Aus Infineons Speicherchip-Sparte wird Qimonda

Zum 1. Mai wird Infineon sein Speichergeschäft in eine unabhängige Firma auslagern, die vorerst als hundertprozentige Tochter des Halbleiterkonzerns operiert.

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Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern, nun hat der Chiphersteller Infineon es auch offiziell bekannt gegeben: Die Speicherchip-Sparte des Konzerns wird bereits zum 1. Mai 2006 ausgelagert. Zu diesem Datum soll das neue Unternehmen, das unter dem Namen Qimonda operieren wird, seine Tätigkeit als Aktiengesellschaft aufnehmen.

Zunächst wird Qimonda eine hundertprozentige Tochter von Infineon bleiben, es sei aber die klare Absicht, die Firma als "bevorzugten nächsten Schritt" an die Börse zu bringen. Angaben darüber, wo Qimonda an die Börse gebracht werden solle, machte Infineon bislang nicht; zuletzt hatte es geheißen, dass die Aktie in den USA platziert werden solle. Zuvor war auch über einen Börsengang in Asien spekuliert worden; die Pläne dafür waren aber angeblich auf wenig Interesse gestoßen.

Der Trennungsprozess sei auf organisatorischer und technischer Ebene zügig vorangeschritten, erklärte Infineon weiter, sodass die Ausgliederung zwei Monate vor dem ursprünglich geplanten Termin erfolgen könne: "Infineon Technologies und Qimonda sind zwei hochgradig fokussierte Unternehmen mit eindeutig definierten Strategien und klaren Perspektiven für ihre jeweiligen Kunden, Mitarbeiter und Investoren." Das Speichergeschäft ist starken zyklischen Schwankungen ("Schweinezyklus") ausgesetzt. Daher war die Sparte in den vergangenen Jahren für einen großen Teil der hohen Verluste bei Infineon verantwortlich. In guten Zeiten lässt sich mit den DRAMs aber auch viel Geld verdienen. Wegen der starken Schwankungen im DRAM-Geschäft will sich Infineon aber auf das stabilere Geschäft mit Logikchips konzentrieren.

Vorstandsvorsitzender von Qimonda wird nach den Plänen von Infineon Kin Wah Loh, seit Ende 2004 im Vorstand von Infineon und seit Mitte 2005 Chef der Speichersparte. Dort löste er den aufgrund der Schmiergeldaffäre im Zusammenhang mit Motorsport-Sponsoring zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz ab.

Wer sich über den Namen des neuen Speicherchip-Unternehmens wundert, sollte sich die Mitteilung von Infineon zu Gemüte führen, die versucht, der Namensgebung tieferen Sinn zu verleihen: "Name und Markenidentität von Qimonda bringen Philosophie und Charakter des neuen Unternehmens sowie die Vision und Werte zum Ausdruck, die das Unternehmen ausmachen", heißt es da. Qimonda habe universelle Namenseigenschaften, die weltweit wirkten. Dabei soll laut Infineon "Qi" für "atmende und fließende Energie" stehen. Für die eher nüchternen Westeuropäer liefert Infineon aber auch eine weniger esoterisch anmutende Erklärung mit: Die Interpretation als "Schlüssel zur Welt" (key-monda) sei im westlichen Kulturkreis offensichtlich. Auch die violette Farbe des Logos habe eine Bedeutung, sie stehe für den Führungsanspruch. Die organischen und impulsiven Formen sollen Kreativität und Geschwindigkeit symbolisieren.

Qimonda startet mit rund 12.000 Mitarbeitern weltweit und als viertgrößter DRAM-Hersteller; die Firma hat Zugriff auf fünf 300-Millimeter-Wafer-Verarbeitungslinien auf drei Kontinenten (eigene Werke in Dresden und Richmond/Virginia, Kooperation mit Nanya bei Inotera in Taiwan, Auftragsfertigung bei Winbond in Taiwan und Partnerschaft mit SMIC in China). Durch einen möglichst schnellen Übergang von der 90-Nanometer- zur 75-Nanometer-Fertigung von Speicherchips soll sich Qimonda einen Vorsprung erarbeiten. Infineon führt als weitere DRAM-Marke auch noch Aeneon. (ciw)/c't) / (jk)