Apple bietet Gratis-Schutzhülle für iPhone 4 an

Steve Jobs hat sein iPhone 4 gegen Kritik an der Empfangsqualität verteidigt. Einziges Zugeständnis: Wer möchte, bekommt einen kostenlosen "Bumper", dessen Kunststoffwülste das iPhone auch vor harten Stößen schützen.

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"Okay, wir geben Euch einen kostenlosen Bumper" – so lautet Steve Jobs' Rezept gegen die Empfangsprobleme des iPhone 4. Der entscheidende Satz fiel am Ende eines rund halbstündigen Vortrags in der heutigen Apple-Pressekonferenz, bei dem der Apple-Chef sein neues Smartphone gegen die Vorwürfe von Nutzern und Medien verteidigte.

Jobs zitierte Statistiken aus dem eigenen Haus und vom Partner AT&T: Nur 0,55 Prozent aller iPhone-4-Käufer hätten aufgrund von Empfangsproblemen den Apple-Support angerufen. Jobs nannte für diesen Wert allerdings keine Vergleichsgröße, zum Beispiel die entsprechende Zahl beim iPhone 3GS.

Nur 1,7 Prozent aller Käufer hätten ihr iPhone 4 zurückgegeben, hingegen hätten sechs Prozent der 3GS-Käufer ihr Gerät umgetauscht. Jobs zitierte eine Auswertung von AT&T, derzufolge die Zahl der Verbindungsabbrüche beim iPhone 4 allerdings um einen Prozentpunkt höher liege als beim 3GS.

Außerdem demonstrierte Jobs am Beispiel von Konkurrenzprodukten, darunter dem BlackBerry Bold 9700 und dem Samsung Omnia II, wie das Umfassen von Telefonen zu Einbußen bei der Empfangsstärke führe. "Telefone sind nicht perfekt", lautete die Quintessenz seiner Rechtfertigung. Ein klares Eingeständnis, einen Fehler beim Antennendesign gemacht zu haben, gab es nicht. Jobs sprach lediglich – in gewundener Formulierung – von einem Problem, das nur einen kleinen Prozentsatz der Nutzer betreffe: "Der Schlussfolgerung, dass es ein Problem gibt, kann man sich nur schwer entziehen". Einen "Antennagate"-Skandal gebe es nicht, es handele sich vielmehr eine Herausforderung für die gesamte Industrie, die Antennentechnik zu verbessern. Das Problem beim iPhone 4 sei von den Medien aufgebauscht worden.

Designentscheidung mit großen Folgen: Die Empfangsqualität leidet, wenn man den Spalt zwischen den beiden Antennen mit dem Finger überbrückt.

Für den kostenlosen Bumper können iPhone-4-Nutzer sich von Ende nächster Woche an auf der Apple-Webseite registrieren. Da man voraussichtlich nicht schnell genug eine ausreichende Zahl herstellen lassen könnte, wolle man zudem andere Hüllen zur Wahl stellen, sagte Jobs. Die Aktion soll bis zum 30. September laufen. Außerdem erinnerte Jobs an das 30-tägige Rückgaberecht für das iPhone.

Anfang Juli hatte Apple sich erstmals ausführlich zu dem Problem geäußert. Die Empfangsqualität des iPhone 4 sei besser als bei allen Vorgängermodellen, hieß es in der Stellungnahme. Dass sich der Empfang durch das Anfassen des Telefons verschlechtern könne, sei bei Handys normal.

Die große Auswirkung auf die angezeigte Empfangsstärke erklärt Apple mit einem Software-Fehler: Das iPhone zeige "in vielen Fällen" zwei Empfangs-Balken zu viel an. Wer beim Anfassen des Gerätes einen Abfall von mehreren Balken bemerke, sei "höchstwahrscheinlich in einer Gegend mit sehr schwacher Signalstärke", ohne dies zu wissen, da zuvor irrtümlicherweise vier oder fünf Balken angezeigt wurden.

Den Fehler in der Empfangsanzeige will Apple inzwischen behoben haben, und zwar durch das am Donnerstag bereit gestellte Betriebssystem-Update auf Version 4.0.1. Das Update enthält laut Apple eine "verbesserte Formel" zur Berechnung der Empfangsbalken, außerdem vergrößert es die Balken eins, zwei und drei, "damit sie leichter zu sehen sind".

In der Zeit zwischen der Stellungnahme Apples und der Auslieferung des Updates hatte die US-Zeitschrift Consumer Reports, die zur Verbraucherschutzorganisation Consumer Union gehört, Apple widersprochen. Beim Test mit einem Basisstations-Emulator in einer isolierten Kammer habe das Überbrücken der beiden iPhone-4-Antennen mit dem Finger zu "signifikanten" Einbrüchen geführt. Bei von vorneherein schwachem Signal könne dies zum Abreißen der Verbindung führen – ein Ergebnis, zu dem auch die Zeitschrift connect kommt. Der Technikseite Anandtech zufolge ist der Einbruch durch das Verbinden der Antennen weit größer als durch das Umfassen des Telefons.

Am Donnerstag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet, dass der Apple-Ingenieur Ruben Caballero seine Vorgesetzten "in der Design-Phase" auf Empfangsprobleme durch die neue Antenne hingewiesen habe. Apple wies den Bericht zurück und forderte Bloomberg auf, die Behauptung zu belegen. (cwo)