CES

Startschuss für Intels "Sandy Bridge"-Prozessoren

Die Prozessorfamilien Core i3-2000, Core i5-2000 und Core i7-2000 bringen mehr Rechenleistung für Desktop-PCs und Notebooks.

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Heute startet Intels neue "Sandy Bridge"-Generation von Prozessoren für Desktop-PCs und Notebooks. Die CPU-Baureihen Core i3-2000, Core i5-2000 und Core i7-2000 lösen Core i3-500, Core i5-600, Core i5-700 und Core i7-800 ab – also die meistverkaufte Mittelklasse. Eine Pentium-Familie und sogar wieder einige Celerons mit Sandy-Bridge-Innenleben sollen später erscheinen. Alle neuen Prozessoren enthalten integrierte GPUs, die neue "Prozessorgrafik" nennt Intel HD 3000 (12 Execution Units) oder HD 2000 (6 EUs). Der Grafikprozessor und der schnelle HD-Video-Transcoder (QuickSync Video) schalten sich aber ab, sobald eine PCIe-Grafikkarte eingebaut wird, und sind auf Mainboards mit dem Chipsatz P67 nicht nutzbar. Die neuen Prozessoren laufen nicht auf den älteren LGA1156-Mainboards, sondern nur auf LGA1155-Boards mit Chipsätzen der Serie 6 (Cougar Point). Umgekehrt passen LGA1156-Prozessoren nicht in die LGA1155-Fassung.

Zwar trommelt Intel schon seit Monaten für die neuen Prozessoren und bestätigte nun im Wesentlichen die längst bekannten Informationen zu den lieferbaren Produkten für Desktop-PCs und Notebooks sowie zu deren Preisen. Doch einige wichtige Details hat sich Intel für den offiziellen Starttermin anlässlich der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas aufgehoben. So gibt es für Notebooks nun die unter dem Codenamen Soda Creek entwickelten Mini-SSDs der Serie 310, die mit ihrem mSATA-Anschluss wie PCI Express Mini Cards aussehen. Sie erleichtern in Notebooks die bei Desktop-PCs wegen der hohen SSD-Preise beliebte Tandem-Konfiguration aus schneller, aber "kleiner" SSD plus billiger Magnetfestplatte.

Auch die Serie-6-Chipsätze P67, H67 und Q67 für Desktop-PC-Mainboards sowie PM67, HM67, HM65, UM67, QM67 und QS67 für Notebooks besitzen die vorab erwarteten technischen Eigenschaften: PCI Express 2.0 nun auch an den PCIe-x1-Ports, zwei SATA-6G- plus 4 SATA-II-Ports, aber noch immer kein USB 3.0 und bei P67/H67 auch kein PCI mehr. Für billigere Mainboards kommen noch H61 und B65.

In die CPU-Fassung LGA1155 passen nur die neuen Intel-Prozessoren.

Über die Performance der neuen Prozessoren sind bisher erst wenige Aussagen möglich, weil Intel der Presse zunächst nur zwei der teuersten Quad-Cores zur Verfügung stellte. Beide gehören zu den leicht übertaktbaren "K"-Typen und enthalten als einzige unter den Desktop-PC-CPUs die stärkere HD-3000-Grafik. Während auch alle Mobilprozessoren mit HD 3000 kommen, steckt in den anderen Desktop-PC-Chips nur die HD 2000. Die HD-3000-GPU ist deutlich schneller als alle bisherigen Onboard-GPUs und kommt von der Performance her an 40-Euro-Grafikkarten wie die AMD Radeon HD 5450 heran. Sie ist aber langsamer als eine Nvidia GeForce GT 220.

Die neuen Prozessoren übertakten sowohl ihre CPU-Kerne als auch die GPU bei Bedarf; Turbo Boost Technology 2.0 (TBT 2.0) kann nun kurzzeitig sämtliche CPU-Kerne übertakten, auch wenn der Prozessor dann die spezifizierte Thermal Design Power (TDP) überschreitet. Je nach vorheriger Auslastung reizt der Prozessor so die Wärmekapazität des Kühlsystems bis zu etwa 25 Sekunden lang aus – das beschleunigt manche Anwendungen sowie auch Benchmarks mit kurzer Laufzeit.

