Bericht: Großbritannien will Apple und Google zu Nacktfotos-Blockade zwingen

Das britische Home Office will Apple und Google auffordern, Nacktfotos systemweit zu blockieren. Entsprechende Pläne sind laut einem Bericht in Vorbereitung.

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Verpixelte Porno-Bildchen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die britische Regierung plant nach Informationen der Financial Times, Apple und Google in den kommenden Tagen aufzufordern, die Aufnahme, das Teilen und sogar die Anzeige von Nacktfotos auf ihren Betriebssystemen zu unterbinden – es sei denn, Nutzer weisen ihr Alter nach. Die Initiative des Home Office sieht vor, dass iOS und Android systemweit Algorithmen integrieren, die Nacktbilder erkennen, um Aufnahmen von Genitalien und anderen Nacktbildern zu blocken.

Konkret will das Home Office laut Bericht fordern, dass jegliche Form von Nacktheit auf Bildschirmen ohne vorherige Altersverifikation blockiert wird. Als Verifikationsmethoden sind biometrische Checks oder der Upload offizieller Ausweisdokumente im Gespräch. Die Ankündigung soll zunächst als formelle Bitte erfolgen, nicht als gesetzliche Verpflichtung. Dennoch könnte der Vorstoß weitreichende Folgen für die Privatsphäre und Funktionsweise mobiler Betriebssysteme haben.

Die geplante Maßnahme geht deutlich über bestehende Kinderschutzfunktionen hinaus. Apple bietet bereits eine Funktion in der Nachrichten-App an, die explizite Bilder für Kinder verschwommen darstellt und eine Warnung anzeigt. Bei Betrachtung erscheint ein Pop-up mit Erklärung, und der Familienadministrator erhält eine Benachrichtigung. Diese Funktion ist jedoch auf die Nachrichten-App beschränkt und wirkt nicht systemweit.

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Der britische Vorschlag würde hingegen die Kamera-App, Teilen-Funktionen und die Bildanzeige in sämtlichen Anwendungen betreffen. Die Umsetzung würde voraussichtlich auf lokalen KI-Modellen basieren, die Bilder vor der Aufnahme, dem Teilen oder der Anzeige überprüfen. Technisch ähnelt dies Apples inzwischen eingestelltem NeuralHash-Projekt aus dem Jahr 2021, das an Datenschutzbedenken scheiterte.

Die britische Initiative reiht sich in eine wachsende internationale Tendenz ein, App-Store-Betreiber zentral für Alterskontrollen verantwortlich zu machen. In den USA fordert der App Store Accountability Act, dass Apple und Google die Altersverifikation zentral übernehmen, statt das jedem App-Entwickler zu überlassen. Apple lobbyiert aktiv gegen diesen Vorschlag, hat aber bereits die Declared Age Range API eingeführt, die Alterskorridore ohne genaues Geburtsdatum an Entwickler weitergibt.

In Deutschland beschlossen die Landesparlamente Ende 2025 eine JMStV-Novelle, die ab 1. Dezember 2027 Pornofilter auf Betriebssystemebene vorschreibt. Apple, Google und Microsoft sollen einen One-Button-Kindermodus anbieten, der Browser und Apps einschränkt. Parallel fordert das EU-Parlament ein Mindestalter von 16 Jahren für Social Media mit Verifikation über die EUDI-Wallet. In Deutschland befürworten 60 Prozent der Bevölkerung ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige.

Kritiker bezeichnen On-Device-Scans als Form der Überwachung, selbst wenn die Verarbeitung lokal stattfindet. Risiken umfassen Fehlalarme, potenzielle Massenüberwachung und Konflikte mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Der britische Online Safety Act von 2023 sieht bereits Altersverifikation für Pornoseiten vor. Diese Maßnahme kann jedoch weitgehend durch VPNs und Proxy-Server umgangen werden. Bei systemweiten On-Device-KI-Scans wären VPNs wirkungslos, da die Verarbeitung auf dem Gerät selbst erfolgt.

Unklar bleibt, ob die britische Forderung zunächst nur Mobilgeräte betrifft oder später auf Desktop-Betriebssysteme ausgeweitet wird. Eine Ausweitung auf Windows, macOS und Linux-Distributionen ist jedoch denkbar. Apple und Google haben sich bislang nicht zu den britischen Plänen geäußert.

(mki)