Ford stoppt Elektrofahrzeuge, was Milliarden kostet
Der rein elektrische Pick-up Ford F150 Lightning hat ausgedient, der elektrische Lieferwagen kommt erst gar nicht. DafĂĽr kommen serielle Hybride.
Der Frunk als Stauraum hat ausgedient. Dort kommt einer Stromgenerator hinein.
(Bild: Ford)
Ford passt seine Strategie an das politische Umfeld und die Nachfrage im Markt an. Der Autokonzern steigt aus dem Geschäft mit großen Kraftfahrzeugen mit reinem Elektroantrieb aus. Die Verluste konnte Ford auf Dauer nicht stemmen. Profit verspricht sich das Management von einem Pick-up mit seriellem Hybridantrieb und von einer ganz neuen Sparte: große Stromspeicher für Stromnetze und Rechenzentren.
Der letzte, rein elektrische Pick-up F150 Lightning ist bereits vom Band gerollt. Er war nicht profitabel, obwohl er der meistverkaufte Elektro-Pickup Nordamerikas war. Ein ursprünglich für 2025 vorgesehenes Elektro-SUV mit drei Sitzreihen wurde bereits voriges Jahr abgekündigt. Stattdessen sollten zwei elektrische Lieferwägen erscheinen, einer für Nordamerika, einer für Europa. Beide Vorhaben sind jetzt abgesagt. Es gab damit wohl keine Aussicht auf Gewinne. Im Oktober hat auch General Motors seinen elektrischen Lieferwagen vom Markt genommen.
Der Rückzug kommt Ford teuer zu stehen: In den nächsten zwei Jahren fallen dafür 5,5 Milliarden US-Dollar an. Außerdem sind bereits getätigte Investitionen in Anlagen wertlos, was Abschreibungen in Höhe von 19,5 Milliarden Dollar zur Folge hat, der Großteil davon noch im laufenden Quartal.
2030: 50 Prozent reine Verbrenner
Die neue Strategie sieht vor, dass 2030 noch die Hälfte aller neu verkauften Ford-Fahrzeuge reine Verbrenner sind. Die andere Hälfte sollen Verbrenner mit Hybridzusatz, reine Elektroautos oder Fahrzeuge mit seriellem Hybridantrieb stellen. Dabei werden die Räder elektrisch angetrieben, während ein – im Vergleich zu einem klassischen Verbrennermotor – effizienter Generator Strom liefert. Das kann man so bauen wie Nissan, also mit einem winzigen Akku, den aufzuladen sich nicht lohnt, oder mit einem ordentlichen Akku, der einen Großteil der üblichen Fahrten abdeckt, sodass nur bei längeren Fahrten oder bei erheblichen Lasten der Verbrennergenerator anspringen muss.
Ford nennt das EREV (Extended Range Electric Vehicle). Dafür will der Konzern den Namen F150 Lightning weiter verwenden. Der neue Pick-up, dessen Details und Erscheinungstermin noch offen sind, wird rein elektrisch fahren, im Frunk aber einen Generator haben, der unterwegs zusätzlichen Strom liefern kann. Dieser Generator soll auch andere Lasten, beispielsweise ein Haus oder Geräte auf einer Baustelle, mit Strom versorgen können.
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Im Ergebnis soll der seriell-hybride F150 Lightning im Vergleich zum Verbrenner-F150 deutlich effizienter sein und gleichzeitig ordentliche Anhänger ziehen können, auch über Distanzen. Die Reichweite (ohne Anhänger) soll 1.100 Kilometer übersteigen.
Dieses Jahr sind noch 83 Prozent aller neuen Fords reine Verbrenner. Nun plant Ford, neue Pick-ups und neue Lieferwägen zu entwickeln. Kunden sollen mehr Auswahl beim Antrieb haben: neben reinen Verbrennern auch parallel-Hybride und EREV (seriell-Hybride). Damit hofft Ford, in die Gewinnspur zu finden.
Keine KĂĽndigungswelle
Dennoch steht eine Plattform für Elektroautos in Fords Plänen. Ihr simpler Name lautet Universal EV Platform. Auf dieser Basis soll eine ganze „Familie kleinerer, hocheffizienter und leistbarer Elektrofahrzeuge” entstehen. Den Anfang soll, natürlich, ein „voll vernetzter” Pick-up mittlerer Größe im Jahr 2027 machen. Pick-ups verkaufen sich in Nordamerika einfach gut, und durch die „volle Vernetzung” möchte sich Ford auch nach dem Verkauf des Fahrzeugs laufende Einnahmen sichern.
Der abgesagte elektrische Lieferwagen für Nordamerika soll durch einen neuen Lieferwagen ersetzt werden, nach Wahl hybrid oder klassisch mit reinem Verbrenner. Von einem Ersatz für den für Europa angekündigten elektrischen Lieferwagen ist indes keine Rede. Dazu kommen bis zum Ende des Jahrzehnts noch drei weitere neue Fahrzeugmodelle, die „leistbar” sein sollen. Sonst macht Ford dazu keine Angaben, außer, dass nur ein neues Modell außerhalb der USA hergestellt werden wird.
Eine KĂĽndigungswelle kĂĽndigt der Konzern nicht an. Die bislang mit dem Bau des rein elektrischen F150 Lightning befassten Mitarbeiter werden zur Produktion der klassischen F150 abkommandiert. Dort werden sie eine dritte Schicht bilden. In Folge eines Feuers bei einem Metalllieferanten muss Ford einen ProduktionsrĂĽckstand aufholen.
Außerdem plant Ford, große Akkus für Stromnetze und Rechenzentren zu verkaufen. Das wird eine ganz neue Geschäftssparte für den Konzern.
(ds)