SCO vs. Linux: Novell ruft internationales Schiedsgericht an

Im Streit zwischen SCO und Novell um die Rechte an Unix System V hat Novell die Internationale Handelskammer eingeschaltet: SCO soll gegen Verträge zwischen Caldera und Novell verstoßen, die Veröffentlichungsrechte von Unix-Code festlegten.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Streit zwischen der SCO Group und Novell um die Rechtsinhaberschaft an Unix System V hat Novell das Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer in Paris angerufen. Das für internationale Handelsverträge zuständige Schiedsgericht soll die Frage klären, ob die SCO Group mit ihrem Vorwurf, dass Novell mit dem Vertrieb von Suse Linux das Unix-Copyright verletze, nicht gegen einen Vertrag verstößt, den der SCO-Rechtsvorgänger Caldera abgeschlossen hatte. Im Jahre 2002 hatte Caldera zusammen mit den Linux-Distributoren Connectiva, Suse und TurboLinux einen Vertrag abgeschlossen, der die Entwicklung einer gemeinsame Linux-Distribution unter dem Namen UnitedLinux vorsah. Dieses Projekt erfuhr zeitweise eine breite Unterstützung, scheiterte aber letztlich daran, dass sich Caldera unter dem Namen SCO Group neu aufstellte und sich von der gemeinsamen Linux-Entwicklung zurückzog.

Die Verträge des UnitedLinux-Projektes sind nicht öffentlich verfügbar. Sie sollen aber eine Passage enthalten, nach der sich alle am Projekt beteiligten Firmen verpflichten, einander nicht zu verklagen, wenn der jeweils einzubringende Sourcecode in das Gemeinschaftsprojekt veröffentlicht wird. Auf einen derartigen Passus deuten Novells Eingaben vor dem Pariser Gericht hin, die die Groklaw-Beobachter veröffentlichten. Nach den Regeln des Schiedsgerichts hat SCO beginnend von der Klageeinreichung am 10. April 30 Tage Zeit, auf die Vorwürfe von Novell zu antworten. Danach hat wiederum Novell 30 Tage Zeit mit seiner Antwort, ehe das Schiedsgericht entscheiden kann. Im Gegensatz zu den amerikanischen Gerichtsverfahren zwischen Novell und SCO beziehungsweise SCO und IBM, die jeweils noch in der Phase der Voruntersuchung stecken, kann ein Schiedsgericht wesentlich zügiger entscheiden. Möglicherweise ist das der Grund, warum Novell als Rechtsnachfolger von Suse diesen "Nebenkriegsschauplatz" eröffnet.

Ein anderer Grund mag in der zeitlichen Abfolge liegen: Die letzten Verträge des UnitedLinux-Projektes wurden von allen Beteiligten unterzeichnet, ehe Caldera zur SCO Group umfirmierte. Wenige Tage nach der Vertragsunterzeichnung stieß der heutige SCO-Chef Darl McBride zur Firma. Dieser ließ die Linux-Projekte stoppen und installierte danach das Prozess- beziehungsweise Lizenzgeschäft als neuen Erwerbszweig der SCO Group. Indem Novell die Geschichte von UnitedLinux klären lässt, macht es die amerikanische Gerichte auf die Besonderheiten bei der Entstehung der SCO Group aufmerksam.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)