US-Zustelldienst Instacart stoppt KI-Preismanipulation

Selbes Produkt, selbe Zeit, selbe Filiale, Selbstabholung. Dennoch setzte Instacarts KI heimlich unterschiedliche Preise an. Der US-Dienst gelobt Besserung.

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Paradeiser und Gurken in einem Supermarkt

Symbolbild

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Der US-Zustelldienst Instacart stellt die heimliche Manipulation von Produktpreisen ein. Instacart ist ein Liefer- und Abholdienst für Lebensmittel aus unterschiedlichen Supermarktketten in den USA. Anlass für die Änderung ist die öffentliche Reaktion auf Testergebnisse von Verbraucherschützern. Sie haben festgestellt, dass Instacart eine Künstliche Intelligenz dafür nutzt, die Warenpreise der Supermarktketten zu variieren – selbst dann, wenn der Kunde gar keine Lieferung möchte, sondern die bestellte Ware selbst in der Filiale abholt.

Testkäufer legten zum selben Zeitpunkt dieselbe Ware in ihre Einkaufswägen – zur späteren Selbstabholung im selben Geschäft, um den Faktor etwaig unterschiedlicher Lieferkosten auszuschließen. Dennoch veranschlagte Instacart Preise mit hohen Unterschieden. Das zeigte der gemeinsam von Consumer Reports, Groundwork Collaborative und More Perfect Union durchgeführte Test des Kaufs alltäglicher Lebensmittel.

Bei drei Vierteln der Produkte schwankte der eCommerce-Preis um bis zu 23 Prozent. Ziel war offenbar, zu erraten, wie viel ein Kunde zu bezahlen bereit ist, und ihm möglichst viel abzuverlangen. Als das System ruchbar wurde, reagierte Instacart zunächst mit der Ausrede, dass die Läden selbst die Preise festlegen würden. Die Kette Target widersprach, die übrigen schwiegen.

Die Erkenntnis, nicht die gleichen Preise wie andere Kunden zu erhalten, habe „manche Leute an den Preisen, die sie bei Instacart sehen, zweifeln lassen”, schreibt die Firma nun in einem Blogpost. „Das ist nicht in Ordnung.” Ab sofort würden alle Preistests für einzelne Waren auf Instacart eingestellt. Würden zwei Familien zur selben Zeit dasselbe Produkt aus derselben Filiale bestellen, sollten sie dieselben Preise sehen.

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Auch die Supermarktketten könnten die von Instacart unter dem Markennamen Eversight beworbene, algorithmische Preissteuerung nicht mehr buchen. Zudem führt
Instacart aus, dass die Preismanipulation nicht aufgrund personenbezogener Daten oder Nachfrage und Angebot erfolgt sei.

Unverändert wird Instacart Werbeaktionen durchführen, sowohl in Kooperation mit Geschäften als auch mit Markenproduktherstellern. Zudem könne es weiterhin Preisunterschiede zwischen verschiedenen Filialen oder den im Laden zu zahlenden und den online verlangten Preise geben. Instacart drängt die Läden schon lange dazu, online und vor Ort dieselben Preise zu veranschlagen. Manche Ketten tun dies, andere nicht, etwa weil sie die mit Instacart verbundenen Kosten nicht auch auf jene Kunden umlegen möchten, die ohne Instacart zu nutzen, selbst im Laden einkaufen. Oder einfach weil sie Interesse daran haben, dass Verbraucher durch die Gänge wandern.

(ds)