Computex

Abschied vom PCI Local Bus

Bei einigen kommenden Chipsätzen der Serie 6 verzichtet Intel auf die Anbindung eines konventionellen PCI-Bus.

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PCIe-PCI-Bridge Nuvoton NCT5868D (rechts neben PCIe-x1-Steckplatz)

Seit einigen Jahren ist der ISA-Bus (fast) ausgestorben, Parallelports sowie serielle PS/2- oder RS-232-Schnittstellen findet man bei Notebooks kaum noch und auch bei Desktop-PCs immer seltener. Auch IDE- beziehungsweise PATA-Schnittstellen oder Floppy-Ports sind Opfer des technischen Fortschritts. Nun geht es dem konventionellen PCI-Bus an den Kragen: Auf der Computex waren erste Desktop-PC-Mainboards mit den Intel-Chipsätzen H67 und P67 zu sehen, bei denen PCI-Steckplätze über separate Bridge-Chips mit einem PCI-Express-Port verbunden waren. Nach inoffiziellen Dokumenten, die im Internet aufgetaucht sind, deaktiviert Intel bei den Versionen H67 und P67 der kommenden Mainboard-Chipsatzfamilie Serie 6 (Cougar Point) die integrierte Anbindung für den auch sechs Jahre nach der PCI-Express-Einführung noch weit verbreiteten PCI Local Bus.

Mit der Abschaltung des PCI-Interfaces an einigen Chipsätzen macht Intel die Absicht klar, diese Schnittstelle aussterben zu lassen. Üblicherweise folgen auch die wenigen verbliebenen Hersteller von Chipsätzen für x86- beziehungsweise x64-Computer Intels Beispiel im Laufe der Zeit. PCI-Karten werden sich also in einigen Jahren nur noch in wenigen Desktop-PCs und vermutlich auch Servern einsetzen lassen.

Platform Controller Hub (PCH) Intel P67

Mainboard-Hersteller, die ihre Produkte trotzdem mit PCI-Steckplätzen ausstatten wollen, müssen zusätzlich eine sogenannte PCIe-PCI-Bridge auflöten, die einen der PCIe-Ports des Chipsatzes belegt. Solche Bridges gibt es von mehreren Herstellern, offenbar als NCT5856D nun auch von der bislang wenig bekannten, taiwanischen Firma Nuvoton, hinter der sich eine ehemalige Sparte des Unternehmens Winbond verbirgt. Nuvoton liefert eine ganze Reihe von typischen PC-Mainboard-Komponenten, etwa Clock-Chips oder Super-I/O-Bausteine. Letztere docken übrigens über die von Intel so genannte Low-Pin-Count-(LPC-)Schnittstelle am Chipsatz an, wobei es sich eigentlich um einen rudimentären ISA-Bus handelt. Um den LPC gab es sogar Patentstreitigkeiten mit dem ehemaligen Chipsatzhersteller OPTi.

Beim ebenfalls erwarteten Chipsatz Q67, der wie der aktuelle Q57 vor allem für gewerblich genutzte Bürocomputer vorgesehen ist, behält Intel anscheinend einen PCI-Anschluss bei; Firmenkunden sind in Bezug auf Schnittstellen konservativer, noch immer werden viele Bürocomputer etwa mit PS/2- und COM-Ports ausgeliefert.

Vor nunmehr rund 13 Jahren hatte Intel das "Legacy-free"-Konzept ausgerufen, das veraltete Schnittstellen allmählich abschafft. Vor allem bei Industriecomputern und PC-Messtechnik mit langer Nutzungsdauer sorgt das immer wieder für Probleme. Das allmähliche Verschwinden des IDE-Ports – gängige Intel-Chipsätze verzichten darauf seit rund vier Jahren – macht beispielsweise für das Booten von preiswerten und robusten CompactFlash-(CF-)Karten den Einsatz von PCIe-IDE-Adaptern wie den verbreiteten JMicron-Chips erforderlich. Der SATA-kompatiblen CF-Nachfolger CFast hat bisher erst geringe Verbreitung gefunden. (ciw)