Whitman löst Apotheker an HP-Spitze ab

Kurz nach Börsenschluss in den USA hat HP bekannt gegeben, dass Léo Apotheker von seinem Posten als CEO zurückgetreten ist. Die ehemalige eBay-Chefin Meg Whitman soll ihm nachfolgen.

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Léo Apotheker ist nicht mehr länger CEO des IT-Konzerns HP. Er ist mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurückgetreten. Diesen soll nun die ehemalige eBay-Chefin Meg Whitman einnehmen, die bisher im HP-Verwaltungsrat saß. Das gab HP kurz nach Börsenschluss in New York bekannt.

Apotheker hatte vor einem Monat mit einem radikalen Strategieschwenk Aktionäre und Kunden verärgert. Sein Plan, die PC-Sparte abzustoßen und auf Software zu setzen, war allerdings damals auch vom Verwaltungsrat unterstützt worden.

Nachdem über Apothekers Ablösung in diesen Tagen spekuliert wurde, zog der Kurs der HP-Aktie kräftig an. Apotheker hatte im Oktober 2010 das Lenkrad von Mark Hurd übernommen, nachdem dieser wegen einer undurchsichtigen Affäre mit einer externen Mitarbeiterin gehen musste.

Meg beziehungsweise Margaret C. Whitman stieg im März 1998 bei eBay ein, als das Unternehmen 34 Mitarbeiter hatte. Als sie zehn Jahre später aus freien Stücken von ihrem Chefposten zurücktrat, hatte eBay mehr als 15.000 Mitarbeiter und setzte über sechs Milliarden Euro im Jahr um. Im November 2010 scheiterte sie mit dem Versuch, Nachfolger von Arnold Schwarzenegger als Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien zu werden. Dieses Jahr trat sie in den HP-Verwaltungsrat ein.

[Update]:
"Wir befinden uns in einer kritischen Phase und wir brauchen eine erneuerte Führung, um unsere Strategie erfolgreich umzusetzen und unsere Marktchancen in der Zukunft zu nutzen", sagte laut dpa der Verwaltungsratsvorsitzende Ray Lane, der selbst eine aktivere Rolle im Management übernehmen wird. Üblicherweise hat der Verwaltungsratschef nur eine Kontrollfunktion.

Es ist unklar, inwieweit die neue Konzernchefin die jüngsten Entscheidungen überhaupt noch zurückdrehen kann oder will. Die rund 10 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Autonomy dürfte sich zumindest nicht so einfach abblasen lassen. Immerhin hat sich HP bei der Trennung von der PC-Sparte ein Hintertürchen offengehalten und versichert, dass noch nichts endgültig entschieden sei. Ob und wie sich eventuell auch Korrekturen an der Entscheidung ergeben, die WebOS-Sparte aufzugeben, ist bislang noch völlig unklar.

Verwaltungsratschef Lane dankte Apotheker trotz aller Querelen ausdrücklich für seine Arbeit: "Der Verwaltungsrat ist aber der Ansicht, dass der Posten des HP-Chefs nun weitere Eigenschaften verlangt, um die Firmenstrategie erfolgreich umzusetzen. Meg hat die gesuchten operativen und kommunikativen Fähigkeiten." Während ehemalige Mitarbeiter Apotheker einen schroffen Führungsstil nachsagen, gilt Whitman als gute Kommunikatorin.

Apotheker hatte am 1. November vergangenen Jahres das Ruder bei HP übernommen. Seit er an der Spitze steht, verlor die HP-Aktie fast die Hälfte ihres Werts. Am Donnerstag legte das Papier nachbörslich leicht zu. Für Apotheker ist es schon der zweite Tiefschlag in Folge. Bei SAP hatte er den Spitzenposten nach Differenzen mit Gründer Hasso Plattner ebenfalls nach weniger als einem Jahr als alleiniger Firmenchef räumen müssen. Ein kleiner Trost bleibt Apotheker: Weil HP den Deutschen für mehrere Jahre verpflichtet hatte, darf er sich auf eine satte Abfindung einstellen. Die Berechnungen in US-Medien reichen von rund 9 bis 35 Millionen Dollar, die dem Manager noch zustehen könnten. Der Konzern selbst ließ dies bislang offen.

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(anw)