständen Dutzende oder Tausende CPU-Kerne daran. Noch etwas weiter geht "Platform as a Service" (PaaS), worüber Sie, stark vereinfacht gesagt, beispielsweise ein Betriebssystem oder eine komplette Arbeitsumgebung irgendwo in einem Rechenzentrum betreiben und dann lokal nutzen. Hinzu gesellt sich noch "Infrastructure as a Service" (IaaS). Bei IaaS wird gleich eine ganze Infrastruktur gemietet. Das heißt, Sie könnten beispielsweise Rechner mit 50 CPU-Kernen mieten, dazu 20 GPUs, ein paar Terabyte Speicherplatz, 50 Gigabyte Arbeitsspeicher, zwei kleine Netzwerke und so weiter. Und wenn Sie dann mal mehr brauchen, mieten Sie einfach noch ein paar CPUs hinzu - das geht bestenfalls in Echtzeit.

Und noch eine Dimension zur Unterteilung von Clouds ist wichtig für das Verständnis: Man unterscheidet zwischen Private Cloud und Public Cloud. Und die sind genau das, was Sie vermutlich vermuten, nämlich einmal Angebote wie Dropbox, die für die gesamte Öffentlichkeit gedacht sind. Und zum anderen privat für ein einzelnes Unternehmen oder eine einzelne Organisationseinheit betriebene Services - im Grunde also auch ein Rechenzentrum, das für mehrere Unternehmensstandorte verantwortlich ist. In der Praxis laufen Private und Public Cloud natürlich häufig gemeinsam, sodass Unternehmen möglichst flexibel sind und auf äußere Umstände reagieren können. Diesen Betrieb nennt man dann Hybrid Cloud.

Multi Cloud hingegen meint die Bündelung unterschiedlicher Cloud-Anbieter, in der Praxis dürften Hybrid Clouds sehr häufig darin aufgehen. Multi Cloud könnte also zum Beispiel heißen, dass ein Unternehmen Speicherplatz in einer privaten Cloud, bei Amazon Web Services (AWS) und bei Dropbox nutzt. Zudem werden via IaaS Rechenkapazitäten bei Google, Microsoft und IBM gebucht und dazu noch Entwicklungsplattformen als PaaS bei drei weiteren Anbietern. Und schon steht die Multi Cloud. Aber warum überhaupt?

Viele Backup-Programme, hier auf einer QNAP-NAS, unterstützen Backups in diverse Cloud-Speicher - der erste Schritt zur Multi Cloud.

Cloud Computing bringt allerlei Vorteile: Zunächst mal, was Sie vermutlich auch von zu Hause kennen, nämlich Speicherplatz außerhalb der eigenen Wohnung, außerhalb der eigenen IT-Gerätschaft und somit auch gefeit vor Brand, Diebstahl & Co. Zumal Cloud-Anbieter selbst redundant speichern, sodass Ihre Daten auch noch da sind, wenn ein Dropbox-Rechenzentrum von Fluten dahingerafft wird. Außerdem gewinnen Sie einiges an Flexibilität. Weiteren Cloud-Speicher können Sie jederzeit in wenigen Minuten hinzubuchen, wenn Sie ihn brauchen. Auch können Sie von überall problemlos auf Cloud-Speicher zugreifen und müssen keine umständlichen Verbindungen zum heimischen PC herstellen.

Für Unternehmen lassen sich diese Vorteile beim Speichern auch gleich auf die gesamte Rechenleistung übertragen. Und hinzu kommen viele weitere Vorteile: Je nach gemietetem Service entfallen zum Beispiel Wartungsarbeiten für Updates, Sicherheitsmaßnahmen und ähnliches. Es gibt deutlich mehr Flexibilität bezüglich Rechenleistung und Infrastruktur: Echte Rechner und Netzwerke aufzurüsten ist teuer und vor allem extrem zeitaufwändig. Zudem steht die teure Hardware dann unter Umständen zwischendurch immer wieder ungenutzt herum. Bei einer Cloud-Infrastruktur können mal eben 500 CPU-Kerne für zwei Tage hinzugeschaltet werden.

