Apple will an Zeitungsabos mitverdienen

Neue Spielregeln: Ab 1. April sollen belgische und niederländische Verleger ihre iPad-Leserschaft nur noch über den App-Store versorgen.

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Apple verschärft offenbar die Regeln bei der Abwicklung von Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements für das iPad. Belgische und niederländische Medien berichten, dass sie ab dem 1. April nach einer Anweisung von Apple den zahlenden Abonnenten ihrer gedruckten Ausgaben nicht mehr selbst die Digital-Version kostenlos via App liefern dürfen. So meldet die niederländische NRC media mit dem Handelsblad ein entsprechendes Schreiben von Apple erhalten zu haben. Der Bericht wird auch von vielen Quellen aus den Benelux-Ländern aufgegriffen und bestätigt. "Apple verändert die Regeln, während das Spiel läuft," sagte Gert Ysebaert vom Belgischen Verlagshaus Corelio gegenüber der Zeitung De Tijd.

Die Verleger befürchten, bald nicht nur die zahlenden Abonnenten der Print-Version nicht mehr kostenlos auf dem iPad bedienen zu können. Es geht vor allem um das erwartete Geschäft mit rein digitalen Zeitungen. Bisher war es möglich, die zugehörige App über Apples App-Store anzubieten, die einzelnen Ausgaben aber von den eigenen Servern auszuliefern und auf eigene Rechnung zu kassieren. Apple möchte nun offenbar auch am Verkauf der Inhalte die üblichen 30 Prozent Anteil haben.

Die Verleger befürchten aber nicht nur geringere Einnahmen, ihnen könnte auch der direkt Kontakt zu den Kunden verlorengehen, da sie von Apple nicht einmal eine Liste mit den Beziehern der Abos bekommen sollen. "So werden wir zu reinen Content-Lieferanten für Apple", beschwert sich Ernst-Jan Pfauth von NRC-online.

Apple arbeitet Berichten zufolge zusammen mit Rupert Murdochs News Corporation an einer eigenen iPad-Zeitung "The Daily". Deren Starttermin soll allerdings gerade wegen Schwierigkeiten mit dem Abrechnungssystem um einige Wochen verschoben worden sein. Die Zeit könnte Apple jetzt nutzen, um seine Vorstellungen vom Zeitungsvertrieb durchzusetzen – vorerst ist dies aber nur für die Beneluxstaaten bekannt geworden.

Die liberale Partei VVD in den Niederlanden will nun die Medienaufsicht einschalten (Nederlandse Mededingingsautoriteit, NMa), um untersuchen zu lassen, ob Apple seine marktbeherrschende Stellung missbraucht. Parteimitgleider wollen auch ihre Kontakte zur EU-Medienkommissarin Neelie Kroes nutzen, um Apples Vorgehen unter die Lupe nehmen zu lassen. Kroes ist Mitglied in der VVD. (jes)