Negativpreis "Verschlossene Auster" geht an Atomkonzerne

Der Verein "Netzwerk Recherche" kritisiert EnBW, E.On, RWE und Vattenfall für "exzessiven Lobbyismus". Vertreter der Konzerne wehrten sich auf der Preisverleihung gegen die Vorwürfe.

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Sprecher von EnBW, E.On, RWE und Vattenfall nahmen den Preis entgegen und stellten sich der Kritik der Journalisten.

(Bild: Netzwerk Recherche)

Der Journalistenverein Netzwerk Recherche hat seinen Negativpreis Verschlossene Auster an die vier Konzerne EnBW, E.On, RWE und Vattenfall verliehen. Die Atomkraftwerksbetreiber hätten Jahrzehnte lang die Wahrheit verdreht und die Politik massiv unter Druck gesetzt, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Bisher sei der Negativpreis stets an Informations-Blockierer gegangen, erklärte Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung in seiner "Laudatio". Die Atomindustrie kommuniziere hingegen "wie der Teufel". Trotzdem habe sie sich den Preis verdient: für einseitige Information, Verharmlosung von Gefahren und exzessiven Lobbyismus. Prantl forderte die Konzerne auf, an der Energiewende mitzuarbeiten.

Heribert Prantl: "Die Atom-Konzerne werden ausgezeichnet für das Verschweigen und Herunterspielen von Unfällen."

(Bild: Netzwerk Recherche)

E.On-Sprecher Guido Knott versprach in seiner Gegenrede, dass seine Branche "ihren Beitrag zur Wende" leisten werde. Die "Auster" nehme er zwar entgegen, aber nicht an. Er warf der Jury vor, offenbar alle Vergabekriterien über Bord geworfen zu haben – aufgrund politischer Motive. Die Energiekonzerne hätten die Öffentlichkeit stets mit Auskünften versorgt. Knott sprach auch für EnBW, RWE und Vattenfall, die ebenfalls Vertreter zur Preisverleihung geschickt hatten.

In den vergangenen Jahren erhielten unter anderem der ehemalige Innenminister Otto Schily, der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, der Bundesverband der Banken und die Katholische Kirche die "Verschlossene Auster". (cwo)