Das neue LGA1155-Flaggschiff Core i7-2600K (3,4/3,8 GHz, 8 MByte L3-Cache, Hyper-Threading) räumt eine Reihe von Benchmark-Rekorden ab; nur mit Software, die sämtliche CPU-Kerne auslastet, sind Intels teure Hexa-Cores ab Core i7-970 in wenigen Disziplinen schneller. Den Core i5-2500K (3,3/3,7 GHz, 6 MByte L3-Cache, ohne Hyper-Threading) verkauft Intel nicht viel teurer als den aktuellen Core i5-760, aber der Neuling ist deutlich leistungsfähiger. Mit angepasster Software rechnen die Sandy-Bridge-CPUs noch schneller: Unter Windows 7 mit Service Pack 1 können Programme die Befehlssatzerweiterung AVX nutzen, welche 256-Bit-Datenpakete verarbeitet und damit theoretisch die doppelte Performance von SSE (128 Bit) liefert; Intel verspricht im hoch optimierten Linpack 86 Prozent mehr Rechenleistung. In den teureren Sandy-Bridge-Prozessoren ist die Befehlssatzerweiterung AES-NI für kryptografische Berechnungen nutzbar, von der Programme wie WinZip 14, 7-Zip 9.2 oder TrueCrypt 7 profitieren.

Wie bisher, schaltet Intel Trusted Execution Technology (TXT, mit TPM), die I/O-Virtualisierung VT-d und die Fernwartungsfunktionen AMT inklusive Remote KVM nur bei bestimmten Prozessoren in Verbindung mit den vPro-Chipsätzen Q67, QM67 und QS67 frei. Letzterer steckt in einem besonders kleinen Gehäuse für schlanke Notebooks. AVX wiederum wird den Pentiums fehlen. [Update:] Auch bei manchen P67-Mainboards ist VT-d nutzbar, etwa bei Intels DP67BG. [/Update]

Optisch unterscheiden sich LGA1155- und LGA1156-Boards kaum.

(Bild: Intel)

Zu den Neuerungen der Sandy-Bridge-Grafik gehört HDMI 1.4: Die Prozessoren decodieren stereoskopische 3D-Videos von Blu-ray Discs mit geringer CPU-Last und geben sie per HDMI an TV-Geräte aus, allerdings wohl mit 24,0 Bildern pro Sekunde und nicht spezifikationstreu mit 23,976 fps. Die stereoskopische 120-Hertz-Ausgabe von 3D-Spielen auf Dual-Link-DVI-Displays ist unmöglich – dazu wäre die GPU einerseits zu schwach, andererseits unterstützen die Grafik-Ports nur noch Single-Link-Verbindungen. Für hochauflösende Displays ist der DisplayPort (DP) vorgesehen.

Praktisch alle Mainboard-Hersteller haben bereits LGA1155-Boards angekündigt, darunter viele mit USB-3.0-Adapterchips. In unseren Test mit den Intel-Boards DP67BG (Burrage) und DH67BL (Bearup Lake) erreichten diese zwar 197 MByte/s beim Lesen per USB 3.0 Superspeed, aber nur etwa die Hälfte beim Schreiben. Mehr Mainboards als bisher ermöglichen das Booten von Betriebssystemen via UEFI; nur so lässt sich Windows 7 x64 auf GPT-verwalteten Festplatten mit mehr als 2 TByte Kapazität installieren. Intels SATA-AHCI- und RAID-Treiber Rapid Storage Technology (RST) soll ab der Version 10.1 mit 3-TByte-Laufwerken umgehen können und ab 10.5 mit RAIDs hoher Kapazität.

Neu ist auch die Unterstützung für (ungepufferte) Speichermodule mit DDR3-SDRAMs, die jeweils 4 Gigabit speichern: Damit werden 8-GByte-UDIMMs wie das Samsung M391B1G73AH0 möglich und insgesamt bis zu 32 GByte Hauptspeicher.

Mehr Informationen zu den Sandy-Bridge-Prozessoren liefert c't 3/11, die ab 17. Januar am Kiosk oder auf dem iPad erhältlich ist. (ciw)