Per Multi Cloud können nun all diese und weitere Vorteile nochmal potenziert werden. Denn vielleicht ist AWS bei IaaS besser, Dropbox beim Speicher, Google beim Vermieten von Rendering-Farmen und so weiter. Darüber hinaus kommen natürlich auch Cloud-Anbieter selbst irgendwann an ihre Grenzen und dann ist es doch beruhigend, einen Ausweichpartner zu haben.

Nach all dieser Lobpreiserei fragen Sie sich vielleicht, warum dann nicht alle nur noch Multi Cloud machen. Ganz einfache Antwort: Overhead. Privat ist es wenig aufwändig drei Cloud-Speicher zu nutzen. Aber wenn Sie Hunderte einzelner Cloud-Dienste verteilt auf ein halbes Dutzend Anbieter verwalten und in Ihre Unternehmensstruktur einbauen wollen, können Sie gleich eine neue Abteilung eröffnen. Natürlich gibt es Cloud Management Plattformen, die genau dafür gedacht sind, letztlich ist Multi Cloud aber noch nicht Stand der Technik. Und selbst wenn: Allein die vertraglichen und juristischen Details, Stichwort IT Security, binden einfach massenhaft Ressourcen.

Als Privatanwender brauche Sie in der Regel weder PaaS, noch SaaS, noch IaaS, sondern einfach Speicher. Online und gut erreichbar. Und genau da ist der in der Basisform kostenlose Service MultCloud ein echter Multi-Cloud-Gewinn für Otto Normalverbraucher. Der Dienst erlaubt es, alle möglichen typischen Cloud-Speicher von Dropbox, über ownCloud, bis hin zu Exoten wie SugarSync oder Profilösungen von AWS unter einer Oberfläche zu kombinieren. Sie können Daten zwischen Cloud-Speichern synchronisieren oder auch ganz simpel verschieben. Bilder und Texte lassen sich direkt online anschauen, Mediaplayer, RSS-Reader, Office oder ähnliches gibt es nicht.

Die Multi-Cloud-Anwendung MultCloud kombiniert etliche Cloud-Anbieter für Endanwender.

Für Sie hat das zwei große Vorteile neben den bereits erwähnten: Zum einen können Sie all die kostenlosen Speicherangebote in Anspruch nehmen und zu einem riesigen Cloud-Speicher kombinieren. Zum andern können Sie den sogenannten Lock-in-Effekt umgehen, der gerade für Unternehmen ein echtes Problem darstellt: Stellen Sie sich vor, Dropbox käme morgen auf die Idee, den kostenlosen Speicher zu streichen, unsägliche AGBs einzuführen oder schlicht eine neue App mit ganz mieser Usability zu etablieren. Wenn Sie Ihre gesamte Datensicherungsstrategie auf Dropbox aufgebaut haben, könnte das zu einem (teuren) Problem werden. Noch viel dramatischer ist das natürlich bei komplexen IaaS- oder PaaS-Angeboten.

Die Anwendung von MultCloud ist denkbar einfach: Sie ersellen ein Konto, klicken auf "Cloud-Speicher hinzufügen", wählen Ihren Cloud-Anbieter, autorisieren MultCloud darauf zuzugreifen und schon können Sie Synchronisierungs-Jobs einrichten, Daten übertragen oder einfach durch Ihre Dateien browsen.

MultCloud muss für externe Cloud-Konten autorisiert werden.

Die Bedienung ist wunderbar einfach und intuitiv. Per Rechtsklick auf Dateien und Ordner bekommen Sie auch ein Kontextmenü, über das Sie zum Beispiel ausschneiden, umbenennen oder neue Ordner anlegen dürfen. Zeitgesteuerte Synchronisierungs-Jobs, Verschlüsselung, mehr als 50 Gigabyte Datentransfer und ein paar weitere Funktionen gibt es nur in den kostenpflichtigen Versionen, die bei 7,50 US-Dollar pro Monat anfangen.

MultCloud kann zwei Cloud-Speicher ohne Umweg über den PC synchronisieren.

Übrigens gibt es natürlich auch hier wieder einen Nachteil: Sie erlauben MultCloud, auf Ihre sämtlichen Cloud-Speicher zuzugreifen, Gerichtsstand ist Kalifornien.

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(anka)